Bitte bei mir immer ein "imho" dabei setzen. Ich spiele Rollenspiele schon seit den alten Ultimatagen auf dem C64 - und daher ist aus *meiner* Sicht und *meiner* Erfahrung nach Gothic 3 ein ziemlicher Reinfall.Zitat
Und genau das stimmt nicht. Versuch dich mal mit Level 1 an den Minotauren beim Einhorn - oder, da das mehr ein Problem des Scaling ist (welches ich in G3 noch viel schlimmer finde, aber das ist wieder eine Sache, die gepatcht werden kann), installier mal OOO. Jeder Level1-Char wird panisch vor Spectral Warriors fliehen, die nur um die Level 5 sind, versprochen! Warum? Weil es im Kampfsystem - anders als in G3 - keinen "ich gewinne automatisch"-Knopf gibt.Zitat
Dann soll man gefälligst eine vernünftige Klicksteuerung einbauen! Ich spiele auch verdammt gerne NWN und co - Klicksteuerung, ja, aber vernünftig umgesetzt. Es *darf* in keiner Steuerung simple "Autowin-Buttons" geben. Das Problem in G3 ist *nicht* die Steuerung, sondern das System, wie diese Steuerung wirkt. Und da unterscheidet es sich ganz gewaltig von so ziemlich jedem gelungenen Spiel. Etwas vergleichbares gibts nur in Oblivion mit einer Spezialattacke, die selten überhaupt trifft und dann auch nur in 5% der Fälle den Stun auslöst. Bei G3 ist er hingegen StandardZitat
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Es ist ein Spiel ohne Handlung, ohne Bedeutung. Daraus folgt, was du sagst. Wenn man statt der üblichen Schwarzweißmalerei mal Grautöne gut umgesetzt sehen mag, das gibt es durchaus - ironischerweise aktuell in NWN2, trotz der dämlichen Alignments. In Gothic 3? Fehlanzeige.Zitat
Man kann überhaupt keiner Fraktion beitreten. Wie läufts denn ab zwischen Rebellen und Orks? Als Rebell muß man immer schön, wird sogar dazu angewiesen (natürlich in einer Zeile, Stichwort Dialoge und deren Abwesenheit), den Orks helfen, bis man zum Obermotz vorgelassen wird. Toll. Man läuft mit Feuermagierrobe oder Paladinrüstung durch eine von Orks besetzte Stadt - niemanden interessiert es. Man hat eine Stadt für die Rebellen befreit, und bekommt nur zu hören "hast du nichts besseres zu tun!". Grandios. Da fühlt man sich gleich wie ein richtiger Rebell.Zitat
Bei den Vorgängern wurde auf die Gildenzugehörigkeit von der Umwelt wenn auch nur in kleinen Portionen reagiert - was immer noch tausendmal mehr ist als man in G3 je erleben wird. Oder auch, sagt ein Questgeberrebell zu mir ich arbeitete für die falsche Seite, die Orks - weil er keine andere Sprachausgabe hatte, die zumindest darauf reagieren hätte können, daß ich in Palarüstung vor ihm stehe (Hinweis für alle Mitleser, die sich G3 nicht angetan haben: Rüstungen haben Rufvoraussetzungen - und um die Palarüstung kaufen zu können, muß man extrem viel für die Rebellen getan haben).Zitat
Ein massiver Fehler wird nicht dadurch besser, daß man seine Konsequenzen aufzeigt und sagt, "ja, bei diesem Fehler sind halt keine anderen Konsequenzen möglich!".Zitat
Das Geheimnis lautet, den Fehler erst gar nicht zu machen! Alle NPCs auf diese Art sterblich (und so leicht sterblich - Gorn starb bei mir am ersten Scavenger...) zu machen war der größte Irrsinn überhaupt. Daß das Ergebnis dann katastrophal ist - bitte, genau das sage ich.
