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Thema: Gothic 3: Patch 1.12 veröffentlicht - und wieder zurückgezogen

Baum-Darstellung

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  1. #31
    Völlig vom Spiel gelöste Erlebnisberichte halte ich im Rahmen und Verlauf dieser Diskussion für fehl am Platze. Warum? Weil sie sehr selektiv sind, nicht der Spielerfahrung entsprechen werden, die viele andere Spieler haben. Was du schreibst, klingt gut, ja. Aber das auch nur, weil sämtliche Probleme unter den Tisch fallen. Daher halte ich solcherlei Berichte für höchst problematisch.

    Was ich meine?
    "Einer von Hasenfuss seinen Leuten kennt einen versteckten Rebellenstützpunkt in der Nähe und führt mich hin."
    Dieser vollkommen unwichtige NPC heißt "Gorn", keiner von Hasenfuß' Leuten, sondern alter Kampfgefährte aus den vorigen Teilen. Der plötzlich zum Hellseher mutiert ist. Und in meinem Fall von einem Scavenger getötet wurde, aber das ist wohl nicht Kanon.

    "Um noch mehr aus ihm herauszubekommen, muss ich für ihn einen entlaufenden Sklaven einfangen. Hm, ein bisschen widerstrebt mir die Aufgabe ja. Schlimmer wird es noch, als ich ihn dann gefunden habe. Ein freundlicher Mensch, der scheinbar nichts böses getan hat. Naja, Gewissen hin, Gewissen her, hier geht es jetzt erstmal darum, tiefer in den einzelnen Beweggründen einzudringen. Jedenfalls hat der Assassine bisher den besten Grund geliefert."
    Was man ein bißchen ausführen sollte: Der Mensch steht drei Meter vom Stadttor entfernt. Ich meine, wer würde schon auf die Idee kommen, sich ein paar Schritte weiter weg zu verstecken. Spricht da ein heimlicher Fetisch aus ihm? Will er Sklave sein? Und nein, die Ausrede mit der völlig mit Monstern zugekleisterten Welt zählt nicht - man kann einen Unsinn nicht mit einem anderen entschuldigen. Zudem sitzt die Person, welche ihn in Sicherheit bringen würde, nur fünf Meter weiter - und kein Wolf dazwischen in Sicht. Na ja, außer ein streunender Wolf hat bereits den Wolfsjäger zerfleischt. Ich meine, ein Wolfsjäger zeichnet sich doch schließlich dadurch aus, daß er schon vom ersten dahergelaufenen Wolf erledigt wird. Oder wie war das? Egal!
    Zudem wehrt sich der potentielle Sklave nicht einmal! Wieder: Spricht da der Fetisch aus ihm? Will er zu seinen 5000 eineiigen Geschwistern (Fünftausendlingen?) zurück? Warum versucht er nicht zu fliehen? Oder den Helden wirklich zu überzeugen, ihn die Ohren abzuquatschen? Verdammt nochmal, Sklavenhandel IST ein verdammt brutales Gewerbe (gewesen). Die Leute wurden nicht mit Wattebauschaussagen überzeugt. Oder nur mit der Androhung von Gewalt. Das reichte nie. Also was soll diese Weichspülerdarstellung?
    Ich bin mir bewußt, daß die Antwort auf diese Frage "USK" heißt. Und das ist ein Problem, weil es die Welt unglaubwürdig macht. Es gab bereits Ansätze, wo dies wesentlich realistischer dargestellt wurde. Baldur's Gate 2, Morrowind, um mal zwei Beispiele zu nennen.

    "Zu den Banditen nur soviel: Sie hatten nie eine Chance gehabt, es lohnt also nicht darüber mehr zu erzählen."
    Natürlich hatten sie nie eine Chance. Kein einziger Zweibeiner hat im normalen Spiel auch nur den Hauch einer Chance gegen den frisch an Land angekommenen Helden, einschließlich Zuben, Xardas und Rhobar, die mächtigen Götterrepräsentanten und Herrscher.

    OK, so ganz stimmt die Aussage nicht. Goblinschamanen haben auch zwei Beine, und die haben definitiv eine Chance .

    Und so geht es weiter, und weiter, und weiter. Ich meine, ist ja wirklich schön, daß dir das Spiel gefällt. Aber das macht es nicht gut. Jedes Spiel findet ein paar Leute, die daran Spaß haben. Hat es aber zu viele Mängel - wie im Falle von Gothic 3 - dann werden viele eben nicht so in das Spiel kommen. Einfach weil es viel zuviele Aspekte gibt, die einem immer (und immer und immer und immer wieder) herausreißen. Wenn du darüber hinwegsehen kannst - Glückwunsch, du bist zu beneiden. Aber das macht aus Gothic 3 noch lange kein "klasse Spiel" für die meisten Spieleinteressierten jenseits der zwanzig (ich erinnere an die weiter oben von mir gelinkte Umfrage - das gleiche beobachtete ich auch im Privatleben. Wie auch in so ziemlich jedem Forum, in welchem ich aktiv bin).

    Was du über Gothic 3 da oben geschrieben hast, läßt sich in derselben Form auch über die Battlecruiser-Reihe schreiben. Und bringt das etwas? Ich denke nicht. Gothic 3 hat extrem kritische Probleme. Für manche Glücklichen - wie dir - mögen sie keine Bedeutung haben. Aber deswegen sind sie nicht für alle anderen ebenfalls bedeutungslos.

