Zitat Zitat von NeM
Wenn ich aggressiv bin und mich eine Weile ablenke, lässt die Wut nach. Ist denke ich normal. Spiele ich nun ein Spiel um mich ne Weile abzulenken, aber stell mich dabei an wie der erste Mensch, werd ich natürlich frustriert sein wenn nix klappt, was ebenfalls relativ normal sein sollte, oder nicht?
Gut, dass du das ansprichst. Diese Frusterfahrungen beim Spielen macht jeder irgendwann einmal. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich so mit 12 bis 14 viel SNES und, wenn ich mich richtig erinnere, auch N64 gespielt habe. Ich erinnere mich auch noch genau, dass ich bei manchen Spielen manchmal wirklich Lust hatte, den Controller durch die Scheibe des Fernsehers zu schleudern.

In gewisser Weise lernt man so, mit Frust umzugehen. Wenn man wirklich frustriert war, dann hat man eben aufgehört zu spielen und stattdessen irgendetwas anderes gemacht. Und wenn man dann später darüber nachgedacht hat, dass man wegen dieses blöden Spiels fast geheult hätte, dann kam man sich wirklich albern vor.
Und selbst, wenn man tatsächlich mal ausgetickt wäre (was bei mir allerdings nie der Fall war), wäre es nicht schlimm gewesen, weil ja nur materieller Schaden entstanden wäre und man dann seine Lektion für die Zukunft gelernt hätte.

Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich bei diesen Spielen vor allem Selbstbeherrschung gelernt habe und dass sie damit gar nicht so sinnlos waren, wie meine Eltern mir zu suggerieren versucht haben.

Wenn Eltern ihre Kinder natürlich bei Gesellschaftsspielen immer gewinnen lassen (ich kenne solche Fälle) oder ihnen, wenn sie austicken und ihr Spielzeug zerstören, gleich etwas neues kaufen, dann zeugt das nur von pädagogischer Unfähigkeit. Wie sollen die Kinder so den richtigen Umgang mit Frust lernen?

Noch ein anderes Beispiel:
Als ich irgendwann einmal eine Hausaufgabe nicht lösen konnte, war ich so wütend darüber, dass ich die Spitze meines Füllers auf die Papierunterlage auf meinem Tisch geschlagen und sie so verbogen habe. Ich habe bestimmt 20 Minuten gebraucht und mir die ganzen Hände mit blauer Tinte verschmiert, bis ich die Feder wieder so hingebogen habe, dass ich damit wieder richtig schreiben konnte (auch wenn man ihr die Spuren der Vergewaltigung noch deutlich ansah). Damals habe ich meine Lektion gelernt. Ich habe noch mehrere Jahre mit dem Füller geschrieben und immer, wenn ich wieder wütend auf mich selber war, weil ich eine Aufgabe nicht lösen konnte (kam zum Glück nicht so oft vor ;-)), brauchte ich nur die lädierte Füllerspitze anzusehen und kam zu dem Schluss, dass es sehr unproduktiv (regelrecht destruktiv) und ärgerlich wäre, wieder die Selbstbeherrschung zu verlieren.
Der Füllervorfall (das muss etwa 5 Jahre her sein) war das vorletzte Mal, dass ich die Beherrschung verloren habe. Das letzte Mal ist auch mindestens 4 Jahre her ... naja, lassen wir das. Nur soviel: Es war gerechtfertigt und in dem Fall bereue ich es nicht. ;-)
Seitdem bin ich aber in wesentlich extremere Situationen gekommen und habe nie die Selbstbeherrschung verloren. Danke, Videospiele.