Es sind Charaktere und deren Interaktionen, die eine Geschichte voran treiben. Haut man die aufgrund einer nach BSE riechenden Designentscheidung (Stichwort Konzeptfehler...) heraus, braucht man sich nicht über das Ergebnis wundern.
Es ist keine Frage des Einbaus, sondern der Ausführung. Dumpf, langweilig, wie aus einem Zufallsgenerator. Hast du mal Vampire Bloodlines, Knights of the Old Republic, Baldur's Gate 2 oder auch Gothic 1 gespielt? Die Aufträge waren selbst kleine Geschichten, die die jeweiligen Geschichten voranbrachten. Warum? Weil bei ihnen immer noch mehr passierte und notwendig war als nur das Auftragsziel. Weil sie sich in einem größeren Rahmen befanden. Genau das tun sie in G3 eben alles nicht.Zitat
OK, ich habe die Assassinen nicht gespielt, weil ich mit denen nichts anfangen konnte, kann daher nur für die Rebellen (und zwangsweise nötigen Orksöldner) sprechen. Und da kann ich mit gutem Gewissen sagen, sämtliche Aufträge sind billigster Ramsch, den ein Questgenerator a la Sacred schon hinbekommen hat. Und das ist wirklich ein Armutszeugnis.
Dein Vergleich mit Oblivion zeigt das Problem sehr gut: Denn da waren die Aufträge besseres Mittelmaß. Man könnte sagen etwa das, was ein Spiel *mindestens* leisten sollte. Rückblickend auf die letzten zehn Jahre kann ich nur sagen, daß viele Titel Oblivion deutlich überboten haben in Sachen Questqualität. Wie gesagt, es ist besseres Mittelmaß in meinen Augen. Gothic 3 muß man aber leider ganz weit darunter ansetzen... :/
Es geht nicht um Schwierigkeit, es geht um Dynamik! Was ich damit meine, habe ich schon geschrieben am Beispiel der Crawlerkönigin.Zitat
Gothic 1: In die Mine gehen. Vorarbeiter finden, Winde reparieren, Templer finden 1, Templer überzeugen 1, Templer finden 2, Templer überzeugen 2, Templer finden 3, Templer überzeugen 3, Templer finden 4, Templer überzeugen 4, gemeinsamer Kampf beim Öffnen der Winde, Königin töten, zurück zum Auftraggeber.
Gothic 3: In die Mine gehen, Königin töten, zurück zum Auftraggeber.
Ich habe bisher keinen einzigen Auftrag in Gothic 3 gefunden, der von diesem Schema abwich. Keine Dramaturgie. Keine Dynamik. Keine Komplexität. Früher gab es die. In diesem Spiel hingegen nicht. Und hey, nachdem es mir in Vengard zu bunt wurde (heißt, der König auch nur 2 Sätze sagte und der oberste Feuermagier aussah wie Harald Fränkel, also wie etwa 200 andere Rebellen und Orksöldner), hab ich im Schnelldurchgang das Spiel schon durchgespielt. Vielleicht verbirgt sich irgendwo ja ein Diamant - ich hatte zuletzt weit über 300 angefangene und zum großen Teil erledigte Quests, da war nicht eine gute bei.
Geht völlig an vom mir vorgebrachten Punkt vorbei. Es ist nicht schlimm, daß sie vom Grundprinzip her einfach sind, sondern daß sie (kurz nochmal alles von oben zusammengefaßt) kein Erlebnis sind, sondern wirklich ein Auftrag - wie vom Zufallsgenerator in Sacred. Ohne Bedeutung. Ohne Dynamik. Selbst einfachste Aufträge können eine Bedeutung haben - gutes Beispiel der Heiltrank für Yberion. Strunzeinfach, ohne Wendungen - aber man spürt und merkt die Bedeutung und die Konsequenzen. Genauso können vom Prinzip her einfache Aufgaben plötzlich enorm an Komplexität gewinnen und besser werden. Beispiel aus G1: Das Finden der Fokussteine. Eigentlich ja auch nur "hole Y" - aber was dann daraus wird!Zitat
All das gibt es in G3 nicht. Alles ist beliebig. Alles ist immer gleich.
