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Kämpfer
Straße südlich von Bruma
Der Spaziergang war herrlich. Melian war schon eine ganze Weile gegangen und es begann langsam dunkel zu werden. Bis sie zurücksein würde war es sicher Nacht. Allerdings ließ sie sich nicht davon stören. Sie war in Gedanken versunken. Was für ein mensch wurde da gerade aus ihr? Eigentlich passten die Ereignisse der vergangenen Zeit gar nicht zu der Melian, die sie kannte. Wo um alles in Cyrodiil hatte sie nur den Mut hergenommen der Kriegergilde beizutreten? Trotz aller Verwirrung gefiel sie sich aber auch. Wahrscheinlich wurde sie endlich erwachsen.
Eine Bewegung riss sie aus ihren Träumereien. Was war denn das? Vor ihr auf dem Weg bewegte sich in der Dämmerung etwas auf sie zu. Meine Güte, was auch immer es ist, es ist unfassbar groß. Und schnell. Melian erstarrte. Es sah so unheimlich aus. Langsam konnte sie eine Gestalt ausmachen, die der eines Elfen glich. Aber so riesig? Und die Hand erhoben? War das wirklich ein Streitkolben?
"Erklärt eure Absichten und wagt es nicht zu lügen", rief es ihr entgegen. Die Stimme klang drohend und einschüchternd. Inzwischen war das seltsame Wesen so nahe gekommen, dass sie es genauer erkennen konnte. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Vor ihr stand ein Dunmer. Er trug rotes Haar und eine sehr seltsam anmutende Kluft. Sein Blick war eisig. Dieser Dunmer war nicht von hier. Verdammt, natürlich. Das muss derjenige sein, vor dem mich die Stadtwache noch gewarnt hatte. Naives Kind. Der Riese hielt einen Eisenpfeil in der Hand und stierte ständig auf ihren Köcher. Was wollte er nur? Als er merkte, dass sie gar nicht wusste, um was es ging, erklärte er aufgebracht und wütend, dass auf ihn geschossen worden sei. Sie sei die einzige, die weit und breit unterwegs war und müsse deshalb die Schützin gewesen sein. Eisige Schauer durchzuckten Melian. Sie kannte das alles nur zu gut.
Schönes Bruma. Schöne Natur. Der kalte Wind und der knirschende Schnee unter ihren Füßen ließen sie alles Leid vergessen. Sie war meisten barfuß unterwegs. Die Schmerzen von der eisigen Kälte, die ihre Füße nahezu erfrieren ließen, hatte sie schon immer geliebt. Es war so befreiend und lenkte sie ab, machte ihren Kopf frei ganz die bewusst herbeigeführten Qualen aufzunehmen.
"Gib mir dein Geld oder zahle mit deinem Leben." Es war das erste Mal, dass jemand sie bedroht hatte. Außer Pfeil und Bogen, die sie sich seinerzeit vom Bruder geliehen hatte, hatte sie nichts dabei. Aber noch war ihr Wille nicht gebrochen, noch war sie eine Kämpfernatur, wollte nicht aufgeben. Und so kämpfte sie, schoss, wich den Schläfen des Glasschwertes aus, fühlte Erleichterung, als Hilfe herbeikam. Schoss wieder, entschlossen zum Kampf, aber den schwersten Fehler ihres Lebens begehend. Sie traf den Wachmann. Sekunden wurden zu Stunden, alles verlief in Zeitlupe. Beschuldigung, Verhaftung, Gefängnis. Und die längste Zeit ihres Lebens.
"Aber, ich... Ich... Also ich meine, ich habe nicht geschossen. Wie soltle ich denn, ich hatte euch noch gar nicht gesehen, ich bin keine gute Schützin! Das muss ein Irrtum sein, bitte, so hört doch auf mich, Ihr seid mir überlegen, ich würde Euch nie angreifen. Bitte..." Sie begann zu schluchzen. Alles würde sich wiederholen. Sie verstand einfach nicht, wieso ihr das Schicksal jedesmal so übel mitspielte. Aber lieber sollte dieser riesige Dunmer sie töten, als dass sie nochmals ins Gefängnis musste. Wieso waren es in ihrem neuen Lebensabschnitt eigentlich immer die Dunmer, die sie in solche Situationen brachten? Oder war sie es selbst?
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