Aus Langeweile war der Vampir Malukhat gefolgt, was aber nicht gerade einfach gewesen war. Viele der sich auf den Straßen befindlichen Passanten freuten sich über den sonnigen Morgen, für den Bretonen war es einfach nur lästig, sich nur in den Schatten bewegen zu können, weswegen er - wie eigentlich jeder Vampir - die Nächte bevorzugte. Er hatte zwar inzwischen gehört, dass es verschiedene Stufen des Vampirismus gab, in Morrowind hingegen war dies gänzlich unbekannt, so dass er sie mehr oder weniger in Windeseile durchlebt hatte. Es war tagsüber nicht ganz zu vermeiden, zwischendurch mal von einem Sonnenstrahl erwischt zu werden. Aber nur Vampire konnten wohl verstehen, was für eine Qual dies bedeutete. Der dicke Kapuzenumhang und seine Rüstung konnten ihn ein wenig schützen, aber es brannte wie Feuer und schwächte ihn, zog ihm regelrecht Lebenskraft ab. Er wusste genau, wenn er sich zu lange im Sonnenlicht aufhalten würde, dann würde sein Körper in Flammen aufgehen und er als lebende Fackel durch die Gassen der Kaiserstadt rennen. Hinzu kam noch ein leichtes Schwächegefühl bei Tag, das volle Potenzial des Vampires lag eben in der Nacht. Dennoch hatte er das Risiko auf sich genommen und sich im Obergeschoss eines zur Zeit leerstehenden Hauses verschanzt, um von dort die kleine Versammlung vor dem Haus eines gewissen Arcturius Octavo zu beobachten. Das Sonnenlicht brannte in seinen Augen, so dass er den Blick zwischendurch immer wieder in die schattigen Ecken des spärlich möblierten Innenraumes lenken musste, aber wenigstens konnte er durch seine geschärften Sinne den Großteil der Gespräche mithören. Allgemein hatten sich seine Sinne seit der Verwandlung verbessert, was wohl damit einherging, dass er nun ein Raubtier in sich trug, das bei Blutmangel zudem noch die Oberhand gewann und ihn unkontrolliert agieren ließ. Dies war wohl einer der Gründe, weswegen er sich damals in die dreckigen Kanäle von Gramfeste zurückgezogen hatte, wobei der Hauptgrund wohl ganz klar die Sinnlosigkeit seines Unlebens und der damit praktisch nicht mehr vorhandene Lebenswille war. Malukhat hatte ihn gerettet und irgendwo war er inzwischen psychisch auch wieder etwas stabilisiert, aber definitiv immer noch ein Schatten seiner vergangenen Tage, seines vergangenen Lebens. Der Erzmagister Draven war tot, es gab nur noch das Monster Draven, die Kreatur der Nacht, die zum Überleben auf das Blut der Lebenden angewiesen war. Trotz allem war er wieder soweit stabil, dass er auch ansatzweise Freude in seinem Unleben finden konnte, auch wenn sie meistens nur darin bestand, Malukhat zu überraschen, indem er urplötzlich auftauchte. Seine Miene veränderte sich dabei nicht und er ließ sich somit auch nichts anmerken, aber innerlich amüsierte es ihn zutiefst, so auch heute Morgen als der Erzmagier ihn beim Aufwachen auf einem Stuhl gegenüber des Bettes ausmachte. Es war ein Gefühl das fast dem Gefühl des Bluttrinkens gleich kam.

Eine schnelle Bewegung ließ den ehemaligen Erzmagister in die Realität zurückkehren, anscheinend kletterte jemand in das Haus des Arcturius Octavo. Draven hatte keine Ahnung, um wen es sich dabei handelte, aber dieser Dunmer erklomm die Mauer in beeindruckender Geschwindkeit, war innerhalb eines kurzen Moments schon im Inneren des Hauses angelangt und somit für den Vampir außer Sicht. Draven erinnerte sich an die zahlreichen Plakate in der Kaiserstadt, die über den mysteriösen Graufuchs berichteten. Ob sie sich irrten und es sich dabei doch um einen Dunmer handelte? Oder es war ein anderer Dieb, aber wie es schien, handelte es sich dabei definitiv um einen Meisterdieb.

Unten am Platz schien jemand der Gruppe vor Octavos Haus seinen Kopf in seine Richtung zu bewegen. Wie schon beim Blick des Einbrechers zuvor verschwand der Vampir schnell in den Schatten, so dass er nicht gesehen werden konnte.