Am nächsten Morgen wachte Asharr später als gewohnt auf. Das hieß zwar nicht, dass er spät aufwachte, doch immerhin war die Sonne schon aufgegangen. Die guten alten Legionszeiten, wo man in aller frühe aufstehen und gleich irgendwelche Übungen durchmachen oder zwei, drei halbwüchsige Möchtegern-Banditen verscheuchen musste, waren vorbei.
Trotz des angenehmen Bettes war Asharr noch leicht müde. Dennoch stand er mühselig auf, und zog seine "Wanderkleidung" an. Seine Rüstung frühmorgens anziehen, nochdazu in einer Stadt, das mochte was für protzerische alte Dunmerherren sein, die ihre Autorität durch aufwändige, verschnörkelte Rüstungen untermauern mussten, aber Asharr fand es schwer und ungemütlich. Also zog er seine Kleider an und ging in den Schankraum. Hungrig bestellte er einen Schlachterfisch-filet und dazu eine Milchsemmel und Bier. Ein Bier am Morgen, das weckte auf, obwohl es sicher nicht das beste für seine Gesundheit war. Immerhin war er in Ork. Hässlich vielleicht, aber dafür hält man etwas aus.
Wenig später kam auch Karrod her, und Asharr, der seinen Fisch schon aufgegessen hatte, las noch ein wenig in dem "Rappenkurier" der am Tisch daneben gelegen hatte.
Als auch der Bretone fertig waren, holten sie ihre Sachen, bezahlten, und gingen vor die Tür, um auf Drakos zu warten. Dieser erschien, frisch und munter, und schon ging es los.

Ihr gepäck wieder auf dem Pferd beschritten sie die Straße. Die frische Luft und die Schöne Natur zwischen den beiden Städten machten die Reise angenehm, und dieses Mal hatte die Kaiserliche Legion volle Arbeit geleistet: Kein einziger Bandit hielt sie auf. Auch keine wilden Tiere griffen sie an, was aber eher normal war: auf den Hauptstraßen, die immerhin recht befahren waren, traf man normalerweise keine Tiere, die hielten sich lieber fern von den Menschen. Außer vielleicht dann, als er Kamahl getroffen hatte... Irgendetwas musste er wohl angestellt haben, damit er gleich von drei Bären und einem Zweigling angegriffen wurde.
Jedenfalls verlief die Reise ruhig. Die wenigen Leute die ihnen entgegenkamen, waren nur friedliche Reisende, obwohl sie nicht zwangsläufig freundlich waren. Auch zwischen den drei Gefährten kam kein großartiges Gespräch zustande, aber die Atmosphäre war gut.

Schließlich kam das Anwesen des Artefaktsammlers in sicht.
Ganz nettes Haus. So wie das ausschaut frage ich mich, warum er nicht einfach Mehrunes Dagon Geld für das angeboten hat, was wir mit Blut erkämpft haben?, dachte Asharr. Doch die gute Stimmung war bald verflogen. Als sie näherkamen, kam kein Wächter zu ihnen, kein Diener, nicht einmal ein Hund! Vorsichtig geworden zogen sie halb ihre Waffen und traten in das kleine Anwesen. Ein so reicher Mann musste Wächter oder Diener haben. Da niemand auf ihr klopfen antwortete, traten sie in das Haus ein. Toll! Wie in Legionszeiten, war Asharrs erster gedanke. Ein so reicher Mann hatte wächter, nur waren die in diesem Fall ziemlich tot. Pfeile im Rücken und große Löcher im Körper waren eindeutige Symptome.
Beim näheren Hinschauen stellte sich heraus, dass das ganze haus verwüstet war. Blutwar an den Wänden, am Boden und an der Decke, doch eine recht breite Blutspur fürte zu einer Hintertür. Drakos' Schlussfolgerungen nach musste der Altmer noch leben, also machten sie sich an die Verfolgung. Ein Kampf am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen... vor allem, wenn man dann tot ist. Dann hat man aber auch nichts anderes mehr. war Asharrs Gedanke dazu. Irgendwie fühlte er sich nicht bereit. Während die beiden anderen schon losgingen, blieb er noch kurz hinten, um seine Rüstung anzuziehen. Dann fühlte er sich schon besser.
Er holte die anderen ein - gerade rechtzeitig. Dier Banditen - es waren derer vier - waren gerade dabei, ihr Opfer in eine Höhle zu bringen. Mit etwas erleichterung bemerkte Asharr, dass kein Ork dabei war. Irgendwie waren Orks bei anderen Rassen als Schläger und brutale Kreaturen bekannt, und das nicht zuletzt weil, zumindest Gerüchten zufolge, Orks oft als Banditen auftraten. Hier jedoch sahen sie sich einem Nord mit einer Axt und einer Rüstung, die orkischer Machart war, einem Kajiit-Magier in Glasrüstung, einem Rotwardonen mit gemischter Ausrüstung und einem Dunmer mit Robe, Dolch und Bogen. Und, natürlich dem armen Schwein von einem Altmer, den der Dunmer gerade als Schild missbrauchte. "Das würde ich nicht tuen ihr drei! Ich weiss nicht wer ihr seid aber euch scheint dieser Altmer etwas zu bedeuten und wenn ihr meine Kumpanen angreift werde ich ihm die Kehle durchschneiden!", schrie der Dunmer mit einem siegessicherem Lächeln.

