Und Wenn
Und wenn ein Zweig ans Fenster schlaegt,
Und wenn die Pappeln rauschen,
Ist's dass ich wieder tief bewegt
Dir nahe, um zu lauschen.
Und funkeln Sterne aus dem See,
Erhellend seine Tiefen,
So lindern Sehensucht sich und Weh,
Die lang im Herzen schliefen.
Und wenn der dichten Wolken Ziehn,
Die Mondesstrahlen traenken,
Ist's, dass ich neu verzaubert bin
Von deinem Angedenken.
Mihai Eminescu
Der Wanderer
Es geht ein Wandrer durch die Nacht
Mit gutem Schritt;
Und krummes Thal und lange Höhn --
Er nimmt sie mit.
Die Nacht ist schön --
Er schreitet zu und steht nicht still,
Weiß nicht, wohin sein Weg noch will.
Da singt ein Vogel durch die Nacht:
'Ach Vogel, was hast du gemacht!
Was hemmst du meinen Sinn und Fuß
Und gießest süßen Herz-Verdruß
In's Ohr mir, daß ich stehen muß
Und lauschen muß -- --
Was lockst du mich mit Ton und Gruß?' --
Der gute Vogel schweigt und spricht:
'Nein, Wandrer, nein! Dich lock' ich nicht
Mit dem Getön --
Ein Weibchen lock' ich von den Höhn --
Was geht's dich an?
Allein ist mir die Nacht nicht schön.
Was geht's dich an? Denn du sollst gehn
Und nimmer, nimmer stille stehn!
Was stehst du noch?
Was that mein Flötenlied dir an,
Du Wandersmann?'
Der gute Vogel schweig und sann:
'Was that mein Flötenlied ihm an?
Was steht er noch? --
Der arme, arme Wandersmann!'
Friedrich Nietzsche