Ein Literaturforum ohne Lyrikthread! Geht denn sowas?
Dieser Thread soll Raum dafür bieten die Lieblingslyriker vorzustellen, über diese zu sprechen und auch um explizit auf einzelne Gedichte einzugehen und über diese zu diskutieren.
Ein für mich persönlich sehr wichtiger Dichter ist Heinrich Heine. Seine wichtigsten Themen sind die Politik (Vormärz), die Frauen und der Humor. Ich schätze an ihm, dass er ohne zu große Bilder zu benutzen, die Liebe wundervoll schildern kann. Seine politischen Gedichte, beispielsweise das über die schlesischen Weber zeigen, sind selbst heute noch interessant. Beispielhaft für seine Gedichte sollen folgende hier stehen:
Das Fräulein stand am Meere
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
"Mein Fräulein! Sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."
Ich halte ihr die Augen zu
Und küß sie auf den Mund;
Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh,
Sie fragt mich um den Grund.
Von Abend spät bis Morgens fruh,
Sie fragt zu jeder Stund:
Was hältst du mir die Augen zu,
Wenn du mir küßt den Mund?
Ich sag ihr nicht, weshalb ichs tu,
Weiß selber nicht den Grund
Ich halte ihr die Augen zu
Und küß ihr auf den Mund.
Ein zweiter Dichter, den ich anführen möchte ist Rainer Maria Rilke. Er schafft es, Gefühle präzise zu vermitteln in dem er sie überschreibt. Seine Metaphern sind genial, weil man sie nicht interpretieren braucht, man sollte es nicht einmal tun, man versteht sie einfach auf einer emotionalen Basis und das ist eine Kunst die nur wenige Autoren verstehen. Beispielhaft für ihn soll folgendes stehen:
Schlussstück
Der Tod ist groß,
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Das Kind
Unwillkürlich sehn sie seinem Spiel
lange zu; zuweilen tritt das runde
seiende Gesicht aus dem Profil,
klar und ganz wie eine volle Stunde,
welche anhebt und zu Ende schlägt.
Doch die anderen zahlen nicht die Schläge,
trüb von Mühsal und vom Leben träge;
und sie merken gar nicht, wie es trägt-,
wie es alles trägt, auch dann, noch immer,
wenn es müde in dem kleinen Kleid
neben ihnen wie im Wartezimmer
sitzt und warten will auf seine Zeit.
Lehnen im Abendgarten beide,
lauschen lange nach irgendwo.
"Du hast Hände wie weiße Seide..."
Und da staunt sie: "Du sagst das so..."
Etwas ist in den Garten getreten.
und das Gitter hat nicht geknarrt,
und die Rosen in allen Beeten
beben vor seiner Gegenwart.
Das soll erst einmal ein allgemeiner Eingangspost sein. Später kann man das ganze noch präzisieren, dann stelle ich auch noch ein paar Texte vor. ^^