Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Ich denke die Antwort ist leicht, ich schreibe für alle die, die Spaß an einer "stupiden" Geschichte haben und trotzdem nicht faul sind, drüber nachzudenken. Es ist klar, dass das verschwindend wenige Leute sind, aber was solls. Medien sind offensichtlich eh nur als Ganzes ein Einfluss auf die Gesellschaft, einzelne Werke gehen da unter.
Ich glaube, die Zielgruppe größer ist, als du es darstellst. Ianus hat ja von sich aus Sophies Welt angesprochen - aber ein Blick in die Bestsellerlisten reicht eigentlich aus, um zu sehen, dass Bücher, die Fakten mit fetzigen Geschichten kombinieren, hoch im Kurs stehen. Man kann zu Schreiberlingen wie Brown, Follett und Konsorten stehen, wie man will, aber immerhin bewegt sich auch Eco gerne in diesen Gewässern und verkauft sich dann ebenfalls recht gut. Der Erfolg der ganzen Wissenssendungen im Vorabendprogramm spricht ebenfalls dafür, dass es für Bildung einen Markt gibt (auch hier sei dahingestellt, ob die Umsetzung wirklich geglückt ist).
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Davon abgesehen, dass der Pöbel eh nicht liest...
Ich kenne einen Koch, der an sich ein unglaublicher Proll ist, und nach Feierabend seinen ersten Liter Bier in spektakulären 10 Minuten wegkippt. Darüber hinaus war er in seiner Jugend (er ist jetzt knapp 30) ein Schläger und hat mir einige Geschichten über Jugendbanden erzählt, die ich in der rheinischen Provinz nicht unbedingt erwartet hätte. Aber er liest! Und der Grund dafür ist, (neben der Unterhaltung) dass er nicht dumm sein will. Und so hat er es tatsächlich selbst formuliert, was ich bewundernswert finde, weil da ein gehöriges Maß an Reflektion und Selbstkritik einfließt.
Ein anderer Typ, den ich in der Grundausbildung kennen gelernt habe (wo ich der einzige Abiturient war), und der mir durch seinen sezierenden Humor aufgefallen ist, hatte vor der Bundeswehr eine Lehre als Konditor gemacht, wollte aber danach versuchen, das Abitur nachzuholen, um Psychologie stdieren zu können. Ich weiß nicht, ob er das auch umgesetzt hat, aber das Bedürfnis war auf jeden Fall da; ähnlich sieht es übrigens bei meiner Mutter, die sich nach Hauptschulabschluss und Lehre durch das Abendgymnasium gebissen hat, um später Psycholgie zu studieren - aber das geht jetzt wirklich komplett am Thema vorbei.
Zitat Zitat von Ianus
Vielleicht erinnerst du dich an "Sophies Welt", das sehr gut verfasste Buch, welches Kinder in die Grundlagen der westlichen Philosophie einführen sollte?
Ich kenne keine Kinder, die Sophies Welt gelesen habe. In erster Linie kenne ich Erwachsene, die Philosophie immer links liegen gelassen haben und das Buck nutzen wollten, um auf diese Weise zumindest die Grundzüge zu durchschauen und dann einige Leute, die es irgendwann zwischen 16 und 20 gelesen haben. Einer von denen hat später sogar Philosophie studiert, aber ich kann nicht behaupten, dass es dort einen Zusammenhang gibt, weil ich nicht nachgefragt habe.
Philosophie ist allerdings tatsächlich ein tolles Totschlagargument, bringt uns aber wieder zu der Frage zurück, inwieweit es nicht sinnvoller wäre, die Inhalte mit Rücksicht auf den durchschnittlich gebildeten Leser zu verfassen. Ich vermute, dass es häufig so ist, dass die Leute einfach nicht schreiben können und zu faul/blasiert sind, sich eine flüssigen, allgemein verständlichen Stil anzueignen. Gleiches gilt übrigens über weite Strecken wissenschaftlicher Literatur (egal aus welcher Ecke); das es auch anders geht, zeigt z.B. Walter Lesch mit "alpha centauri", oder David Crystal mit seinen toll bebilderten und zügig geschriebenen Büchern zur englischen Sprache.
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Etwas vergleichbares läuft auch mit Büchern ab: Du kannst hinein geben, was du willst, aber du hast nur eine Methode, die garantiert, dass es auch bei deinen Lesern ankommt: Sokrates hat sie mit dem Sklaven demonstriert.
Wer will denn eine Garantie? Davon mal abgesehen habe ich die Sokrates-Story immer so interpretiert, dass man nur dann Erfolg beim Lehren haben kann, wenn man die Eigeninitiative der Leute anstachelt. Kann aber sein, dass ich da völlig danebenliege und mir das Ganze so hingedreht habe, dass es in mein Weltbild passt.

Zum Schluss noch was zum eigentlichen Thema des Threads, das ich an sich ziemlich interessant finde: Ich finde, dass bereits Dan Brown zu weit gegangen ist - nicht in seinen Büchern selbst, sondern was er im Rahmen des Da-Vinci-Code-Hypes so von sich gegeben hat; bei "Angels and Demons" habe ich noch Spaß daran gehabt, nachzuprüfen, wo sich Dan Brown von der Wahrheit entfernt hat, um seine Geschichte am Laufen zu halten - aber wenn er als Autor behauptet, seine Räuberpistole um da Vinci beruhe ausschließlich auf historischen Fakten, trägt er seinen Teil zur Volksverdummung bei und landet bei mir auf einer Stufe wie Aiman Abdallah.
Ein umfangreiches Nachwort, in dem der Autor darlegt, wo er sich bewusst von der Realität entfernt hat, bzw. bei welchen Punkte es verschiedene Theorien gibt, wäre in solchen Fällen, denke ich, eine sinnvolle Lösung - wobei man natürlich Gefahr läuft, sein ganzes feines Geflecht zu entzaubern.

Ich glaube, ich werde mir "The Magic Circle" mal durchlesen, auch wenn ich mich danach möglicherweise furchtbar aufrege.