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Schwertmeister
Definitiv ja zu Benn, Trakl und Celan und vor allem Heine. Einige meiner Lieblinge:
Mein Herz, mein Herz ist traurig
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
Jenseits erheben sich freundlich,
In winziger, bunter Gestalt,
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
Die Mägde bleichen Wäsche,
Und springen im Gras herum;
Das Mühlrad stäubt Diamanten,
Ich höre sein fernes Gesumm.
Am alten grauen Turme
Ein Schilderhäuschen steht;
Ein rotgeröckter Bursche
Dort auf und nieder geht.
Er spielt mit seiner Flinte,
Die funkelt im Sonnenrot,
Er präsentiert und schultert -
Ich wollt, er schösse mich tot.
- Heinrich Heine
Seine Gedichte sind so wunderbar leicht lesbar obwohl er um 1800 gelebt hat. Und immer wortgewandt und noch immer aktuell.
Zu kurz
Kaum, daß auf diese Welt du kamst,
zur Schule gingst, die Gattin nahmst,
dir Kinder, Geld und Gut erwarbst
schon liegst du unten, weil du starbst.
- Heinz Erhardt
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Ich finde solche, die von ihrem Geld erzählen
und solche, die mit ihrem Geiste protzen
und solche, die erst beten und dann stehlen,
ich finde solche, Sie verzeihn, zum Kotzen.
- Heinz Erhardt
Der Meister des Unsinns, dessen ernsthafte Lyrik aber auch gefällt.
Die Dämmerung
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
- Alfred Liechtenstein
Fabel
Da sang die Nachtigall
die Welt ist all
die Welt ist all
es werden die Raben
sie gefressen haben.
Da krächzten die Raben
wir haben
wir haben
noch nicht all
und fraßen die Nachtigall.
- Bernd Wagner
Das Gedicht verfolgt mich seit Jahren wie kein anderes.
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