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Kämpfer
Cyrodiil, Bravil (Spaziergang außerhalb der Stadt in südl. Richtung)
"Ja, ich würde gerne beitreten."
Melian hörte sich reden wie in einem Traum. Ihr Gegenüber lächelte.
"Prima, dann führe ich Euch herum!" Sie bekam die Schlafplätze, den Übungsraum und einige Schränke gezeigt, aus denen sie sich frei bedienen durfte. Auch die hiesigen Gildenmitglieder wurden ihr vorgestellt. Man sah ihr anscheinend an, dass sie hungrig und müde war, denn sofort wurde ihr ein Sitzplatz vor einem reich gedeckten Teller angeboten. Während sie aß, erklärte ihr der Kaiserliche ihre erste Aufgabe.
"Hier in der Stadt gibt es einen langjährigen Streit, eine alte Familienfehde zwischen den Flavern und den Jolands. Bisher war das eigentlich kein Problem, den bis auf ein paar bissige Kommentare und harmlose Streiche ist nichts passiert. Jetzt ist aber ein Mitglied der Flaver verschwunden und einer der Jolands soll dafür verantwortlich sein. Ihr sollt nun mit allen beteiligten sprechen und herausfinden, was da wirklich vorgefallen ist."
Melian bekam noch ein Bild von Lela Flaver, dem verschwundenen Mädchen. Es klang nach einem interessanten Auftrag. Jedenfalls war sie froh, nicht eine Höhle von Goblins oder dergleichen befreien zu müssen. Hier in der Stadt konnte ihr kaum etwas zustoßen, denn es waren ja immer Wachen in der Nähe.
Frisch gestärkt machte sie sich auf, nicht ohne noch ein paar Eisenpfeile aus dem Waffenschrank der Kriegergilde mitgenommen zu haben. Sie war froh über die Unterstützung.
Es dauerte nicht lange, bis sie das Haus der Flavers gefunden hatte. Bravil war nicht besonders groß. Inzwischen machte es einen besseren Eindruck auf sie als bei ihrer Ankunft. Diese Holzhäuser hatten was. Die Flavers wohnten bescheiden, aber sauber und ordentlich im oberen Stock. Sichtlich besorgt berichteten Lelas Eltern von den Ereignissen der letzten Tage. Die Jolands hätten schon immer ein übles Spiel getrieben, erzählte der Vater aufgebracht und die Mutter ergänzte: "Mit denen stimmt etwas nicht! Sie tun unserer Lela bestimmt etwas an!".
Melian notierte sich das Wichtigste. Sie staunte über sich selbst. Eben rannte sie noch klauend durch die Kaiserstadt, einem arroganten Erzmagier unterworfen, und jetzt saß sie hier als ehrenwertes Mitgleid der Kriegergilde und suchte selbstbewusst nach vermissten Personen. Wie eigenartig, dachte sie und überlegte, dass ihr Vater sicher stolz auf sie gewesen wäre.
Im Haus - oder vielmehr in der Villa - der Jolands sah es dann doch etwas anders aus. Sie waren deutlich wohlhabender. Gleichzeitig waren sie aber auch eiskalt. Die verschwundene Lela interessierte sie gar nicht. Stattdessen nutzten sie jede Gelegenheit die Flaver in den Dreck zu ziehen. Nach ca. einer Stunde waren sie endlich fertig - und Melian um keinen Deut schlauer als zuvor. Enttäuscht verließ sie das Anwesen der Jolands und überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Den allerersten Auftrag kann ich doch keinesfalls vermasseln! Während sie etwas verloren auf der Straße stand bemerkte sie ein leises Rascheln in einem Gebüsch neben sich. Sie ging darauf zu und bog die Äste vorsichtig auseinander. Im selben Moment sprang etwas aus dem Gebüsch, schubste Melian beiseite und rannte Richtung Stadttor. Taumelnd fing sie sich wieder und nahm die Verfolgung auf. Was da förmlich vor ihr davonraste war ein junges Mädchen, in einem einfachen, hellblauen Kleid. Meine Güte, hat die einen Affenzahn drauf, dachte Melian und rannte so schnell sie konnte. Doch das war gar nicht nötig gewesen. Eine Wache hatte wohl bemerkt, dass etwas nicht stimmen konnte und hatte sich das Mädchen am Stadttor vorgeknöpft. Als Melian dort ankam, schilderte sie die Situation. "Was hast du dir dabei nur ge..." Sie stockte. "Das gibt es nicht! Du bist doch Lela Flaver!!" Wie von einer göttlichen Fügung vorgesehen stand vor ihr tatsächlich das vermisste Mädchen."Da wirst du mir aber einiges zu erklären haben. Jetzt komm erstmal mit, wir setzen uns dort auf die Bank und reden erstmal. Ist schon ok", sagte sie zu der Wache, "ich kenne das Mädchen, sie kommt mit mir."
