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Ritter
Cyrodiil, Kaiserstadt
Karrod weilte schon geraume Zeit im Baumgarten, ohne jedoch gross mit jemandem ins Gespräch gekommen zu sein. Er genoss das saftige Grün, die farbigen Blüten und die warmen Sonnenstrahlen und döste etwas vor sich hin.
Ab und zu schnappte er einen Gesprächsfetzen auf. Da ein Dunmer, der sich über seinen ungezogenen Nachbarn nordischer Herkunft beschwerte, der bis spät in die Nacht mit seinen Kumpeln herumlärmte, dort ein Bosmer, der sich mit einer Dunmerin über Heiltränke unterhielt... doch ein Thema schien die Gespräche im Garten zu beherrschen: Die Tore zur Hölle, welche direkt in die Ebenen Oblivions führen und in letzter Zeit immer öfters auftauchen sollten. Anscheinend habe sich erst kürzlich eines auf der Strecke Kaiserstadt - Chorrol aufgetan, was wohl auch der Grund war, dass so rege über das Thema diskutiert wurde - die Bewohner wurden zunehmends nervös. Karrod hingegen machte sich keine Sorgen: Die Legion war in der Kaiserstadt sehr präsent und die Mauern machten ebenfalls einen soliden Eindruck auf ihn. Und sollten sich diese Daedra-Viecher tatsächlich bis vor die Stadt wagen, dann würde sein Aufenthalt in der Kaiserstadt halt etwas kürzer ausfallen als geplant.
Eine Gruppe Abenteurer, bestehend aus einigen gerade mal dem Kindesalter entsprungenen Imperialen, liess sich etwas abseits der Bank, auf der Karrod vor sich hindämmerte, lauthals darüber aus, dass sie das Tor zu erkunden gedachten - wohl um den gleichaltrigen Mädchen auf der anderen Seite des Platzes zu imponieren, dachte sich Karrod, an seine eigene Jugend erinnert, mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Auf die Idee, selbst das Reich des Vergessens aufzusuchen, kam er natürlich auch, doch der Abenteurer in ihm war nicht laut genug, um die Stimme seiner Vernunft zu überklingen - auch für erfahrene Krieger konnte ein Oblivion-Tor sehr prekär werden. Mit einigen Begleitern würde die Situation wieder anders aussehen, doch Baladas würde erst in einigen Wochen hier ankommen und wen kannte er sonst hier?
Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. "Seit gegrüsst!", erklang eine hohe Stimme neben ihm. Hoch genug, um ihn ein wenig zusammenzucken zu lassen. Klingt nach Bosmer, dachte sich Karrod und es war tatsächlich einer.
"Guten Tag! Was ist euer Anliegen?", fragte Karrod den in edle Kleider gewandeten Waldelfen, welcher von auffallend schwachem Körperbau war. Offensichtlich ein Gelehrter, schätzte Karrod.
"Nun ja, die Situation ist folgende... es gibt da 'nen Kerl, bisschen ausserhalb der Kaiserstadt, ein ganz übler Typ, versoffener Nord das, der schuldet mir schon länger Geld. Aber jedes Mal, wenn ihn darauf anspreche, droht er mir Prügel an und ja, Ihr seht aus wie jemand, der weiss, wie man ordentlich anpackt", sprudelte es aus dem niedlichen Zwerg heraus, "und da wollte ich fragen, ob Ihr vielleicht, für eine angemessene Entlohnung, versteht sich, dem Typen mal ein wenig ins Gewissen reden könntet...?"
Fünf Minuten später passierte Karrod das Stadttor. Der Nord, der dem Bosmer Geld schuldete, lebte in einer Siedlung etwas ausserhalb der Kaiserstadt, Weye genannt und schien schon öfters Probleme mit der Stadtwache gehabt zu haben. Und als ihn der schüchterne Bosmer im Garten mit derart grossen Augen ansprach, konnte er natürlich nicht Nein sagen - mit einem randalierenden Nord würde er spielend fertig werden.
Die Angelegenheit war schnell erledigt. Der Nord, ein Schrank von einem Mann, wollte anfangs zwar nicht spuren, aber als Karrod seinen Umhang etwas beiseite schob und die Sicht auf seine imposante Vulkanglas-Rüstung frei wurde und er zusätzlich noch einen schärferen, unmissverständlichen Ton anschlug, kuschte der Kerl. Eine gute Tat mehr, dachte Karrod zufrieden grinsend, als er aus der Hütte des Nords heraus auf die Strasse trat.
Er wollte sich soeben auf den Weg zurück in die Kaiserstadt machen, immerhin, war es mittlerweile schon dunkel geworden, als er die Herberge auf der gegenüberliegenden Strassenseite bemerkte und ihm einfiel, dass er jetzt einem Krug Met gar nicht abgeneigt wäre. Er holte sich an der Bar eine Halbliter-Flasche des Gebräus und setzte sich an einen Tisch vor der Taverne und gab sich ganz dem süsslichen Geschmack des Honigweins hin.
Es ging nicht lange, da fielen ihm die zwei Gesellen am Nachbartisch auf - ein Ork und ein Dunmer, welche leise und sichtlich vertieft ein Gespräch führten. Sehen irgendwie interessant aus, dachte sich Karrod. Keine Ahnung, wieso. Das lag wohl an seiner Intuition.
Er beobachtete sie interessiert, während er den letzten Schluck Met seine Kehle hinab rinnen liess.
Geändert von H-G-I (26.02.2007 um 16:11 Uhr)
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