Kenne es leider erst, seit es eine Kommilitonin vor kurzem auf FB postete.Zitat von Schalom Ben-Chorin, 1942
Finde es grade in Hinblick auf das Abfassungsjahr bewundernswert, dass er solch ein hoffnungsvolles Gedicht schrieb.
Kenne es leider erst, seit es eine Kommilitonin vor kurzem auf FB postete.Zitat von Schalom Ben-Chorin, 1942
Finde es grade in Hinblick auf das Abfassungsjahr bewundernswert, dass er solch ein hoffnungsvolles Gedicht schrieb.
--Das LichtStefan George
Wir sind in trauer wenn · uns minder günstig
Du dich zu andren · mehr beglückten: drehst
Wenn unser geist · nach anbetungen brünstig:
An abenden in deinem abglanz wes't.Wir wären töricht · wollten wir dich hassen
Wenn oft dein strahl verderbendrohend sticht
Wir wären kinder · wollten wir dich fassen -
Da du für alle leuchtest · süsses Licht!
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
Rainer Maria Rilke - Liebeslied
--
Ein sehr schönes Gedicht von Ute Marie Fomm, aus "Der Morgen hat ein blauches Tuch"
Säntis
Mit den Vögeln,
den schwarzen
wollte ich fliehen
schneller höher
fort von dem gipfel
der uns das ende war
hilflos - besiegt
von der ohnmacht der weite
sog ich kristallene luft
auf meine lippen
und der abstieg
war wie zerbrechen
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
November 1905
**
Haben wir heute in der Deutschdidaktik als "Herbstgedicht" behandelt, was ich da irgendwo nur ganz am Rand sehe. Und es hat mich ziemlich beeindruckt. Weiß noch nicht genau, inwiefern ich da hinter Hesse stehen würde - oder hinter dem, was er sich so in seinen frühen Jahren gedacht hat (ich lese wohl eh was anderes) - aber atmosphärisch und toll ist's alle mal. ^^
Definitiv ja zu Benn, Trakl und Celan und vor allem Heine. Einige meiner Lieblinge:
Mein Herz, mein Herz ist traurig
Mein Herz, mein Herz ist traurig,
Doch lustig leuchtet der Mai;
Ich stehe, gelehnt an der Linde,
Hoch auf der alten Bastei.
Da drunten fließt der blaue
Stadtgraben in stiller Ruh;
Ein Knabe fährt im Kahne,
Und angelt und pfeift dazu.
Jenseits erheben sich freundlich,
In winziger, bunter Gestalt,
Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.
Die Mägde bleichen Wäsche,
Und springen im Gras herum;
Das Mühlrad stäubt Diamanten,
Ich höre sein fernes Gesumm.
Am alten grauen Turme
Ein Schilderhäuschen steht;
Ein rotgeröckter Bursche
Dort auf und nieder geht.
Er spielt mit seiner Flinte,
Die funkelt im Sonnenrot,
Er präsentiert und schultert -
Ich wollt, er schösse mich tot.
- Heinrich Heine
Seine Gedichte sind so wunderbar leicht lesbar obwohl er um 1800 gelebt hat. Und immer wortgewandt und noch immer aktuell.
Zu kurz
Kaum, daß auf diese Welt du kamst,
zur Schule gingst, die Gattin nahmst,
dir Kinder, Geld und Gut erwarbst
schon liegst du unten, weil du starbst.
- Heinz Erhardt
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Ich finde solche, die von ihrem Geld erzählen
und solche, die mit ihrem Geiste protzen
und solche, die erst beten und dann stehlen,
ich finde solche, Sie verzeihn, zum Kotzen.
- Heinz Erhardt
Der Meister des Unsinns, dessen ernsthafte Lyrik aber auch gefällt.
Die Dämmerung
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
- Alfred Liechtenstein
Fabel
Da sang die Nachtigall
die Welt ist all
die Welt ist all
es werden die Raben
sie gefressen haben.
Da krächzten die Raben
wir haben
wir haben
noch nicht all
und fraßen die Nachtigall.
- Bernd Wagner
Das Gedicht verfolgt mich seit Jahren wie kein anderes.
Ich hab mich gerade in ein Gedicht verliebt:
Schnee
Schnee: wer
Dieses Wort zu Ende
Denken könnte
Bis dahin
Wo es sich auflöst
Und wieder zu Wasser wird
Das die Wege aufweicht
Und den Himmel in
Einer schwarzen
Blanken Pfütze
Spiegelt, als wäre er
Aus nichtrostendem Stahl
Und bliebe
Unverändert blau.
~Rolf Dieter Brinkmann
--از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم بهحیوان سرزدم / مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟
حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر / وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه
بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم / پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون