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Ritter
Oblivion-Ebene, Sigil-Kammer
Karrod schlug die Augen auf. Äh... was? Wo? Wo war er? Und wieso zum Teufel tat sein Kopf so höllisch weh?
In seinem Bett lag er jedenfalls nicht, dafür war der Untergrund, auf dem er lag, irgendwie zu hart. Und sein Bett roch auch nicht derart intensiv nach frischem Blut. Er versuchte sich aufzurichten. Langsam kamen die Erinnerungen zurück. Er war in diesem komischen Turm, der von Stacheln übersät war und da war dieser Dremora... der Dremora... ja genau, der miese kleine Daedra, der ihn beinahe entzwei gehauen hätte! Mehrunes Dagon soll ihn holen, dachte Karrod zerknirscht und schloss die Augen, als das Dröhnen in seinem Kopf immer lauter wurde. Er war mit dem Kopf wohl auf dem Steinboden aufgeschlagen, als ihn der Daedra zu Boden schickte. Er wunderte sich, wieso seine Seite nicht mehr schmerzte - das war immerhin ein Daedra-Schwert, dass ihn da beinahe zersäbelt hatte. Wahrscheinlich lag es an dem Geschmack, der ihm auf der Zunge lag. Schmeckte nach Heiltrank. Allerdings fühlte sich Karrod dadurch nicht wesentlich besser - er störte sich daran, dass er den Dremora nicht sauber besiegen konnte. Doch eigentlich konnte er immer noch von Glück reden, schliesslich war dies die erste wirklich ernste Wunde und bei all den Gegnern, die ihm und seinen Gefährten heute vor die Klinge gerannt waren, war dies durchaus eine erfreuliche Bilanz. Er könnte ja jetzt auch tot sein.
Da erklang ein Ächzen. Asharr liess sich neben ihm zu Boden sinken. Dann war er es wohl gewesen, der ihm den Trank einflösste... Karrod wollte sich bedanken, aber er brachte kein Wort über die Lippen, deshalb verschob er das auf später und konzentrierte sich darauf, einen Heilzauber zu wirken. Wenn sich sein Kopf nur nicht anfühlen würde, als ob ein Minotaurus darauf stepptanzte.
Als sein Körper von der wohligen Kühle des Zaubers erfasst wurde, konnte er nach und nach klarer denken.
Er lag inmitten eines Scherbenhaufens. Die ganze linke Hälfte seines Harnisches war unter der enormen Wucht des Schlages zersplittert - das würde teuer werden... er musste dafür wohl Vulkanglas importieren lassen müssen, sollte nicht ein Schmied in der Kaiserstadt noch welches übrig haben. Mist.
"Ich hoffe, die anderen kommen einsteilen alleine zurecht. Ich kann jetzt gar nichts mehr tun. Nur ein bisschen Ausruhen", meinte der Ork.
"Da hab' ich nichts gegen einzuwenden", sagte Karrod langsam und versuchte zu grinsen. Mit etwas Fantasie konnte man bestimmt ein Lächeln in seine Grimasse hinein interpretieren: Die Mundwinkel zeigten halbwegs nach oben und der Blick des Bretonen war nicht mehr unter zerknirscht einzustufen, sondern irgendwo zwischen dümmlich und grenzdebil angesiedelt.
Das sah bestimmt lustig aus, wie sie beide da an der Wand lehnten und sich nach getaner Arbeit ein wenig Ruhe gönnten, als kämen sie gerade von der Arbeit nach Hause. Er hätte dem Ork gerne ein Bier angeboten, wenn er welches dabei gehabt hätte.
Nach einigen Augenblicken gesellte sich Kamahl zu ihnen und wenig später auch Drakos. Sie lebten alle zusammen noch! Nicht übel.
Kamahl kümmerte sich um Asharrs und seine Wunden. Das war Karrod nur recht, sein Kopf schmerzte immer noch und die Wiederherstellungszauber waren ihm zu anstrengend - er wollte jetzt einfach an nichts denken, egal, was gerade um ihn herum geschah.
Schlussendlich fühlte er sich wieder einigermassen wohl in seiner bretonischen Haut. Etwas angeschlagen zwar und gerade laufen klappte auch noch nicht so ganz, aber die Schmerzen waren weg.
