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General
Cyrodiil, bei Vindasel
Aurel riss sein Schwert aus der Scheide.
„Mann, wisst Ihr denn nie, wann es genug ist? Ihr versucht mich zu töten, stoßt mich in die Tiefen einer von Untoten verseuchten Ayleidenruine, versucht meine Ehre zu besudeln, indem ihr behauptet, ich hätte mich abgesetzt, erhaltet zur Strafe, Eurer Tochter zuliebe wohlgemerkt, nur ein verdientes Schlägchen auf die Nase und wollt dann kämpfen?“
So überrascht Aurel von dem Angriff des Magiers auch war, tief in ihm, noch nicht ganz in sein Bewusstsein vorgedrungen, regte sich ein gewisser Respekt für den Dunmer. Der Kerl hatte tatsächlich Stolz. Sieh an...
Und er war gut. Die Täuschung mit dem Schwert, damit er ungehindert zaubern konnte, war vortrefflich gewesen, das musste Aurel zugeben. Der Zauber hatte ihn vollkommen überraschend getroffen.
Der Zauber...
Aurel spürte kein Brennen, keine Eiseskälte... was war denn das für ein Zauber gewesen?
Er schaute an sich herunter und erstarrte. Sein Brustpanzer war vollkommen ruiniert. Er sah aus, als hätte er jahrhundertlang in einer Salzlake gelegen. Vollkommen korrodiert.
„Was?! Ihr... was habt Ihr getan?“
Aurel war fassungslos. Das war nicht einfach irgendein Brustpanzer, es war sein alter Legionsharnisch. Unzählige Gefechte und Geplänkel, die Landung der Nord auf Solstheim, die Schlacht bei Rabenfels, die Belagerung der Eisfalter-Festung, all dies hatte der Harnisch überstanden. Er hatte ihn geschützt und ihm oft das Leben gerettet, er war mit Blut geweiht, dem von Feinden, dem seines Trägers und dem von vielen Kameraden, die Seite an Seite mit Aurel gekämpft hatten... und mit dem Blut von...
Schwärze...
Aurel blinzelte. Rauchschwaden umgaben ihn, und die Luft war erfüllt von Waffenlärm und Schreien. Er befand sich auf den Zinnen der Eisfalter-Festung auf Solstheim, dem letzten Bollwerk der Legion auf der Insel, und schaute hinunter auf ein wogendes Meer aus Menschenleibern und Orks, die gegen die Festung anrannten.
Die Mauern waren stark beschädigt, und überall kamen die Nord und ihre orkischen Verbündeten bereits über Sturmleitern in die Festung. Das Fort war verloren.
Aurel drehte sich zu seinen Männern um.
„Zum Schiff, Männer! Runter an den Hafen. Schaut, dass ihr zum Schiff kommt!“
Eine sanfte Stimme ertönte hinter ihm, ein seltsamer Kontrast zu den furchtbaren Geräuschen der Schlacht.
„Und Du gehst mit ihnen, Aurel... das ist ein Befehl!“
Er drehte sich um und sah Ravanna, die Hauptmännin seiner Kompanie.
„Ravanna!“
„Ich will, dass Du gehst, Aurel... das ist ein Befehl, Dekurio! Kein Widerspruch!“
Aurel war fassungslos. Er konnte Ravanna nicht hier auf den Zinnen zurücklassen und fliehen. Sie war die einzige Frau, die ihm je wirklich etwas bedeutet hatte.
Ravanna bemerkte seinen Blick und wiederholte noch einmal ihre Weisung.
„Geh, Dekurio, kümmere Dich um Deine Männer!“
Und mit diesen Worten stürzte sie sich einem Trupp Nord entgegen, der gerade ganz in ihrer Nähe die Wälle überwunden hatte.
Widerstrebend wich Aurel langsam zurück, konnte aber den Blick nicht von der Kriegerin lassen. Wie ein Fels stand sie inmitten der auf sie einstürmenden Nordhorden und hieb mit ihrem Breitschwert auf diese ein. Der Angriff geriet ins Stocken, aufgehalten alleine von dieser Frau, dieser Walküre Akatoshs, die scheinbar unbezwingbar auf den Zinnen stand.
Sie kämpfte mit einer unglaublichen Wildheit und Kühnheit, und sie lachte. Sie lachte der feindlichen Übermacht ins Gesicht, die es nicht schaffte, sie zu überwinden.
Es war der beeindruckendste Anblick, den Aurel je gesehen hatte. Seine Ravanna!
Sie drehte sich zu ihm um, strahlte ihn an und rief ihm immer noch lachend zu:
„Geh, Aurel! Ich liebe Dich!“
Und dieser kleine Moment der Unaufmerksamkeit besiegelte ihr Schicksal. Ihr Schild senkte sich nur für einen Augenblick eine Handbreit, während sie Aurel anstrahlte, aber ein Pfeil fand sein Ziel. Der Schaft ragte aus Ravannas Hals, und eine Blutfontäne schoss aus der Wunde. Ein Tropfen traf Aurels Brustpanzer, und Aurel wollte vor Verzweiflung schreiend zu der in den Gegnermassen niedersinkenden Ravanna eilen, wurde jedoch von seinen letzten verbliebenen Kameraden zurückgehalten.
Sie sagten irgendetwas zu ihm... „keinen Sinn“... „ist tot“..., aber er konnte sie nicht verstehen. Er wehrte sich wie ein Tobsüchtiger gegen die ihn packenden Arme, aber es war zwecklos. Seine Männer führten den schreienden Aurel zu dem Schiff, während Bogenschützen ihren Rückzug deckten.
Die brennende Eisfalter-Festung war das letzte, was er von Solstheim sah, dann fiel sein Blick auf den Blutstropfen auf seinem Harnisch, und ihm wurde schwarz vor Augen.
Schwärze...
Aurel starrte Malukhat an.
„Das reicht! Ihr wisst gar nicht, was Ihr gerade getan habt!“
Wie Malukhat war nun auch Aurel in Rage geraten.
„Ihr wollt kämpfen? Dann werden wir kämpfen!“
Aurels Augen glitzerten und blitzten nun fast wie sein Schwert.
„Was ist, wollt Ihr wieder einen Eurer faulen Zauber anwenden, oder seid Ihr Manns genug, mit dem Schwert zu kämpfen?“
Aurel wusste, dass er ohne Harnisch und nach den Tagen in der Ruine kaum eine Chance hatte, den Kampf gegen einen zaubernden Malukhat zu überleben, aber vielleicht gab ihm ja seine natürliche bretonische Magieresistenz wenigstens die Zeit, den Kampfmagier mit in den Tod zu nehmen.
„Also, was ist, Ehre oder Magie?“
Abwartend erhob Aurel sein Schwert.
...
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