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Kämpfer
Das Tiber Septim hatte von außen nicht zu viel versprochen. Eine schlichte, edle Einrichtung verschuf der großzügigen Empfangshalle eine imposante Ausstrahlung. Melian ließ ihren Blick schweifen. Ein paar Leute hingen vereinzelt herum. Hinter dem Thresen stand die Empfangsdame. Zielstrebig schritt Melian auf sie zu. Sie fühlte sich schick in ihrer Mithril-Rüstung. Man würde sie sicher für wohlhabend halten. Noch während sie ging sah sie, dass hinter dem Thresen ein Bett stand. Das hier schien ein Fulltime-Job zu sein.
"Möchten Sie ein Bett für die Nacht? Das macht 25 Gold." Unverschämte Ziege, dachte Melian, den anderen hätte sie es sicher günstiger angeboten. Doch sie wollte sich heute nicht ärgern.
"Nein, ich möchte den besten Wein, den es hier gibt."
"35 Gold."
"35 GOLD??!! Äh, ich meine... Ich sehe gerade, dass ich mein Geld vergessen habe. Was bekomme ich für 15 Gold?"
Ohne weitere Worte bekam Melian eine Flasche billigen Wein, eine flasche Met und ein Bier. Etwas unzufrieden ließ sie sich auf einen Hocker nieder und trank das Bier in einem Zuge aus. Jetzt ging es ihr schon besser. Während sie an ihrem Met nippte überlegte sie, dass sie die gestohlenen Utensilien aus der Goldenen Karaffe ausprobieren könnte. In einem Schrank hatte sie ein paar Karotten, zwei Äpfel, Mehl und etwas Mais gefunden. Sie stellte die Gegenstände vor sich auf. Und starrte. Starrte. Minutenlang. Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter. Melian wurde blasser und blasser. Ihr wurde schlecht. So richtig schlecht. Sie wollte etwas sagen, aber kein Ton kam ihr über die Lippen. Es schoss ihr nur ein Gedanke durch denk Kopf: Du dummes Kind. Du bist ein so dummes Kind.
Es brauchte noch einige Sekunden, bis sie sich wieder fassen konnte. Es war unglaublich. Sie sah sich noch einmal die Sache an und überprüfte, ob sie auch alles aufgestellt hatte. Es bestand kein Zweifel. Die dumme, dumme Melian hatte vergessen, sich Mörser und Stößel zu besorgen. Mörser und Stößel.
M ö r s e r u n d S t ö ß e l !!
Tränen schossen ihr in die Augen, wodurch sie nur noch wütender über sich selbst wurde. Es war alles umsonst gewesen. Das Klauen des Dietriches, der Einbruch - und jetzt hatte sie auch noch ihr ganzes ausgegeben, leichtsinnig und dumm wie sie war. Es war nicht zu verzeihen. Sie hatte ihre letzte Chance vertan. Ohne Mörser und Stößel keine Tränke.
Immer noch blass sah sie sich schon auf dem Rückweg nach Bruma, den Bruder und die Mutter um eine Stelle als Hausmädchen anbettelnd.
„Kann ich noch etwas für Euch tun, werter Erzmagier?“
Der Satz riss sie aus ihren grauen Gedanken. Erzmagier? Hatte sie sich verhört?
„Ihr könntet mich in den Speisesaal tragen.“
Die Antwort kam von einem groß gewachsenen Dunmer, der in einer Ecke an einem Tisch saß. Er klang so unglaublich arrogant, dass sie im ersten Moment überrascht mit offenem Mund hinüberstarrte. Die Hausdame ging sichtlich wütend mit energischen Schritten davon. Melian musterte den Erzmagier-Dunmer genauer. Wieso um alles in der Welt trug er eine komplette Daedrische Rüstung? Angeber, dachte sie sich und wollte sich schon wieder ihrem Met zuwenden, als sie plötzlich einen hübsch gefüllten Geldbeutel direkt vor diesem arroganten Schnösel auf dem Tisch liegen sah. Anscheinend hatte das Glück sie doch nicht verlassen. Und es wurde besser. Er legte sich allen ernstes hin! Kann er sich kein Zimmer leisten, fragte sich Melian, und antwortete sich selbst, dass er es gleich wohl nicht mehr könne, wenn erst dieser nette Geldbeutel ihr Eigen sein würde.
Sie trank noch einen Schluck und sah sich kurz um. Niemand schien zu ihr zu sehen. Sie stand auf und schlich an der Wand entlang in eine dunkle Ecke hinter dem Dunmer. Der Geldbeutel lag nur einen Griff entfernt. Sie versicherte sich noch einmal, dass er auch ja die Augen zu hatte - und holte aus.
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