Hast du etwa schon zuviel "erfunden Wirklichkeit" gelesen, dass du einem fiktiven Werk ""journalistische Korrektheit"" andichtest? (nein, die Frage meine ich nicht ernst)
Trotzdem noch ein Plädoyer für die Verfilmung:
Film bezieht Positionen. Während in der Literatur der Erzähler komplett hinter dem Erzählten verschwinden kann und als Subjekt nicht mehr in Erscheinung tritt, ist das grundlegende Erzählwerkzeug des Films absolut auf die subjektive Perspektive der Kamera angewiesen. Film ist in seiner ganzen Produktion und Postproduktion nicht eigentlich ein Wirklichkeitserzeuger, sondern Wirklichkeitsmanipulation.
Hätte Schlöndorff seinem Film also eine vermeintlich wertlose Position gegeben, hätte er das Publikum gerade dadurch zu täuschen versucht, da ein Film schon der Sache nach nicht neutral sein kann.
(Und sowieso und überhaupt: wie soll man denn im Film einen Starjournalist Tötges nicht wertend zeigen? Ihm einen allerliebsten Hundeblick geben? Oder ihn Insider-like eine kleine Asthma-Tochter haben lassen, für deren Krankenversicherung er fast alles machen würde?)
Für sich gesehen ist der Film auf alle Fälle grossartig und schädigt die Wirkung (und auch die Aktualität) seiner Kritik durch die wertende Erzählweise überhaupt nicht. Von Boulevard-Niveau ist er ja auch noch meilenweit entfernt.
Ausserdem finde ich es einen unglaublichen Krampf Verfilmungen an den Vorlagen zu messen. Passiert mir leider auch immer mal wieder, wäre aber eigentlich total unnötig.