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Thema: Der höchst offizielle Lyrik-Thread (kein eigener Kram!)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    ... از جمادی مُردم و نامی شدم

    از جمادی مُردم و نامی شدم — وز نما مُردم به‌حیوان سرزدم

    مُردم از حیوانی و آدم شدم — پس چه ترسم؟ کی ز مردن کم شدم؟

    حمله دیگر بمیرم از بشر — تا برآرم از ملائک بال و پر

    وز ملک هم بایدم جستن ز جو — کل شیء هالک الا وجهه

    بار دیگر از ملک پران شوم — آنچه اندر وهم ناید آن شوم

    پس عدم گردم عدم چو ارغنون — گویدم کانا الیه راجعون
    ~Rumi
    Als Teil der Erde starb ich...
    Als Teil der Erde starb ich und wurde Pflanze,
    Als Pflanze starb ich und wuchs zum Tiere,
    Ich starb als Tier und ich ward Mensch.
    Warum sei da Furcht? Wann machte mich das Sterben je geringer?
    Noch einmal soll als Mensch ich sterben, um aufzusteigen,
    Himmelwesen gezeiht; doch selbst vom Engelsein
    muss ich hinwegscheiden: Alles außer H' muss sterben.
    Und wenn meine Engelsseele dahingegeben ist,
    Werde ich, was kein Geist je zu erdenken war.
    Oh, heb mein Dasein auf! Denn Nichtsein
    kündet im Orgeltone:
    In H' kehren wir zurück.

    (Übersetzung judaisiert)

    Geändert von Mordechaj (04.02.2011 um 18:00 Uhr)

  2. #2
    Der Duft --- Die Rose

    Im Himmelsrosenhag sprach eine Huri:
    »Ich habe nie, was jenseits ist, erkannt.

    Was ist das: Tag und Nacht, und Morgen, Abend?
    Geburt und Tod, sie kennt nicht mein Verstand.«

    Zum Dufthauch ward sie, sprosst' am Rosenzweige -
    So setzte sie den Fuss in dieses Land.

    Das Auge tat sie auf, ward Knospe, lächelnd,
    Ward Rose - Blatt um Blatt fiel in den Sand,

    Und von der Zarten, die die Fesseln löste
    Blieb nur ein Ach - man hat es Duft genannt.

    ~Iqbal

  3. #3
    Cause And Effect

    the best often die by their own hand
    just to get away,
    and those left behind
    can never quite understand
    why anybody
    would ever want to
    get away
    from
    them

    ~Charles Bukowski

  4. #4
    Leerzeichen

    In der gänzlichen Leere
    sammeln sich die Schwaden der Worte,
    zum Beispiel Feder und Taube.

    Aber das Erlöschen des Atems,
    die starre Falte des Munds,
    die angehaltene Bewegung
    sind schon durchwirkt
    von dem Hanf des Hasses,
    dem Seidenschiffchen der Güte.

    So sind sie Fremde
    un aller Sicherheit bar,
    enthoben den Träumen der Leere
    und unseres Zutuns gewiß.

    Aber auf sie kommt es an,
    auf sie allein noch
    beim Federspiel der Meduse,
    die mit den Gelenken knackt,
    ihr magisches Lächeln ins Licht gedreht
    wie ungestalte Kerzen im Wind.

    Wenn sie entweicht, endlos,
    in Katakomben, unter dem Wasser hin,
    ist hier vollständige Leere.

    Dies aber gilt als Norm des Lebens,
    ist das vollkommen irrige
    Zeichen für Dasein.

    ~Peter Jokostra

  5. #5
    Zitat Zitat von Schalom Ben-Chorin, 1942
    Das Zeichen

    Freunde, dass der Mandelzweig
    wieder blüht und treibt,
    ist das nicht ein Fingerzeig,
    dass die Liebe bleibt.
    Dass das Leben nicht verging,
    so viel Blut auch schreit,
    achtet dieses nicht gering,
    in der trübsten Zeit.

    Tausende zerstampft der Krieg,
    eine Welt vergeht.
    Doch des Lebens Blütensieg
    leicht im Winde weht.
    Freunde, dass der Mandelzweig
    sich in Blüten wiegt,
    bleibe uns ein Fingerzeig,
    wie das Leben siegt.
    Kenne es leider erst, seit es eine Kommilitonin vor kurzem auf FB postete.
    Finde es grade in Hinblick auf das Abfassungsjahr bewundernswert, dass er solch ein hoffnungsvolles Gedicht schrieb.

