Elendil Sunlight war länger, viel länger geblieben, als er eigentlich vorgehabt hatte. Aber Bücher waren eine geradezu daedrische Verführung, um Zeit und Ort zu vergessen. Und genau das war passiert. Nun aber klappte er mit einem Seufzer den Band zu und packte seine wenigen Habseligkeiten. Er wollte zurück nach Bruma, doch vorher noch einen Abstecher in eine nahe gelegene Ayleiden-Ruine machen. Denn das Buch oder besser der Autor hatte tatsächlich Vindasel erwähnt, welches vor langer Zeit eine Hochburg der alchemistischen Wissenschaft gewesen sein sollte. Vermutlich war das Ganze auch wieder nur der Einbildung eines weiteren Autors, welcher nach Berühmtheit lechzte, entsprungen, doch letztlich wusste man ja nie. Und da er sowieso hier in der Gegend war, würde es sicher nicht schaden dort vorbei zu schauen. Zwar war es mehr als unwahrscheinlich, dass noch irgendetwas als Spur dienen konnte, wenn denn da jemals etwas gewesen war, aber Elendil war schon so mancher falschen Spur gefolgt. Einmal mochte ja etwas Wahres daran sein. Er verließ sein Zimmer, stieg die Treppe hinab und bezahlte seine Rechnung. Dann verließ er endgültig das Tiber Septim, dass seiner, Elendils Meinung nach, durchaus zurecht den Ruf als erstes Hotel am Platz verdiente. Mit den Jahren hatte der Hochelf einen gewissen Luxus schätzen gelernt. Ein angenehmes Umfeld hatte doch etwas Beruhigendes.

Es war ein kühler, wolkenverhangener und windiger Nachmittag, als er durch die Stadt schritt. Allerdings war es gegenüber dem Klima von Bruma fast warm. Der Altmer verließ die Stadt und ging über die lange Brücke, vorbei an Waye und dem kalt glitzernden Rumare-See. Er hatte sich die Richtung, in welcher Vindasel lag, genauestens eingeprägt und da er ebenfalls über eine gute Kenntnis von Sonnenstand, Windrichtungen und wachsendem Moos verfügte, war er sich sicher, dass er die Ayleiden-Ruine bald erreichen würde. Gerüchten zufolge sollte vor etlichen Tagen eine Abenteurer-Gruppe in eben diese Richtung aufgebrochen sein. Eine ziemlich gemischte Abenteurer-Gruppe, der offenbar ein militärische Blechbüchse, zwei Dunmer, eine Bosmerin und ein Kaiserlicher angehörten. Elendil schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken. Das Militär verabscheute er. Hohlköpfige Befehlsempfänger alle miteinander. Dunmer waren ihm sowieso ein Graus. Diese dämliche Rasse hatte nicht umsosnt ihre dunkle Hautfarbe bekommen und anstatt, dass sie sich schamvoll versteckten, traten sie oft mit einer Arroganz auf, als wären sie die Krone der Schöpfung. Und Bosmer? Die redeten wie ein Wasserfall und zumeist nur dummes Zeug. Und die Kaiserlichen? Zumeist auch nur Idioten. Die waren ja nicht mal fähig gewesen, Uriel Septim zu schützen. Mit so einer Leibwache und Elite-Einheit wie den Klingen braucht man auch keine Feinde mehr, dachte Elendil zynisch. Dann tat er das Ganze als belanglos ab und wandte seine Gedanken wieder verschiedenen Alchemie-Rezpten zu. Der Wind jagte eisig über das Land und unwillkürlich beschleunigte der Altmer seinen Schritt. So kam er am späten Nachmittag an der Ruine an. Nun ja, von außen sah sie aus wie jede andere Ayleiden-Ruine auch. Nämlich verfallen. Klägliche Überreste einstiger Pracht. Sicherheitshalber wirkte er einen Schild- und danach einen Lichtzauber. Dann betrat er seufzend Vindasel. Hoffentlich waren wenigstens diese Abenteurer nicht hier. Er konnte sich sehr gut denken, weswegen die gekommen waren. Um zu plündern. Wie alle Abenteurer, die zu faul für ein geordnetes ud der Wissenschaft gewidmetes Leben waren. Nun, wenn er Glück hatte, würde er ihnen nicht begegnen. Und wenn er ihnen begegnen würde, konnte er sie immer noch ignorieren. Und falls sie nicht gewillt waren sich ignorieren zu lassen, konnte ein netter kleiner Feuerball, richtig plaziert, auch noch Wunder wirken. Doch all das waren nur Überlegungen und hatten Zeit, bis so ein Fall eintreffen sollte.
Entschlossen schritt der Altmer die Stufen hinab und sah sich vorsichtig um. Ayleiden-Ruinen waren für ausgeklügelte Fallen bekannt und Elendil wusste auf einmal die Nützlichkeit von Sklaven zu schätzen. Die konnte man immerhin vorschicken und falls einer nicht überlebte, wusste man selbst, dass man besser einen anderen Weg wählen sollte.