-
General
Cyrodiil, bei Vindasel
Als Aurel und Kiara die beiden Dunmer erreichten, waren diese bereits in ein Gespräch vertieft. Arwen wirkte immernoch blass, aber Ihre Augen wirkten nicht mehr länger matt, sondern funkelten bei den Worten der jungen Frau belustigt auf. Bis zu dem Zeitpunkt als der Name Malukhat fiel. Auch Kiara starrte die jüngere der beiden an. Diese nette, junge Frau, die so unschuldig wirkte wie ein Kätzchen unter Wölfen, sollte die Tochter von dem Erzmagier sein?
Doch die Worte von Joplaya liesen keinen Zweifel darüber, wer Ihr Vater war. Und offensichtlich waren sie im Streit auseinandergegangen. Ihre Finger sagten etwas anderes als Ihre Worte. Doch sie war wohl noch nicht bereit, ihrem Vater sein Verhalten zu verzeihen. Kiara konnte das nachvollziehen. Dieser Mann trug seine Aroganz wie eine 2. Haut. Sie bezweifelte, dass er in der Lage war, diese abzulegen. Selbst gegenüber seiner Tochter. Auch Kiara hätte Ihn wohl für Egoistisch und Selbstbezogen gehalten, aber da gab es noch einen anderen Abend. Einen den sie wie einen Schatz für sich hütete.
Bis spät in die Nacht hatte sie mit Malukhat in seinem Zimmer gesessen und er hatte Ihr die verschiedenen Alchemistischen Kniffe gezeigt, mit der sie den Pflanzen und Tieren hier, ihre nützlichen Fähigkeiten abgewinnen konnte. An diesem Abend hatte er diese 2. Haut zwar nicht abgelegt, aber sie war dünner geworden und etwas darunter schimmerte durch. Sie hatte erkannt, dass dieser Mann eine tiefe Leidenschaft für die Alchemie hegte und das er über ein immenses Wissen verfügte, dass er im Lauf seiner Jahre wohl angehäuft hatte. Und das beste war, er war bereit dieses Wissen zu teilen. Zumindestens Teile davon, die er bereit war rauszurücken. Denn Kiara zweifelte nicht daran, dass er auch Wissen zurückgehalten hatte. Aber bereits diese Bruchstücke waren für Kiara wie eine Droge, von der sie nicht genug bekommen konnte.
Väter, es war doch immer das selbe. Bei Ihrem Versuch das beste für Ihre Familien zu erreichen, richteten sie dann wieder Schaden an. Eine alte Bitterkeit stieg in Ihr hoch und legte sich wie ein Knebel in Ihren Mund. Sie schluckte ein paarmal krampfhaft um den bitteren Geschmack nach Galle wieder loszuwerden. In ihrem Bauch brannte stattdessen ein kleines beständiges Feuer der Wut. Doch die Flammen wollten nicht mehr so hoch schlagen wie damals, als sie ihrem Vater ihren ganzen Zorn ins Gesicht schleuderte und ihm letztlich vor die Füsse spuckte.
Waren wirklich schon wieder 37 Jahre seit dem vergangen? Wenn sie die Augen schloss, war sie sofort wieder da. Sie konnte den Geruch der Feldlagerfeuer wahrnehmen. Der Krieg dauerte nun schon lange an und die Vorräte waren mittlerweile knapp. Die Soldaten legten alles in die Kessel über den Kochfeuern und steckten alles auf Spiesse, was sie nicht fürs Kriegshandwerk brauchten. Die folge davon war allerdings, dass die eine Hälfte der Soldaten Durchfall hatte und die andere Hälfte am kotzen war. Um keine feindlichen Spähtrupps zum Lager zu führen, verschwanden die Männer nur hinter der ersten Baumreihe, um das verdorbene Essen und die ungeniesbaren Pilze wieder loszuwerden. Dabei war diese Vorsichtsmassnahme sowieso umsonst, ein Spähtrupp hätte das Lager bereits auf 3 Km Entfernung gerochen.
Auch Kiara war davon nicht verschont geblieben. Unter dem schlackernden Hemd zeichneten sich deutlich die Rippen ab und die spitz hervorstehenden Wangenknochen verstärkten noch den fieberhaften Glanz ihrer Augen. Alles in allem sah sie in diesem Moment wohl aus wie eine wildgewordene Banshee.
