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Kämpfer
Melian wusste nicht mehr, wo unten und wo oben war. Die Ereignisse der letzten Minuten - oder waren es Stunden? - waren einfach zu viel gewesen. Erst dieser seltsame Dunmer in der Kaiserstadt, wer auch immer das gewesen sein sollte. Dann dieses unendliche Gerenne quer durch die Wildnis, um dann hier anzukommen und wie durch ein Wunder auf Joplaya zu treffen. Melian hatte, als Malukhat sich anfangs nur seinem Töchterchen widmete, die anderen gleich bemerkt und ihre Blicke gesehen. Ab diesem Zeitpunkt bemerkte sie ein leichtes Ziehen in ihrem Magen, das nicht eben abebbte, als Malukhats Nase brach und sich eine komplette Rüstung vor ihren Augen für immer verabschiedete. Sie hatte so etwas noch nie gesehen. Melian war sich immer einigermaßen sicher vorgekommen in ihrer Mithril-Rüstung, die sie vom Vater bekommen hatte.
Ihr Vater. War er nicht eigentlich der Grund, dass sie überhaupt in die Kaiserstadt gegangen war? Hatte sie nicht so schnell es ging zu ihm zurückkehren sollen? Aber Melian wollte nicht mit einer Handvoll Nichts zurückkehren. Dummerchen, dachte sie, mit einer Handvoll Diebesgut wärst du zurückgekehrt! Was hätte er nur von ihr denken sollen?
Und jetzt stand sie hier vor einer Ruine mit lauter Leuten, die sich entweder liebten oder hassten. Sie blickte nicht mehr durch, verstand nicht, was es mit irgendwelchen Aylaiden-Krnen auf sich hatte, wusste nicht, was ein Lich war und sah nur ab und zu auf das provisorische Grab. Unbemerkt von sich selbst und den anderen war sie immer wieder einen kleinen Schritt zurückgewichen und stand abseits der anderen. Sie wurde erst wieder aus ihren Gedanken gerissen als die Dunmer, die lange mit Malukhat gesprochen hatte, plötzlich davonhumpelte.
Melian starrte in ihre Richtung, dann zu den anderen. Die andere Waldelfe in der Gruppe lächelte, als sie ihren Blick streifte. Aber Melian schaute ganz schnell wieder zu Boden. Sie würde lieber still hier warten, bis Malukhat ihr einen neue Aufgabe anschaffen würde. Mit Sicherheit sah er ihre Schuld als nicht beglichen an, das würde er wohl bis zu seinem Lebensende nicht mehr tun. Sie sah sich schon Speisen und Getränke servierend und vor allem putzend in des Erzmagiers Schloss. Was aber viel unangenehmer war, war die Tatsache, dass ein Schuldeingeständnis vor Joplaya auch noch fällig war. Im schlimmsten Fall musste sie das alles auch noch vor den anderen zugeben. Vielleicht würden sie die Diebin gleich töten oder zumindest verraten. Und das bedeutete Knast, denn gegen Wachen konnte sie ja kaum kämpfen und Geld um sich freizukaufen hatte sie auch keines. Aber diese Möglichkeiten hätte es ohnehin kaum gegeben, denn Madame Melian hatte es ja geschafft gleich einen Erzmagier zu besteheln und der würde sie sicher gern im Gefängnis sehen. Melian seufzte und ließ sich auf einen großen Stein neben sich sinken. Einfach abwarten. Ihr Leben war ohnehin gelaufen.
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