Hm, dieser Gottfried Benn hat was von Trakl...
Aber das ist ja ohnehin irgendwie so eine Sache, diese Art von Expressionismus - ich mag ja Trakl wirklich gerne, aber irgendwo ist es dann wirklich immer dasselbe. Man muss dem aber auch zugute halten, dass er ja nicht viel Zeit hatte, zu schreiben... mit 27 ist er, glaube ich, gestorben.
Und dann war es eben, dass allem, was er schrieb, durch diese Grodek-Schlacht ein "purpurner" Schleier anhing - naja, und das sind dann auch alle Gedichte, purpur. Und dadurch, dass er nicht gerade didaktisch ist, sondern eben meist nur Expressionist. Und Effekte erzielt er, aber wenn man länger Gedichte von ihm liest, dann findet man immer dieselben Themen und immer dieselben Worte...
Und Gottfried Benn hat da noch einen nüchternere Farbton (so weit ich das ablesen konnte aus dem Gedicht. Ich muss sagen, dass ich ihn vorher nicht kannte).
Ein kurzes Beispiel zu Trakl, nur mal so zur Veranschaulichung - auch sein bekanntestes, aber enthält im Grunde alles, was ein Trakl-Gedicht braucht:


Grodek
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt
Das vergoßne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain1,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunklen Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.


Zugegeben, die Parallele zu Benn ist hier nicht so deutlich wie es vielleicht bei Trakls "Die junge Magd" der Fall gewesen wäre, aber das ist so lang.
Ich finde lange Gedichte in solchen Threads unangemessen, wenn man eigentlich nur Eindrücke sammeln möchte.