Nun galt es nur noch, die Türe aufzukriegen und danach von hier zu verschwinden. Zurück in Cyrodiil, würde er sich erst mal ein Bad in den öffentlichen Bädern der Kaiserstadt gönnen, inklusive einer sehr (sehr!) langen Massage...
Doch das Ding liess sich nicht öffnen. Sah für Karrod nach einem Rätsel aus... mit purer Gewalt war hier jedenfalls nichts zu erreichen.
Dankbar, dass die anderen das Denken übernahmen, stand er ein wenig in der Gegend rum und freute sich darüber, im Moment nichts tun zu müssen.
Geändert von H-G-I (20.04.2007 um 14:49 Uhr)
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General
Cyrodiil, Umgebung und Tiber-Septim-Hotel
Als der Morgen herein brach, saß Malukhat vor der erloschenen Feuerstelle. In der Nacht hatte er mehrmals Holz nachgeschoben, um durch das Licht Tiere fernzuhalten, doch als die ersten Strahlen der Sonne durch das Geäst der Bäume krochen, ließ er es dabei bewenden und sah dem Feuer beim Erlöschen zu. Über die graue Himmelskuppel wanderten dunkle Wolken, ein leichter Nieselregen setzte ein und benetzte das Gesicht des Erzmagiers mit winzigen Tropfen.
Der Dunkelelf warf einen Blick zur Seite, auf den Rucksack, in dem Melian ihr Essen verstaut hatte. Im Normalfall wäre er davon ausgegangen, dass sie sich davon gemacht hatte, aber dazu hatte sie auch auf der Suche nach Joplaya genug Chancen gehabt. Und ohne Nahrungsmittel würde sie mit Sicherheit nicht losziehen. Ob sie wohl von einem wilden Tier gerissen worden war? Er konnte es sich nicht vorstellen.
Neben ihm gähnte Joplaya herzhaft und rieb sich verschlafen die Augen. Zuerst blickte sie sich um, als wusste sie nicht, wo sie war, dann aber blickte sie ihren Vater an und lächelte. Sie setzte sich auf und streckte sich. Ohne ihm einen guten Morgen zu wünschen, machte sich an die Bändigung ihres zerzausten Haares, indem sie ein Zopfband hervorholte und die dichten Locken damit auf dem Rücken zusammen band. Dann erst sah sie sich fragend um.
„Wo ist denn Melian?“, wollte sie wissen.
„Ich weiß es nicht“, erklärte Malukhat. „Sie ist nicht wieder hergekommen.“
Seine Tochter machte große Augen. „Was soll das heißen, sie ist nicht zurückgekommen? Meinst du, ihr ist etwas zugestoßen?“
„Nein. Wenn ich das meinen würde, hätte ich das auch so gesagt“, entgegnete er schroff. Dann, sanfter: „Mach’ dir nicht immer unnötig Sorgen. Ich bin sicher, wenn wir in der Kaiserstadt sind, werden wir ihr über den Weg laufen.“
Joplaya erkannte, dass er es ehrlich meinte. Er machte sich tatsächlich keine Sorgen um Melian. Bei dem Gedanken hätte die Dunmer beinahe laut aufgelacht. Nein, dass er sich Sorgen um die Bosmer machte, hatte sie ohnehin nicht erwartet. Er ging einfach davon aus, dass ihr nichts zugestoßen war.
„Lass’ uns doch trotzdem nach ihr suchen“, erklärte sie entschieden, doch Malukhat wiegelte ab.
„Wir gehen zur Kaiserstadt und fertig. Außerdem muss Arwen versorgt werden. Sie ist die ganze Nacht lang nicht aufgewacht.“
Joplaya sah zu der schlafenden Frau hinüber. „Kein Wunder“, sagte sie. „So kaputt, wie sie sein muss. Sie ist ja nicht mal aufgewacht, als du sie mehr oder weniger behelfsmäßig durch das Unterholz getragen hast.“
Bei diesen Worten sah Malukhat in die Richtung, in der die Kaiserstadt lag. Sein Kopf fühlte sich dumpf an, die Augenlider waren halb geschlossen. Er war hoffnungslos übermüdet und die Arme schmerzten ihm. Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, sich das nicht noch mal anzutun und Arwen einfach liegen zu lassen, aber dafür würde sie ihm den Kopf abreißen. Außerdem würde Joplaya das nicht zulassen.
Er bückte sich zu der Schlafenden hinab und hob sie abermals auf seine Arme, diesmal mit einem unverkennbar schmerzhaften Aufstöhnen.