Sorry, man sollte wirklich das Spiel durchgespielt haben, um das behaupten zu können. Egal was man bei den Nebenschauplätzen macht, es hat 0 Konsequenzen für die Hauptgeschichte. Da kann selbst ein treuer Diener Innos, der das Land von den Orks und Assassinen befreit hat, sich in der letzten Spielstunde für Beliar entscheiden. Warum? Weil das, was man tut, keine Rolle spielt.Zitat
Man schaue sich mal im Vergleich NWN2 oder, noch besser, Planescape Torment an: Das ganze Spiel fällt am Ende auf einem zurück. Der Verlauf des Endkampfs, ja sogar welche Enden überhaupt erreicht werden können, hängt davon ab, wie man sich das ganze Spiel hindurch verhalten hat.
In Gothic 3? Die Fraktionen sind Teil des Settings. Nicht der Geschichte. Was man macht (oder nicht macht) hat auf den "Götterkrieg" so ziemlich 0 Auswirkungen.
Es gibt in Gothic keine Geschichte, keine Zeitachse. Nur irgendwann nichts anderes mehr zu tun. Was man bis dahin tat? Für das Ende vollkommen und absolut egal. Auch wenn man nichts getan hätte. Die drei Fraktionen in Gothic 3 sind letztendlich vom Einfluß auf die Geschichte wie die 3 Fürstenhäuser in Morrowind, nur noch beliebiger.Zitat
Man kann natürlich einwenden "in Gothic 3 schreibt man die Geschichte selbst" - sollte man aber nicht, weil man damit dem ollen bg recht gibt, daß es in Gothic 3 keine Geschichte gibt.
Ich habe da auch die Sichtweise eines Autoren, in der es so etwas wie Spannungsbögen, Dramaturgie, Dynamik und so weiter und so fort gibt. Oder, wie im Falle von G3, eben nicht. Dort existiert nur die Grundlage, das Setting. Das, was eigentlich eine Geschichte ausmacht, um imho als solche bezeichnet werden zu können, fehlt.
Und das wichtigste, was diese Freiheit mindestens bieten müßte und in G3 nicht einmal bietet, wären Konsequenzen.
(nein, "ups, ich habe gerade eine Stadt ausgerottet äh revolutioniert und brauche da jetzt nie mehr vorbeischauen, weil sie niemals mehr eine Rolle spielt" ist keine Konsequenz, sondern eine Peinlichkeit.)
In den nicht vorhandenen Büchern? In den kaum vorhandenen und ultrakurzen Dialogen? In Landschaftsformationen?Zitat
Vor allem anderen steht in NWN2 die Geschichte im Vordergrund. Die Regeln? Klar es läuft nach denen ab, sonst wär es kein NWN2. Ich fand sie nicht störender als die Regeln in Oblivion oder Gothic 3. Und wenigstens schafft es NWN2 dabei, eine Geschichte zu erzählen (was mehr ist, als G3 von sich behaupten kann - das stellt nur ein sich nicht entwickelndes Setting dar) und dabei noch Wahlmöglichkeiten mit Konsequenzen (welche wiederum in Oblivion leider sehr sehr rar waren) einzubauen. Wobei ich warnen sollte: Anders als in G3 findet sich die Wahlmöglichkeit NICHT erst am Schluß. Das ganze Spiel bestimmt, wie es ausgeht, man entscheidet die ganze Zeit über. Etwas, was so auch in G3 hätte sein sollen, aber leider nicht ist. Das Potential dafür wäre da gewesen - wurde aber, wie so vieles andere nicht umgesetzt (oder auch der plötzlich für Beliar streiten könnende Paladin).Zitat