  6. #6
    Wie soll ich meine Seele halten, dass
    sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
    hinheben über dich zu andern Dingen?
    Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
    Verlorenem im Dunkel unterbringen
    an einer fremden stillen Stelle, die
    nicht weiterschwingt,wenn deine Tiefen schwingen.
    Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
    nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
    der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
    Auf welches Instrument sind wir gespannt?
    Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
    O süßes Lied.
    Rainer Maria Rilke - Liebeslied

  7. #7
    Ein sehr schönes Gedicht von Ute Marie Fomm, aus "Der Morgen hat ein blauches Tuch"

    Säntis

    Mit den Vögeln,
    den schwarzen
    wollte ich fliehen
    schneller höher
    fort von dem gipfel
    der uns das ende war
    hilflos - besiegt
    von der ohnmacht der weite
    sog ich kristallene luft
    auf meine lippen
    und der abstieg
    war wie zerbrechen

  8. #8
    Im Nebel

    Seltsam, im Nebel zu wandern!
    Einsam ist jeder Busch und Stein,
    Kein Baum sieht den andern,
    Jeder ist allein.

    Voll von Freunden war mir die Welt,
    Als noch mein Leben licht war;
    Nun, da der Nebel fällt,
    Ist keiner mehr sichtbar.

    Wahrlich, keiner ist weise,
    Der nicht das Dunkel kennt,
    Das unentrinnbar und leise
    Von allen ihn trennt.

    Seltsam, Im Nebel zu wandern!
    Leben ist Einsamsein.
    Kein Mensch kennt den andern,
    Jeder ist allein.

    November 1905

    **

    Haben wir heute in der Deutschdidaktik als "Herbstgedicht" behandelt, was ich da irgendwo nur ganz am Rand sehe. Und es hat mich ziemlich beeindruckt. Weiß noch nicht genau, inwiefern ich da hinter Hesse stehen würde - oder hinter dem, was er sich so in seinen frühen Jahren gedacht hat (ich lese wohl eh was anderes) - aber atmosphärisch und toll ist's alle mal. ^^

  9. #9
    Definitiv ja zu Benn, Trakl und Celan und vor allem Heine. Einige meiner Lieblinge:

    Mein Herz, mein Herz ist traurig

    Mein Herz, mein Herz ist traurig,
    Doch lustig leuchtet der Mai;
    Ich stehe, gelehnt an der Linde,
    Hoch auf der alten Bastei.

    Da drunten fließt der blaue
    Stadtgraben in stiller Ruh;
    Ein Knabe fährt im Kahne,
    Und angelt und pfeift dazu.

    Jenseits erheben sich freundlich,
    In winziger, bunter Gestalt,
    Lusthäuser, und Gärten, und Menschen,
    Und Ochsen, und Wiesen, und Wald.

    Die Mägde bleichen Wäsche,
    Und springen im Gras herum;
    Das Mühlrad stäubt Diamanten,
    Ich höre sein fernes Gesumm.

    Am alten grauen Turme
    Ein Schilderhäuschen steht;
    Ein rotgeröckter Bursche
    Dort auf und nieder geht.

    Er spielt mit seiner Flinte,
    Die funkelt im Sonnenrot,
    Er präsentiert und schultert -
    Ich wollt, er schösse mich tot.

    - Heinrich Heine

    Seine Gedichte sind so wunderbar leicht lesbar obwohl er um 1800 gelebt hat. Und immer wortgewandt und noch immer aktuell.

    Zu kurz

    Kaum, daß auf diese Welt du kamst,
    zur Schule gingst, die Gattin nahmst,
    dir Kinder, Geld und Gut erwarbst
    schon liegst du unten, weil du starbst.

    - Heinz Erhardt

    ---

    Ich finde solche, die von ihrem Geld erzählen
    und solche, die mit ihrem Geiste protzen
    und solche, die erst beten und dann stehlen,
    ich finde solche, Sie verzeihn, zum Kotzen.

    - Heinz Erhardt

    Der Meister des Unsinns, dessen ernsthafte Lyrik aber auch gefällt.

    Die Dämmerung

    Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
    Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
    Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
    Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.

    Auf lange Krücken schief herabgebückt
    Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
    Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
    Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.

    An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
    Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
    Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
    Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.

    - Alfred Liechtenstein

    Fabel

    Da sang die Nachtigall
    die Welt ist all
    die Welt ist all
    es werden die Raben
    sie gefressen haben.

    Da krächzten die Raben
    wir haben
    wir haben
    noch nicht all
    und fraßen die Nachtigall.

    - Bernd Wagner

    Das Gedicht verfolgt mich seit Jahren wie kein anderes.

  10. #10
    Ich hab mich gerade in ein Gedicht verliebt:


    Schnee

    Schnee: wer
    Dieses Wort zu Ende
    Denken könnte
    Bis dahin
    Wo es sich auflöst
    Und wieder zu Wasser wird

    Das die Wege aufweicht
    Und den Himmel in
    Einer schwarzen

    Blanken Pfütze
    Spiegelt, als wäre er
    Aus nichtrostendem Stahl

    Und bliebe
    Unverändert blau.



    ~Rolf Dieter Brinkmann

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