„So ist es recht“, sagte Joplaya.
„Ja, ja“, sagte Malukhat.
Das Rundohr im Tiber-Septim-Hotel machte auf Anweisung Malukhats ein Zimmer für Arwen fertig, schickte nach einem Heiler und einem Boten, der eine Nachricht des Erzmagiers nach Morrowind bringen sollte. Joplaya beteuerte zwar, sich selbst um Arwen kümmern zu können, aber die Müdigkeit stand ihr quasi ins Gesicht geschrieben. Sie hatte die Nacht über schlecht geschlafen und Malukhat drängte sie, sich sofort hinzulegen. Statt dieser Aufforderung nachzukommen, überwachte sie, wie ihr Vater Arwen in das Zimmer trug, und wartete ab, bis der Heiler eintraf.
„Du solltest dich auch hinlegen“, bat sie.
„Das werde ich“, sagte Malukhat, „aber erstmal möchte ich mir noch ein wenig die Beine vertreten.“
„Das hast du doch schon den ganzen Tag gemacht!“, rief Joplaya aus, konnte ihren Vater aber nicht umstimmen. Sie hatte auch nicht damit gerechnet. Wenn er auf einer Sache bestand, würde niemand jemals seine Meinung ändern können.
„Wasch dir wenigstens noch das Gesicht. Du siehst furchtbar aus.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Malukhat tat es ihr gleich, ging in das angrenzende Bad und betrachtete sein Gesicht im Spiegel. Joplaya hatte recht, er sah furchtbar aus. Überall in seinem Gesicht fand sich getrocknetes Blut. Schnell wusch er sich, setzte sich anschließend an den Schreibtisch und formulierte die Nachricht aus, die nach Morrowind geschickt werden würde. Wie immer tat er sich mit dem Schreiben des Briefes sehr schwer. Es fiel ihm leichter, Befehle direkt auszusprechen, statt auf einem Stück Papier darauf hinzuweisen, dass er dem Empfänger fürchterliche Schmerzen bereiten würde, wenn dieser es wagte, entgegen der Anweisungen zu handeln.
Gut, dass ich die Bücher in einer verschlossenen Kiste aufbewahre, dachte er. Ach, verdammt, nicht gut! Er rieb sich die Schläfen. Jetzt musste irgendein armer Trottel eine ganze Kiste nach Cyrodiil schaffen – das würde ewig dauern!
Es klopfte an der Zimmertür. Malukhat versuchte, sich einen seiner üblichen sarkastischen Sprüche auszudenken, doch die Quelle war versiegt und bedurfte einer Reanimation. So beließ er es bei einem „Herein“ und übergab einem Bosmer die Nachricht. Der Mann ergriff sie bereits, doch der Erzmagier ließ nicht los. Drohend beugte er sich zu dem kleineren vor.
„Wenn du diesen Brief öffnest und liest, werde ich das in deinen Augen sehen. Einen Heiler wirst du dann nicht mehr brauchen.“
Der Mann schluckte hörbar, nickte und verließ den Raum.
Gerade, als Malukhat sich zu seinem Spaziergang erheben wollte, ertönte abermals ein Klopfen.
„Was, bei den Neun, ist jetzt noch?“, rief er mürrisch. Die Tür öffnete sich und ein Dunmer betrat den Raum. Es war derselbe, der Malukhat an den Stadttoren in das Gesicht geschlagen hatte. Wieder erkannte der Erzmagier mit einem leisen Lächeln, wie ähnlich der junge Mann ihm sah.
„Ach, du bist es“, sagte Malukhat wie beiläufig und schob geschäftig ein paar Schriftstücke hin und her. „Egal, was du willst, du kannst gleich wieder gehen.“
„Du hast recht“, gestand der Mann, „ich will tatsächlich etwas von dir. Und du wirst es mir geben.“
Die Stimme des jungen Mannes war bedrohlich und Malukhat sah sich gezwungen, ihm in die Augen zu sehen. In diesem Moment erkannte der Erzmagier, dass der Mann ihm nicht nur ähnlich sah, er war auch vom selben Schlag wie er. Die Erkenntnis kam zu spät. Gerade, als er sich zu erheben versuchte, kam ihm die Tischplatte entgegen.
Dass Draven nie da ist, wenn man ihn braucht, dachte er noch, bevor die Welt um ihn herum schwarz wurde.
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