Müde erwachte Arwen nach einer Nacht, die merkwürdigerweise mehr Albträume als Erholung gebracht hatte. Langsam wusch sie sich, zog sich und und legte sicherheitshalber ihre Frostschutzrobe an. "Man weiß ja nie", dachte sie. Schließlich hatten eine Menge Gegner beim Anblick eines Dunmers Freude daran, ihn buchstäblich einzufrieren. Irgendwann musste sich wohl die gewisse Feuerresistenz, die jeder Dunkelelf von Geburt an besaß, herumgesprochen haben. Weswegen nun alle einfaltslosen Feinde halt mit Eis warfen. Dummerweise war das auch noch wirkungsvoll. Allerdings machte die Frostschutzrobe da mittlerweile einen gewaltigen Strich durch die Rechnung dieser Eiszauberer. Absorbierte immerhin 40% davon gleich mal so nebenbei.
Sie bezahlte die Rechnung im Hotel und verstaute ihre Draken wieder in dem Lederbeutel, welchen sie unter der Robe trug. Hunger verspürte sie um diese Uhrzeit nicht und so verließ sie das Tiber Septim und wanderte quer durch die Stadt, bis sie vor den Toren derselben ankam.
Außer dem großen Dunmer war noch keiner da. Wo blieben denn alle? "Guten Morgen", nuschelte sie - immer noch müde - in seine Richtung. Morgens war sie einfach nicht zu Gesprächen aufgelegt. Zudem wusste sie nicht recht, was sie zu diesem eher unheimlichen Mann sagen sollte. Für oberflächliche Gespräche schien er so wenig der Typ zu sein wie sie selbst. Und alle anderen Gesprächsthemen waren zwischen zwei vollkommen fremden Personen erst recht tabu. Dann fiel ihr ein, dass er noch gar nicht ihren Namen wusste. Da sie jetzt ja zwangsweise Reisegefährten oder Schatzsucher oder was auch immer waren, stellte sie sich kurz vor: "Ach ja, mein Name ist Arwen. Arwen Eveningstar".
Unauffällig musterte sie ihn von der Seite. Seine Rüstung zumindest schien wieder trocken zu sein. Nervös drehte sie sich dann in Richtung der Tore um. Wo - beim Daedra - blieben denn die anderen? Der Bretone fehlte immer noch und er war vermutlich der einzige, der den genauen Ort des Artefakts kannte. Ayleiden-Ruine allein half schließlich gar nicht, denn davon gab es viele in Cyrodiil. Die Bosmerin, welcher dieser Erzmiel gestern nachgegangen war, war auch nicht hier. Und das nach ihren ganzen "Wirs". War wohl doch nur eine Liebschaft für eine Nacht gewesen. Na ja, mehr hätte sie dem Dunmer auch nicht zugetraut. Wieso machte sie sich eigentlich Gedanken um mögliche Liebschaften dieses Mannes? War doch sonst nicht ihre Art. Außerdem war er alt, selbst für elfische Begriffe. Obwohl er sich verdammt gut gehalten hatte und gesünder und kräftiger wirkte als manch wesentlich jüngerer Mann. Wie hatte er das nur geschafft? Gabs da ein Geheimrezept? Ach egal. Besser so als ein klappriger Tattergreis, den sie noch hätte beschützen müssen.
So ein Typ, dem das Wort "Macht" geradezu auf der Stirn stand, war definitiv die bessere Alternative für diese Reise. Jedenfalls so lange er sich nicht gegen sie wenden würde. Sie kannte ihn nicht weiter, aber ein Gefühl sagte ihr, dass man ihm besser auch nicht trauen sollte. Das Wort "gut" war ein Wort, dass er vielleicht irgendwann mal gelesen hatte; nur, um es sicher gleich danach als unwichtig aus seinem Wortschatz und Gedankengang zu verdrängen. Da hieß es vorsichtig sein. Möglicherweise tat sie ihm Unrecht, aber immer hatte sie ihrer inneren Stimme vertrauen können. Sie hatte vor, das auch diesmal zu tun.
Nervös begann sie auf- und ab zu wandern. Wurde Zeit, dass der Bretone hier aufkreuzte.