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Ritter
Nachdem sich Karrods Herz ein wenig beruhigt und er ein paar Standard-Dehnübungen gemacht hatte (schlichtweg ein grässliches Gefühl, mit verspannten Muskeln kämpfen zu müssen - fast so schlimm, wie sich mit einem Kater gegen einen Banditen zur Wehr setzen zu müssen), machte er sich daran, die Halle, die an die Treppe grenzte, etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Seine Gefährten hatten zwar noch nicht zu ihm aufgeschlossen, aber er war zu begierig darauf, zu wissen, was sich hinter der nächsten Türe versteckte. Zudem schien es, als hätte Asharr ebenfalls einen Weg gefunden, den Klingenwald unbeschadet zu durchqueren - er blockierte ganz einfach den ganzen Mechanismus mit Rüstungsteilen. Auch eine Möglichkeit, dachte sich Karrod und grinste innerlich. Nicht ganz so feinfühlig, aber das passte voll und ganz zum Wesen des grünen Völkchens.
Etwas leer, die Halle, dachte sich Karrod entäuscht. Wo bleiben denn die Gastgeber? Man lässt doch seine Gäste nicht warten, verflucht! Er wollte gerade kehrtmachen, als er plötzlich eine Art Schatten ausmachte - wenn man das Schatten nennen konnte. Er hatte den Eindruck, dass die Luft, beziehungsweise ein schmaler Streifen unmittelbar vor ihm, auf eine Weise zu flimmern schien, ein ganz feines Wabbern, als würde er sich mitten in einer Wüste befinden. Herrje, bald würde er wohl noch Gespenster zu sehen beginnen! Dabei fühlte er sich noch gar nicht müde. War das das Alter, das sich langsma bemerkbar machte? Blödsinn! Schliesslich war er erst 35 Jahre alt und man war ja schliesslich so alt wie man sich fühlte und - da gewahrte er plötzlich einen warmen Luftzug, wie es sich jeweils im Nacken anfühlte, wenn man dicht gedrängt auf der Tribüne in der Arena steht. Und roch es nicht plötzlich nach Bier? Instinktiv trat Karrod einen Schritt zur Seite - keine Zehntelsekunde zu früh, denn er fühlte einen Sekundenbruchteil später eine Klinge über seine Schulterplatte kreischen, nur wenige Zentimeter von seiner Kehle entfernt. "Was zum Henker!", rief Karrod laut aus, laut genug, dass es wohl auch seine Gefährten vernahmen. Was ging hier vor? Dann folgte ein weiterer Schlag aus dem nichts, dieses Mal gegen seine Brust. Karrod wurde zurückgeworfen und zog noch im selben Moment sein Schwert. Unsichtbare Gegner? Er war verwirrt. Er kam mit der verdammten Absicht hierher, Daedras über den Haufen zu hauen und spektakuläre Kämpfe zu streiten, Mann gegen Mann, oder halt Mann gegen Biest, das war ihm egal, aber was erwartete ihn hier? Nach gigantischen Sensen jetzt auch noch unsichtbare Meuchler? Die Sensen waren wenigstens so anständig, sichtbar zu sein, aber das setzte dem Ganzen die Krone auf! Er begann, sich im Laufschritt im Kreis zu bewegen, um dem Unsichtbaren den Weg zu seiner Kehle möglichst schwer zu gestalten und löste den Schild vom Rücken. Den Umhang wickelte er um seinen Hals, wie einen Schal - der dicke, raue Stoff würde die Dolchhiebe vorerst abwehren - hoffte er.
Er hieb einige Male in die Luft vor ihm, dann machte er einige Rundumschläge, aber der Stahl machte nie Bekanntschaft mit dem Fleisch seines unsichtbaren Gegners. "Zeig dich, wenn du Mann, oder äh, Biest genug bist, du Hund oder du Biest oder was auch immer!", rief Karrod zornig in den Raum hinein, "Such dir was aus, aber zeig dich gefälligst!" Was seine Gefährten wohl dachten, wenn sie jetzt den Raum betraten? Da stand er, mitten im Raum, wild mit seinem Schwert herumfuchtelnd als hätte er einen epileptischen Anfall und beleidigte laut die Wände um ihn herum. Er wollte gar nicht wissen, was das für ein Bild ergeben musste. Hoffentlich reagierten sie schnell, sonst könnte das böse für sie alle ausgehen.
Ein Blitz, der plötzlich durch den Raum fegte, liess ihn zusammenzucken. Auch noch Magie? Heute läuft aber auch alles schief! Karrod wollte gerade wieder zu fluchen beginnen, als er Drakos und Asharr registrierte (Wo war Kamahl?) - wahrscheinlich war der Blitz von einem der beiden gekommen. Er wollte seinen Gefährten eben eine Warnung zurufen, als er sah, wie Drakos ebenfalls aus dem nichts getroffen wurde, aber scheinbar unbeschadet davonkam und etwas von "Assassine" murmelte. Das war die Erklärung! Der Knilch, der ihn gerade umzubringen versuchte, war einer dieser miesen, kleinen Meuchelmörder, der wohl einen Chamäleons-Zauber auf sich wirken liess. Das war Karrod gar nicht eingefallen, da er den Alltag nicht aus der Magier-Warte zu betrachten pflegte. Deshalb auch der Geruch nach Bier! Der Kerl hatte wohl noch eine Fahne vom vergangenen Abend. Amateur.
Tja, fragte sich nur, wie sie den Typen erledigen wollten. Mit der Zeit würde es wohl etwas ermüdend werden, wild um sich schlagend durch den Raum zu rennen. Blieb nur, zu hoffen, dass einem seiner Magie-Kumpels was einfiel.
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