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General
Cyrodiil, bei Vindasel
Malukhat sah Arwen hinterher, während er versuchte, einen Entschluss zu fassen, der seine Nase ein weiteres Mal in Gefahr bringen könnte. Wenn er nur daran dachte, schien es in der Mitte seines Gesichts verräterisch zu knacken. Obwohl sie sich so taub anfühlte, als hätte Sheogorath seine Nase aus Spaß durch eine Kartoffel ersetzt, war er doch froh, dass der stechende Schmerz langsam aber sicher verebbte. Noch ein Schlag darauf, das war ihm klar, würde ihn auf ewig entstellen. Seine gesamte Eitelkeit war also nun darauf gerichtet, dies nicht geschehen zu lassen. Zumal Arwen ihm eben noch ein paar unerfreuliche Worte an den Kopf geworfen hatte. Entweder wollte oder konnte sie es nicht verstehen. Es ging nicht nur um den Vertrauensbruch, den seine Frau begangen hatte, sondern um sein gesamtes Leben. Er hatte wahrscheinlich mehr Blut an den Händen als ein Schlachterfisch Zähne im Maul.
Während er also über seine nächsten Schritte nachdachte, sorgsam beobachtet von seiner Tochter, bemerkte er Aurels Verschwinden erst, als dieser gerade wieder zurückgekehrt war. Der Erzmagier betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Der Bretone, nun ohne Harnisch, machte einen komplett veränderten Eindruck. Beinahe hätte Malukhat laut aufgelacht. Eine derartige Selbstsicherheit hätte nicht mal er nach so einer Hiobsbotschaft an den Tag gelegt. Aber gut, der Kerl schien wenigstens nicht um einen schnellen Freitod bemüht zu sein. Zudem erkannte er einen Zug an Aurel, der ihm von sich selbst bekannt war: Dinge zu nehmen, wie sie waren, und das Beste daraus zu machen. Das gleiche tat Malukhat in diesem Moment. Er spielte in Gedanken die Möglichkeiten durch, die dem Rundohr noch blieben. Die Bücher hatte er das letzte Mal in der zweiten Ära angerührt, er erinnerte sich kaum noch an ihren Inhalt. Wenn er wieder im Tiber Septim war, würde er sofort Nachricht nach Morrowind schicken lassen, jemand möge ihm die Bücher schleunigst in die Kaiserstadt bringen. Aurel war in diesem Moment kein Feind mehr, sondern eher ein Patient. Nein, das wäre zu viel des Guten. Versuchsobjekt traf es besser. Der Erzmagier würde sich mit ihm auseinandersetzen müssen, wenn er die Gedanken nachvollziehen wollte, die zur Erschaffung der Krone geführt hatten. Er hatte nicht dabei mitgewirkt, sie herzustellen, sondern lediglich Alexius dabei unterstützt, Seelen zu fangen. Die Leichen waren ihm für weitere Untersuchungen geblieben, auf diese Weise hatten beide einen Vorteil aus der gemeinsamen Arbeit ziehen können. Mehr hatte er damals nicht wissen müssen, das Thema hatte ihn nicht weiter interessiert. Jetzt aber war er Feuer und Flamme. Vielleicht würde er ein derartiges Artefakt selbst herstellen können, natürlich unter unterschiedlichen Konditionen und für einen komplett anderen Zweck…
Malukhat hatte seine Entscheidung gefällt und wandte sich Aurel zu. „Der Mann – oder Lich, wie Ihr wollt – hieß Alexius Varra. Er lebte irgendwann Mitte zweite Ära, genau kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube zwar nicht, dass es Euch weiterbringen wird, aber bevor er in diese Ruine zog, lebte er in Skingrad. Ihr könntet Euch dort bei den älteren Elfenherrschaften umhören, vielleicht erinnert sich noch jemand an ihn. Er war sehr exzentrisch und sein Denken schon immer… alternativ. Ich lasse nach einem Boten schicken, der mir die Bücher in die Kaiserstadt bringt, und sie mir zu Gemüte führen. Seht in ein oder zwei Wochen in der Kaiserstadt im Tiber Septim bei mir vorbei.“ Er wollte sich schon zum Gehen wenden, da kam ihm eine Idee. Beschwichtigend hob er die Hände und sagte eindringlich: „Kiara soll die Krone tragen, nicht Ihr. Mit jedem Gegner, den Ihr tötet, würdet Ihr nur noch mehr Seelen darin anhäufen und unter diesen Umständen weiß ich nicht, ob Alexius’ zehn Jahre für Euch halten, was sie versprechen. Und fasst nichts an, was irgendwie so aussieht, als sei es mit einem bösen, unheimlichen und kaum erforschten Todesfluch belegt. Ein bisschen Nachdenken könnte Euch wirklich nicht schaden.“
Er wartete keine Antwort ab, sondern ging hinter Arwen her, Joplaya und Melian im Schlepptau. Es dunkelte langsam, was Malukhat nur recht war, denn das bedeutete, sie mussten bald rasten. Und zu rasten kam ihm in Anbetracht dessen, was er zu tun gedachte, sehr gelegen, ansonsten würde man ihn zurück in die Kaiserstadt tragen müssen. Bei der Dunmer angelangt hob er sie ohne Vorwarnung auf die Arme und nutzte ihre Überraschung, um schnell zu sagen: „Wenn Ihr mich jetzt dafür schlagen wollt, dann bitte nicht auf die Nase.“
Geändert von Katan (18.04.2007 um 22:05 Uhr)
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