    Ich habe weiter oben einen ziemlich objektiven englischen Beitrag verlinkt. Versuch diesem User zu erklären, warum Gothic 3 ein "klasse Spiel" ist. Erkläre ihn, warum die Enttäuschung und der Motivationsverlust nicht ihre Ursache in Gothic 3 haben. Erkläre ihm, warum die ganze Liste an Gothic 3 - Mängeln nur eine Fehlinterpretation sind.

    Die immer wieder kritisierten spielerischen und designtechnischen Mängel verschwinden nicht einfach dadurch, daß sie für einige Spieler unbedeutend sind. Normalerweise, wenn ich über Spiele spreche, gehe ich dabei so vor: "A, B und C sind wirklich sehr gut. D, E und F ebenfalls gelungen. X, Y und Z hingegen sind problematisch. Mit Patches / Mods wird man wohl X beheben können. Mit dem Rest aber leben müssen."
    Warum ich auch immer die negativen Aspekte erwähne? Weil ich weiß, daß kein Titel allen Menschen gefällt. Es soll sogar Leute geben, die Baldur's Gate 2 nicht mögen. Und auch die haben ihre Gründe. Nur weil sie für mich nicht gelten, haben sie deshalb unrecht?

    In manchen Fällen ist Kritik natürlich unbegründet. In solchen Fällen ist etwas wie der "Baukasten"-Thread die Folge. Was ich hier schreibe ist immer so zu sehen: "Meinem Eindruck nach sehr vielen Stunden Spielzeit ist folgender: Ich sehe dieses Problem and diesem, diesem und diesem Punkt."
    Das ist das klassische Argumentationsschema. T = b + b + b
    Dem sollte man mit Gegenargumenten begegnen. Dabei kann nicht das T selbst angegriffen werden, sondern die bs. Im Ergebnis stünde dann etwas wie:
    A = g + g + g + (- b) + (- b), wobei die gs in dem Fall für Gegenbelege und die negativen bs für Belege der Antithese stehen.
    Als Antwort darauf würde wiederum versucht, die gs und negativen bs zu entkräften und weitere Belege für die eigene These T zu finden. Die Sichtweise setzt sich wiederum aus den ganzen Thesen zusammen: S = T + T + T
    Geht man die Thesen direkt an, ohne die Belege dafür argumentativ aufzugreifen, ist das schon mal kritisch zu sehen. Stellt man dem S dann auch noch eine Gegensichtweise entgegen, ohne auf die Ts einzugehen, haut man sich Vogelscheuchen um die Ohren.

    Mal ein Beispiel für eine gelungene Argumentationsfolge: In einem Thread vor unzähligen Jahren zoffte ich mich im WoG über die Gegnerverteilung und daraus resultierendem Schwierigkeitsgrad von Gothic 2. Ich sagte, sie wäre nach dem Schrotflintenprinzip erfolgt, führte dabei ein gutes Dutzend Beispiele an. Unter anderem die Snapper am Stadttor.
    Ich: T (Gegnerverteilung unnötig einsteigerfeindlich) = b (Snapper am Stadttor, wo Neulinge schnell herumstreunen, zudem wegen vieler Quests hingeraten können. Unnötige Tode, da Snapper schneller als der Spieler sind und erst fauchen, wnen sie angreifen) + b (diverser anderer Krempel)
    G2-Fan: A (Gegnerverteilung gut) = g (Snapper sichtbar, daher für jeden denkenden Spieler kein Problem)
    Ich: T (dieselbe wie oben) = b (Snappersuchbild - Screenshot der Gegend, und die Leute sollten die - komplett vom Gestrüpp verdeckten - Snapper suchen) + b (Aufführung der Begebenheiten, durch die Anfänger extrem leicht da hinein geraten)
    Diskussion beendet, weil da niemand mehr etwas gegen halten konnte. Etwas ähnliches habe ich auch mit dem Baukastenthread gemacht.

    Wir diskutieren hier ziemlich polarisiert über das Spiel. Die Diskussion kann zwei Zwecke haben: Entweder anderen bei der Entscheidungsfindung helfen, ob sich Gothic 3 lohnt. Oder versuchen, im anderen eine Verständnis für die eigene Position zu wecken.

    Ich weiß nicht, ob mir letzteres gelingt. Ich weiß nur, daß ich das versuche. Ich benutze konkrete Beispiele, wenn irgendwie möglich aus der Gothic-Reihe. Bei Gegenargumenten versuche ich konkret aufzuführen, aus welchen Gründen ich meine Position vertrete, und weswegen ich jene andere für problematisch halte. Immer versuche ich das dabei, an konkreten Spielgegebenheiten festzumachen. Gleichzeitig aber auch, sofern es sich anbietet, Alternativen aufzuzeigen, wie es besser gemacht hätte werden können.
    Und versuche, auf möglichst viele vorgebrachten Punkte einzugehen. Das mache ich nicht, weil ich gerne schreibe - sondern weil es meiner Ansicht nach zu einer Diskussion dazu gehört wie Wasser zur Suppe.

    Alles andere empfinde ich zwar als nette Erhellung von unterschiedlichen Perspektiven - aber mehr nicht.

    Geändert von bg2408 (22.04.2007 um 23:35 Uhr)

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