so und hier is wieder ein neues.

18

Die blauen Augen starrten in den leeren Raum der Zelle. So saß sie da.
Mit gebrochenem Herzen, mit gebrochener Würde, war sie noch das was sie einmal war? Ein junges fröhliches Mädchen? Nein.
Viel wichtiger war jetzt ob sie es jemals wieder werden würde. Hatte das Schicksal in ihrem Leben jemals wieder Glückseligkeit eingeplant? Sie bezweifelte es. Sie würde nie wieder lachen.
Wie sie geschrien haben. Wieso? Zu welchem Zweck vernichtet man so viele Menschen? Und wieso hatte sie überlebt? Ja, sie hatte überlebt... Sie musste der Grund sein. Nell war der Grund für das, was ihr Leben für immer verändert hatte.
Sie war nicht nur der Grund, sie war schuld. Es war ihre Schuld, dass sie alle sterben mussten. Ihretwegen...
„NEIN!“, es schallte in der Zelle von den Wänden zurück.
„Hat sie eben gesprochen? Sie hat doch etwas geschrien oder?“
„Ich habe auch was gehört. Los vielleicht ist sie jetzt brauchbar!“
Die Tür ging auf und 2 Männer traten ein. Der eine hatte einen Arztkittel an, der andere eine blaue Uniform und einen passenden Helm. Nell verdeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. Was würden sie jetzt mit ihr tun? Was sollte das alles?
„Nimm die Hände runter!“, donnerte der Mann in Uniform.
Nell reagierte nicht.
„Los nun mach schon!“, seine Stimme war kalt und dröhnte in ihren Ohren. Er ging einige Schritte auf sie zu und schlug ihre Hände von ihrem Gesicht gegen die Wand. Er zog sie hoch. Sie stand jetzt mit von sich gestreckten Armen an der Wand und kniff die Augen zu. Würden sie sie töten? Hatte sie es verdient?
„Ist ihre Seele zu gebrauchen?“, ihre Seele???
„Ich weiss es nicht..... auch wenn sie geschrien hat, es muss nichts heißen“, er klang nachdenklich.
„Ein sehr sicherer Ausdruck einer gesunden Seele sind Tränen.....“
„Dann wollen wir sie doch mal heulen lassen.“
„Ich bin dann draußen, ich kann mir das nicht mit ansehen“
Nell hörte einige Schritte und eine Tür die ins Schloss fiel.
„So....“ Nell hörte Fingerknochen knacken.
„Entweder du heulst jetzt gleich oder ich muss grob werden.“
...
...
„Okay....“
Eine Hand schlug ihr ins Gesicht. Doch Nell rührte sich nicht.
Seine Faust durchschnitt die Luft und traf ihren Magen. Nell spuckte Blut, doch keine Tränen. Sie sackte auf dem harten Boden zusammen.
„Verdammt noch mal! Heul doch einfach dann passiert dir nichts. Dumme Göre.
Er holte mit seinem linken Stiefel weit aus, er würde ihr ins Gesicht treten.... würde er das tun? Würde er soweit gehen, für etwas von dem er nicht einmal genau wusste, was es war... ?
Ja.
Nell lag gekrümmt auf dem Boden, kaum noch bei Bewusstsein. Sie hatte sich entschlossen, jegliche Emotionen abzulegen, die letzten, die sie empfunden hatte, waren Hass und Trauer. Sollte sie auf ewig mit ihnen weiterleben? Nein, mit Sicherheit nicht. Nells Gedanke war es, lieber ganz ohne Gefühle zu leben als nur noch ein einziges Mal diese negativen zu empfinden. Keine Regung, ihre Augen waren geschlossen und sie machte keinen einzigen Laut.
Die Tür sprang auf. Eine Reihe von Securitypersonal rannte durch die Tür in den engen Raum. Hinter ihnen kam er. Hojo. Er war in Rage.
„Sind sie etwa so beschränkt? Sie hätten sie fast getötet! Denken sie das Ingenium nutzt uns noch irgendetwas wenn sie, sie tot prügeln?
Er hob die linke Hand und ein Schuss löste sich und traf den Mann in Uniform in die Brust. Er brach zusammen und lag nun neben seinem Opfer, aber er lebte noch. Blut breitete sich auf dem Boden aus.
„Sie sind nun nicht mehr akzeptabel. Ich werde sie hiermit entfernen.“
Er trat auf ihn zu und fixierte den Kopf mit dem Fuß. Die Augen des Mannes starrten ihn angsterfüllt an. Hojo nahm etwas langes schmales aus der Tasche. Es hatte zwei Spitzen an seinem Ende. Er hielt es ihm an den Hals.
„Ich wünsche ihnen einen guten Aufenthalt.“
Er betätigte einen Schalter und der Raum wurde taghell. Die Schreie des Mannes schienen die Wachen überhaupt nicht zu beeindrucken. Nell hörte sie gar nicht. Sie war bereits in Ohnmacht gefallen. Der Mann zuckte und hatte Krämpfe im gesamten Körper. Er begann zu brennen. Er verbrannte aus seinem Inneren. Er schrie nicht mehr. Hojo hörte nicht auf. Er hielt immer weiter mit dem Schock-Gerät auf seinen Delinquenten.
Die Männer vom Personal kannten das, in letzter Zeit waren immer mehr Menschen „entfernt“ entfernt worden. Hojo, wurde immer nervöser, je näher der Tag rückte, hatte man sich zu geflüstert. Und wahrscheinlich stimmte es.
Er hatte aufgehört. Vor ihm lag nun ein verbrannter Körper, es stank fürchterlich. Er ging still aus dem Raum. Neben der Tür lag der andere. Er hatte ein Loch zwischen den Augen, aus dem es blutete.
„Nun, wenigstens sind sie nicht alleine“, sagte er mit einem hämischen Grinsen im verschwitzten Gesicht.

