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Kämpfer
Bravil, Kriegergilde
Die Sonne schien in voller breite in Melians Gesicht und weckte sie. Blinzelnd versuchte sie, sich aufzurichten, wurde allerdings von stechenden Rückenschmerzen daran gehindert. Stöhnend kraxelte sie sich an dem großen Baum festhalten hoch. Richtig, sie erinnerte sich. Sie hatte sich verlaufen. Und dann war sie wohl hier eingeschlafen, als sie geweint hatte letzte Nacht. Gähnend streckte sie sich durch, so gut es in ihrer Rüstung ging. Melian hatte geträumt letzte Nacht. Vom Vater, der ihr fröhlich und gesund entgegenlief - um dann hinterhältig von ihrem Bruder erschossen zu werden. Was für ein furchtbarer Albtraum, dachte sie und sah sich erstmal um. Sie stand mitten in der Wildnis, um sie herum Bäume, Steine, Gras. Aber es war hell und so beschloss sie einfach loszulaufen und einen Weg zu finden. Wie immer schleichend begab sie sich durch das Dickicht. Hier und da nahm sie ein paar Pflanzen mit, fest entschlossen sich doch noch irgendwann Mörser und Stößel zu besorgen. Es dauerte gar nicht lange, da sah sie einige Meter entfernt eine Straße. Dummes Ding, da bist du gestern Abend ja mal schön vorbeigerannt. Als sie die Straße erreicht hatte, dachte sie nach. Ob sie versuchen sollte, das Lager zu finden? Aber selbst, wenn sie es fände, was sehr unwahrscheinlich war - wären die anderen nicht längst fort? Sie hätten sicher nicht auf sie gewartet, nicht auf die diebische Bosmer. Und bis auf ihr Brot gab es auch nichts im Lager, was noch von Interesse gewesen wäre. Nein, sie würde nicht versuchen dorthin zurückzugelangen.
Melian war eine ganze Weile die Straße entlang gegangen. Sie schlich nicht mehr, weil sie sich auf den Wegen einigermaßen sicher fühlte. Einmal hatte sie zwar vor einem Wolf davonlaufen müssen, war aber kurz darauf auf einen Wachmann getroffen, der zu Pferde unterwegs war und den Wolf schnell töten konnte.
"Sagt", sprach Melian ihn an, "in welche Richtung führt diese Straße?"
"Nach Bravil", entgegnete der Reiter, "es dürfte etwas noch eine Stunde entfernt sein."
Melian dankte und setzte ihren Weg fort. Bravil. Ihr Vater hatte sie viel gelehrt, aber ihr wollte nicht mehr einfallen, was er über diese Stadt gesagt hatte.
Eine gute Stunde späte stand sie vor einer hölzernen Hängebrücke. Ein Schild war darüber angebracht, auf dem "Willkommen in Bravil" stand. Sie war angekommen. Interessiert betrachtete sie die von außen burgähnliche Stadt, während die Brücke sie über eine Art Burggraben ins Innere der Stadtmauer führte. Dort war alles aber etwas weniger eindrücklich. Einfache Holzhäuser säumten die Straßen, die eher abgelaufenen Trampelpfaden glichen. Die erste Person, die sie erblickte, war ein stinkender Bettler. In was für einem Drecksloch war sie gelandet? Aber es musste weitergehen, hier war sie wenigstens sicherer als draußen bei diesen ganzen Monstern.
Gleich drei Häuser weiter weckte ein Schild ihre Aufmerksamkeit. Es war geformt wie ein Wappen und es kreuzten sich zwei Schwerter darauf. Sie kannte es aus Bruma. Die Kämpfergilde! Sie hatte schon davon gehört. Es war sehr ehrenwert dort Mitglied zu sein, nicht zuletzt weil man den Mitgleidern wohl einiges abverlangte. Meisterte man aber seine Aufgaben, genoss man hohes Ansehen. Oft waren Gildenmitglieder in der elterlichen Gaststätte gewesen und hatten bei einem Bier mit ihren Taten geprahlt. Viel Gold wurde einem versprochen, wenn man erfolgreich war.
Gold.
Hatte sie das gerade wirklich gedacht? Melian sah sich um. Fast war es ihr, als hätte jemand das Wort laut gesagt. Oder war sie es selbst gewesen?
Gold!
Nein. Das war einach unmöglich! Sie konnte doch gar nicht kämpfen! Und dann dieser Gilde beitreten! Wer weiß, was die mit einer jungen Bosmer anstellen würden. Die Gildenmitglieder, die sie bisher erlebt hatte waren allerdings alle sehr ehrenhaft gewesen. Und üben konnte man auch, in fast jeder Gilde gab es einen Übungsraum, das hatte ihr Bruder einmal gesagt. Als wären ihre Beine selbstständig geworden ging sie durch die kleine Holztür.
Drinnen waren zwei Krieger am kämpfen, ein Schmied stand daneben und sah zu.
"Willkommen" rief es plötzlich von rechts, "Wollt ihr der Kämpfergilde beitreten? Wir brauchen immer neue Rekruten und zahlen gutes Gold!" Vor Melian stand ein stattlicher Kaiserlicher in einer glänzenden Stahlrüstung. Er sah freundlich aus.
Geändert von Varda (21.04.2007 um 21:10 Uhr)
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