"Dann passt aber auf, dass sie Euch nicht entwischt", entgegnete der Wachmann. "Wir haben Meldung bekommen, dass hier in der Nähe, südlich von Bravil, ein merkwürdiger Dunmer sein Unwesen treibt. Er trägt seltsame Kleidung und scheint irgendwie verwirrt zu sein. Nicht, dass die Kleine ihm in die Arme läuft. Wer weiß, zu was der fähig ist."
Bei den Worten des Wachmanns musste Melain unwillkürlich an Malukhat denken und grinste. Am liebsten hätte sie gefragt, ob der Dunmer eine Daedra-Rüstung trug, aber sie traute sich nicht. Lustig wäre der Gedanke an einen verwirrten Erzmagier allemal. Aber nein, wie sie ihn kannte schwelgte er gerade laut prahlend im Luxus und befahl irgendwelchen armen Angestellten ihn mit Palmwedeln und frischen Trauben zu versorgen, vermutlich irgendwo hoch oben in einem Turm mit Panorama-Blick über Cyrodiil.
Lelas Eltern hätten Melian vor Freude fast erdrückt, als sie ihnen ihre Tochter übergab. Bei dem Gespräch unter Frauen auf der sonnigen Bank hatte sich herausgestellt, dass Lela auf dem Heimweg vom Einkaufen die Tüte mit Lebensmitteln fallen gelassen hatte. Das Essen war ruiniert und da die Eltern ohnehin nicht so viel Geld hatten, hatte sie sich nicht mehr nach Hause getraut. Ärger gab es aber keinen, denn die Flavers waren viel zu glücklich über die Wiederkehr.
"Wir können Euch nicht viel geben, außer diesem Ring. Vielleicht kann er euch hilfreich sein." Lelas Vater überreichte Melian einen uralten Ring. Trotzdem er nicht mehr richtig glänzte, war er wunderschön. "Er lässt Euch sicherer werden im Umgang mit Pfeil und Bogen. Immer, wenn ihr ihn tragt, werdet ihr deutlich besser schießen können als vorher." Sie bedankte sich und beteuerte den Ring gut aufzubewahren und stets an die Flavers zu denken, wenn sie ihn trug. Sie freute sich ehrlich, denn obwohl es kein bares Geld war, konnte sie Unterstützung beim Schießen gut gebrauchen. Und so dringend brauchte sie ohnehin kein Geld, denn in der Kriegergilde wurde sie mit allem versorgt, was sie so brauchte.
Melian beschloss ert noch einen kleinen Spaziergang zu machen, ehe sie in die Gilde zurückkehrte. Es war noch hell, die Sonne schien und sie wollte die Gelegenheit nutzen ein wenig durch die Natur zu schlendern, wie sie es im Bruma auch immer getan hatte. Im Hinterkopf hatte sie aber auch die Worte des Wachmanns über den verwirrten Dunmer. Etwas unheimlich klang es ja schon, aber draußen würden sicher doppelt so viele Wachen sein wie sonst und es würde schon nichts passieren, wenn sie auf den Wegen bleib. Sie verließ die Stadt und begab sich in südliche Richtung die Straße hinunter.
Geändert von Varda (22.04.2007 um 15:32 Uhr)
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