Einige Stunden später war Nell wieder allein in ihrer Zelle, sie kam wieder zu Bewusstsein. Als sie ihre Augen öffnete sah sie nur eine Wand. Also drehte sie sich um, um in die Zelle zu sehen aus der sie wohl nie wieder rauskommen sollte.
Ein hoher Schrei, eines Kindes schreckte die Wache vor der Zelle auf.
Nells Augen starrten in leere, verbrannte Augenhöhlen. Nell zappelte und versuchte aufzustehen, doch sie sackte wieder zusammen. Die Verletzung waren noch nicht verheilt. Ihr Magen schien zu platzen und ihr Gesicht brannte.
Ein schluchzen. Nell weinte. Sie hatte es nicht ausgehalten. Sie wusste dass sie nun wieder Angst haben würde, dass sie traurig werden würde. Der Hass würde wiederkommen. Nells Tränen waren wie ein Ventil. Der Druck der sich in den letzte Tagen angestaut hatte floss aus ihren Augen ab. Aber nicht so, dass es ihr gut ging. Sie war immer noch verzweifelt und verängstigt.
Sie schrie. Die Tür öffnete sich. Ein Mann in Umhang trat ein. Er schleuderte die verkohlte Leiche gegen die Wand und nahm das Mädchen auf den Arm.
„Wussten sie wer da drin war?“, fragte er den Mann vor der Tür.
„Ne-ne-nein Sir.“, vollkommen verängstigt.
„Ich war niemals hier, wenn sie reden, wird ihnen etwas schlimmeres widerfahren als der Tod. Ist das klar?“
„Ja-jawohl Sir.“
„Am besten packen sie ihre Sachen und verschwinden. Wenn sie hier gefunden werden, wäre das nicht förderlich für ihre Gesundheit.“
„Es ist also egal ob ich sterbe, ich sterbe ja eh, oder?“ alle Angst war wie weggeblasen. Er war voll von Mut und Willen.
Der Mann streckte ihm seine Hand unter dem Mantel entgegen.. doch da war keine Hand. Das Gesicht des Wächters spiegelte sich in dem gelben Metall wieder.
Er schluckte.
„Es ist aber ein Unterschied wie sie sterben! Und wenn sie sich beeilen müssen sie gar nicht sterben. Hier haben sie Startkapital und hier den Plan dieser Anlagen, es gibt genug Fluchtwege die mir vorbestimmt waren, sie können sie benutzen, niemand anderes weiß davon. Los!“
Er drückte ihm einen Batzen Gil in die Hand und eine Papierrolle. Dann verschwand er leise in einem Raum weiter hinten im Gang.
Vincent zog sich seinen Anzug wieder an und legte Nell auf Bett. Er deckte sie mit einer Decke zu und redete ihr leise zu:“ Alles wird gut, du hast es bald geschafft. Bleib einfach ruhig hier, ich bringe dich hier raus, es geht nur noch nicht jetzt. Halte einfach noch ein bisschen durch. Ich weiß dass du es kannst.“ Er streichelte ihr durchs rote Haar.
Er verließ den Raum und schloss ab.
Da lag sie nun allein in dem Raum eines der Männer, die Schuld waren... . Doch war er auch so? Konnte sie ihm vertrauen? Sie konnte nicht weiter darüber nachdenken, sie schlief einfach ein. Sie konnte sich nicht wehren, es war zu viel passiert.
Nell zog sich die Decke über den Kopf und hatte einen Traum der eigentlich nichts besonderes war, doch für sie war er ein Wunschtraum geworden.
Sie saß am Tisch... fröhlich... mit ihren Eltern