Plötzlich erschien ein Pfeil im Kopf des Dunmers - und viel Blut. Tja, Hochmut kommt vor dem Pfeil... oder wie war das? Ein Mensch war aufgetaucht, und es schien, dass er den Pfeil geschossen hatte. Anscheinend kannte er den Altmer - es war sein Wachkommandant. Höchst unelegant entledigte sich der Altmer der Leich auf seinem Rücken, als Drakos dem Neuankömmling auftrug, den Auftraggeber in sicherheit zu bringen. Sie drei würden sich um die Banditen kümmern.
Anscheinend hatte Drakos schon eine fixe Kampfordnung im Kopf, jedenfalls teilte er jedem einen Gegner zu. Asharr "erhielt" den Nord. Auch gut.
Und der Kampf begann. Der Nord musste irgendwas geraucht haben, oder aber einen heftigen Schlag gegen den Kopf erhalten haben, jedenfalls stürzte er dümmlich grinsend auf Asharr ein - ohne jegliche Taktik. Für einem normalen Menschen wäre das ein problem gewesen, aber der Nord schien Anabolika mit der Muttermilch aufgenommen zu haben, jedenfalls hätte einer seiner Schläge problemlos einen mittelgroßen Baum gefällt.
Doch Asharr hatte einen Vorteil. Trotz seiner Kraft war die riesige Axt des Nords sehr schwer, und Asharr war etwas schneller - trotz Ebenerzrüstung und Streithammer, oder vielleicht eben weil sie aus Ebenerz bestanden. Bei der Legion hatte er einiges über die Kampfgewohnheiten der verschiedenen Völker gelernt, aber bei diesem Individuum schienen alle regeln auf den Kopf gestellt worden zu sein - inklusive der des minimalen Intelligenzquotienten den ein Mensch zum leben brauchte. Die Schläge seines Gegners waren so stark wie planlos, und Asharr konnte allen mehr oder weniger ausweichen - sonst hätte er gar nichts mehr getan.
Immer weiter ging der kampf. Obwohl, Kampf konnte man es nicht nennen, denn Asharr wich nur aus. doch sogar der durchgedrehte Bodybuilder, der ihm als Gegner diente, wurde langsam müde. Die Axt musste irrsinnig schwer sein, und langsam, aber sicher verloren die Schläge an Wucht. In der Zwischenzeit rannen aber beiden Kontrahenten Schweißströme das Gesicht herab.
Dann hatte Asharr eine Chance: Die Axt des Nords hatte sich in eine Holzstrebe, die ein kleines Vordach vor der Höhle stützte, verfangen, und der Mensch brauchte ein paar Augenblicke, um die Axt loszubekommen. währenddessen schwang Asharr seinen Hammer und zertrümmerte des Menschens rechte Schulter. Ein Schmerzensschrei drang aus dem Mund des Nords und er ließ die Axt fallen.
Der Kampf aber war noch nicht zu ende. Durch den Schmerz in Raserei verfallen stürzte sich der Nord unbewaffnet auf Asharr, der kaum ausweichen konnte und die Faust seines Gegners in den Bauch bekam. Die Rüstung tat ihren Dienst, aber Asharr wurde auf den Boden gestoßen und konnte seinen Hammer nicht mehr einsetzten. Das Geld, das er für den Glasdolch gezahlt hatte, zahlte sich wieder einmal aus. Als der Nord sich auf den am Boden liegenden Ork stürzte, zog dieser seinen Dolch und rammte ihn dem Nord in den Hals. Blut schoss Asharr entgegen, und wieder war er damit bedeckt.
Der Tote Mensch war nicht nur stark gewesen, er war auch schwer, und das hatte sich mit dem Liter Blut, der Asharr Bedeckte, nicht geändert. Trotzdem hievte er den Toten von sich und stand mühselig wieder auf, um sich nach seinen Gefährten umzuschauen, und ihnen möglicherweise zur Hand zu gehen.
Auch Karrod war schon fertig, aber er hatte seinen Gegner nicht umgebracht, außer er hatte ihn aufgegessen - er erinnerte sich an irgendwelche Geschichten über Humanoidenfressende Bosmer... aber Karrod war ein Bretone - aber Asharr glaubte eher daran, dass Karrod "seinen" Banditen hatte ziehen lassen. Nachdem er ihn ordentlich verprügelt hatte, natürlich. Trotz seines Sieges sah er allerdings nicht allzu glücklich drein. Doch dafür würde auch später noch Zeit sein. Jetzt sollten sie schauen, wie es Drakos erging.