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Ritter
Krabat war eines meiner ersten Fantasybücher. Ich habe es allerdings erst vor ein/zwei Jahren nocheinmal gelesen.
Für alle, die sich nun nichts unter Krabat vorstellen können:
Die Handlung spielt in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Sachsen in einer Mühle im sogenannten Koselbruch (nahe Hoyerswerda). Krabat, ein Waisenknabe, der mit anderen Jungs als Dreikönige eines Winters umherzieht findet schließlich eine Lehrstelle bei dem Müller, der mit Krabat nun 12 Lehrlinge unterrichtet.
Doch nicht nur das Müllerhandwerk wird vom Müller-Meister unterrichtet, sondern auch noch ganz andere Dinge, von denen die angehenden Gesellen nicht zu träumen gewagt hätten, als sie mit ihrer Lehre begonnen hatten. Er weiht sie in schwarze Zauberkünste ein, die Verwandlung in 12 Raben gehört für die 12 Gesellen ebenso zum Alltag, wie das Mahlen von Schrot und Korn.
Der Meister pflegt ebenso seltsame Beziehungen zum sächsischen Kurfürst und ist an seinem Hof ein gern gesehener Gast.
Doch auch sonst geht es nicht mit rechten Dingen zu... so passieren an den Silvesterabenden immer tragische Unglücke, bei denen einer der Gesellen verstirbt und zu jedem Jahresanfang erscheint ein neuer Lehrling in der Mühle im Koselbruch....
So viel zur Handlung. Sie ist reichlich vorhanden, wobei der Umfang des Buches mit seinen etwa 270 Seiten eher knapp wirkt, was täuscht. Der Autor beschreibt manche Sachen etwas knapper, als andere. Dennoch versteht Preußler die drei Jahre Krabats an der Mühle enorm fesselnd zu erzählen, spannend und beklemmend zu gleich.
Man kann die Atmosphäre in der finsteren Mühle förmlich riechen, wenn der einäugige Meister seinen Schülern wieder mal eine Lektion in schwarzer Magie erteilt. Man erfährt trotz der geringen Seitenzahl alles mögliche über die Gesellen und ihrer Bündnisse untereinander. Außerdem gibt es reihenweise Rätsel und Mysterien, teilweise auch schauderlicher Art, wenn man an den Mann mit der Hahnenfeder denkt, der gelegentlich etwas anderes Mahlgut anliefert, als das, welches gewöhnlich zwischen die Mühlsteine gerät.
Eine glaubwürdige Liebesgeschichte im letzten Drittel und teilweise sehr situationskomische Szenen lockern die düstere Atmosphäre natürlich auf.
Der Erzählstil ist sehr schön, liest sich sehr flüssig und drängt nicht extrem voran. Das Buch ist überhaupt nicht schwierig geschrieben, obwohl die Geschichte doch eine gewisse Komplexität hat. Es ist als Jugendbuch und Erwachsenenbuch - denke ich - gleichermaßen geeignet. Mir hat es auf jeden Fall einen Heiden Spaß gemacht, Geheimnis um Geheimnis zu lüften, in die einerseits sehr vertraute Welt einzutauchen und die teilweise schaurigen Geschehnisse mitzuerleben. Außerdem ist die Story einfach interessant - waren schon die Kinderbücher, die Preußler geschrieben haben eine Klasse für sich, wie "Das Kleine Gespenst" und "Die Kleine Hexe", so kann man ohne weiteres sagen, diese Geschichten seien nun erwachsen geworden.
Krabat ist meiner Meinung nach eines der vollwertigsten Bücher und der eine der schönsten Geschichten, die je erzählt wurden - und das mit meisterhaftem Können.
Greetz, Cuzco
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