„Du hättest mit uns fliehen sollen, als der Krieg begann! Du musst doch gewusst haben, das wir nie eine Chance hatten uns zu wehren! Jedem hier ist klar, das er morgen sterben wird. Nur Dir nicht.“, sie wusste das sie mittlerweile schrie, und umso mehr regte sie die ruhige, beherrschte Stimme Ihres Vaters auf: “Kiara, meine Mädchen, ich bin nun mal Soldat. Nicht nur das, ich bin Ihr Kommandant. Nur weil uns lange Jahre des Friedens beschert waren, kann ich doch unserer Heimat nun nicht den Rücken kehren, weil es Krieg gibt. Deine Mutter wusste das und sie gab mir ihren Segen, bevor wir aufbrachen.“
„Und nun ist sie tot, genauso wie mein kleiner Bruder und meine Schwester!!“ Tränen strömten Ihr nun über die Wangen und mit Entsetzten bemerkte sie den Gesichtsausdruck Ihres Vaters. Wachsbleich und die Lippen blutleer, starrte er seine Tochter an. „Er wusste es nicht, sie haben es Ihm nicht gesagt.“ Dieser Gedanke schoss Ihr durch den Kopf. Sie war der Meinung gewesen, Ihr Vater wolle sie schonen. Doch sie hatte den Onkel in seinem Zelt weinen hören. Er beweinte den Verlust der Schwester und der beiden Kinder.
„WIE?“ In den Augen des Vaters brannte nun ein Feuer, dass dem in ihren Augen in nichts nachstand.
„Es war ein kleiner, schneller Einsatztrupp. Sie fielen im Morgengrauen über Buchenquell (das Dorf) her. Sie töteten alle Alten und die wenigen Jungen. Frauen und Mädchen dann später.....nach...“ Ihre Stimme, anfangs zorngeladen und laut, wurde zum Schluss des Berichts immer leiser und kläglicher.
„Es spielt keine Rolle mehr, morgen werde ich schon bei Ihnen sein.“ Fassungslos starrte Kiara Ihren Vater an. Er gab auf! Erst brachte er die Familie an den Rand der totalen Vernichtung, nur um seine so wertvolle Familienehre zu bewahren und dann gab er auf. Seltsamerweise verschaffte es Ihr keine Befriedigung, Ihren Vater so zu sehen. Auch wenn sie sich das vorher so vorgestellt hatte.
Seit sie ein kleines Kind war, hatte ihr Vater immer einen Ausweg oder eine Lösung gewusst. Für jedes noch so grosse Problem. Ihren Vater nun gebrochen und ratlos zu sehen, war wohl der grösste Schlag, den dieser Krieg für sie bereithielt. Sie sollte es nie erfahren, ob Ihr Vater wirklich gebrochen war, oder ob er einfach nur die Reaktion seiner Tochter vorausgesehen hatte und sie so retten wollte. Wenn dies nämlich sein Plan war, so hatte er wunderbar funktioniert. Später sollte sie sich das noch oft fragen, doch in diesem Moment machte sie Ihrer Wut nur Luft. Mit einen „Ich hasse Dich!“ drehte sie sich um und stob aus dem Zelt. Bedauerlicherweise hatte dies noch nicht mal eine Tür, die man zuknallen konnte.
Sie zweifelt noch heute daran, dass sie nochmal umgedreht wäre, selbst wenn Ihr jemand in dem Moment gesagt hätte, dass es die letzten Worte waren, die sie mit Ihrem Vater wechseln würde. Und so mied sie Ihren Vater für den Rest der Nacht.
Ihr Vater verschwand ohne ein weiteres Wort. Im Morgengrauen waren er und seine besten Männer verschwunden. Sie fanden Ihn und seine Männer schiesslich nach der Schlacht, tief im Lager des Feindes. Er hatte die nebligen Morgenstunden ausgenutzt und seine Männer, wie eine Klinge zum feindlichen Herz geführt. Bevor sie alle regelrecht niedergemetzelt wurden, konnten sie den feindlichen Kommandanten und die Hälfte seiner Führungsoffiziere töten. Arrogant wie die Krieger von Summerset waren, hatten sie nicht mehr mit einem solchen Manöver der geschwächten Armee gerechnet. Doch genau dies wurde bei der Schlacht ihr Verhängnis. Der Krieg war wohl verloren, aber diese Schlacht wurde doch noch gewonnen.
An diesem morgen erwachte sie neben dem Bogen Ihres Vaters. War es nun Traum oder Wirklichkeit gewesen? Die Stimme des Vater, das gepresste „Ich liebe Dich, Tochter.“ und die schwielige Hand auf Ihrem Haar? An diesem Tag lies sie zum ersten Mal den Bogen Ihres Vaters singen......
Nein, Joplaya hatte den Krieg wohl nie kennengelernt. Sie wusste nichts davon, was Väter manchmal dazu trieb, Ihre Töchter zu verletzen. Sie ergriff Joplayas zarte Hände und sah Ihr fest in die Augen. Die eindringlichkeit Ihrer eigenen Stimme überraschte sie selbst. „Geht zu Eurem Vater. Sprecht mit Ihm, bevor Ihr es beide bitter bereut.“
Mit einem lauten Schluchzer drehte sie sich um und verschwand im Schatten der naheliegenden Bäume. Die Waldelfe lief allerdings nicht weit und lies sich dann gegen einen starken Stamm einer Eiche sinken. Dort suchte sie den Halt, den diese Junge Frau und Ihr Vater ihr soeben geraubt hatten.
Stichworte
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln