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General
Ich könnte rausgehen, mich in die Universität schleichen und Traven seine Robe klauen, dachte Malukhat und grinste innerlich. Das Liegen beruhigte ihn, obwohl er nicht sagen konnte, dass es sonderlich bequem war. Die daedrische Rüstung unterband so ziemlich jeden Bewegungsversuch und der Erzmagier sah seine Tochter bereits vor sich, wie sie ihn mit dem Dosenöffner wieder herausschnitt, weil er von alleine nicht mehr auf die Beine kam.
… Und wenn ich schon mal bei Traven bin, dann kann ich auch gleich seinen Zauberstab mitgehen lassen, führte er den Gedanken weiter. Musste schon ein schickes Ding sein, obwohl er es bisher noch nicht mal aus der Entfernung hatte begutachten können. Aber ob schick oder nicht: Als Feuerholz würde er sich mit Sicherheit eignen. Andererseits könnte er Travens Stab aber auch dem Rundohr am Empfang unterjubeln, wenn dieses gerade schlief. Das wäre schon ein Spaß zuzusehen, wie die Wachen hierher kamen und sie mit großem Trara abführten, einen selbstzufriedenen Hannibal Traven im Schlepptau, der es mal wieder geschafft hatte, einen ganz bösen Verbrecher festzunageln. Ja, es war sogar wahrscheinlich, dass er sie für eine Mitstreiterin jener aus der Magiergilde ausgeschlossenen Totenbeschwörer halten würde, die sich – vollkommen grundlos natürlich! – entschieden hatten, irgendeinen Beschwörungszauber mit dem Stück Holz anzustellen.
Traven musste schon ein paranoider alter Sack sein.
Malukhat legte den Gedanken beiseite. Er würde ihn ohnehin nicht in die Tat umsetzen, obwohl es sicherlich lustig wäre. Nur leider nicht auf Dauer. Und er suchte ja ein Arrangement, dass ihn für eine Weile beschäftigt hielt. Dann riss er die Augen auf.
„Ich hab’s!“, rief er und setzte sich schwungvoll auf, dass die Rüstung protestierend knarrte. „Ich mache eine Reise nach… Ahem?“ Der Blick des Dunmers fiel auf eine Frau, die sich in schleichender Haltung neben dem Tisch postiert hatte. Einen Schwenk weiter sah er ihren Arm, ihre Hand und am Ende dessen sein Geld. Wütend stand er auf und starrte auf diese Bosmer hinab, die es gewagt hatte, auch nur auf den Gedanken gekommen zu sein, sich an seinem Geld zuschaffen zu machen.
„Kennt ihr euch?“, fragte er und fixierte die Frau mit den Augen. „Mein Geldbeutel hat mir überhaupt nicht erzählt, dass er Freunde in der Stadt hat.“
Langsam zog er sein Silberschwert aus der Scheide. „Na, dir werde ich beibringen was es heißt, mich bestehlen zu wollen.“
Malukhat holte zu einem Schlag aus – dieser sollte die Bosmer natürlich nicht treffen. Bei Sheogorath, er war ja kein verrückter Schlächter! Aber ein bisschen Angst machen bevor er die Wachen rief, das wollte er schon. Nur leider kam er nicht dazu, denn sein Schwertarm hing trotz großer Mühe hinter seinem Rücken fest. Die Kraft des Schwunges verging und der Schmerz setzte ein, als sein Arm weiter nach hinten gezogen wurde.
„Vater? Was soll das?“
„Das sollte ich wohl eher dich fragen“, knurrte Malukhat seine Tochter an, die sich an seinem Arm festhielt. „Willst du mir den Arm brechen?“ Sie schien sich zu vergewissern, ob ihr Vater nicht doch noch einen Versuch starten würde, das Schwert zu erheben, dann ließ sie ihn los und er verstaute das Schwert wieder in der Scheide.
„Das wäre dir wenigstens eine Lehre gewesen!“ Joplaya stemmte die Arme in die Seiten und schenkte ihm einen strengen Blick, der Kindheitserinnerungen hoch holte. „Einfach so irgendwelche Leute töten wollen – mitten in einem Hotel! Wie kannst du auch nur auf die Idee kommen? Stell’ dir vor, die Leute hätten das morgen im Rappenkurier gelesen: Erzmagier tötet unschuldige Bosmer in Hotel. Was denkst du dir eigentlich? Willst du unseren Ruf ruinieren?“
Wenn Malukhat es recht bedachte, gab es da eigentlich nicht mehr viel zu ruinieren.
„Und stell’ du dir vor“, konterte er, „die Leute würden morgen im Rappenkurier lesen, ich hätte dieser ach so unschuldigen Diebin dingfest gemacht.“
Mit offenem Mund sah Joplaya ihn an: „Sie hat dich bestohlen? Was denn?“
„Nun ja… also, gestohlen hat sie mir nichts. Aber sie war dabei.“
Seine Tochter verzog ihre hübschen Züge zu einem ’Na klar’-Ausdruck. So sah sie ihn immer an, wenn sie glaubte, er würde sich nur heraus reden. Und da sollte noch mal einer daher kommen und behaupten, Ehrlichkeit brächte einen weiter.
„Entschuldigt bitte sein Verhalten“, wandte Joplaya sich zum Unmut Malukhats an die Bosmer. „Mein Vater ist manchmal ein bisschen cholerisch, nehmt ihm das nicht übel. Aber wo sind nur meine Manieren! Mein Name ist Joplaya und der raue Klotz da, das ist Malukhat. Erzmagier Malukhat von Vvardenfell, deshalb nimmt er sich ab und an selbst ein bisschen zu wichtig. Er wird Euch natürlich für sein schlechtes Benehmen entschädigen. Aber habt Ihr wirklich versucht, ihm Geld zu stehlen? Kann ich mir gar nicht vorstellen, Ihr seht so freundlich aus. Wie wäre es, wenn Ihr heute im Tiber Septim übernachtet und morgen mit uns frühstückt? Das ist doch eine tolle Idee, nicht wahr?“
Die Bosmer kam gar nicht zum Antworten und dass seine Tochter es mal wieder geschafft hatte, jemanden in Grund und Boden zu reden, milderte Malukhats Wut ein wenig. Aber auch wirklich nur ganz wenig. Denn als sie „Das beste und schönste Zimmer für die junge Frau hier!“ rief, hätte er sie am Liebsten erwürgt. Das Rundohr nannte ihm den Preis und es war klar, dass diese Nacht eine der schlimmsten seines Lebens sein würde. Warum bat Joplaya ihn nicht gleich darum, seine Leber zu spenden?
Sie hakte sich bei ihm unter und sagte: „Na, nun bezahl schon.“
„Ich hasse mein Leben“, knurrte er leise in das Gesicht des Rundohrs, das mit einem breiten Grinsen einen ganzen Haufen Geld in Empfang nahm.
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