Die Vereinfachung zielt dort auch nicht darauf ab, dass du besser mit der Sprache klar kommst, sondern dass eine tiefere Diskussion als "Big Brother is doubleplusungood" unmöglich gemacht werden soll, weil alles andere nicht mehr im Sprachgebrauch ist.
@Whitey (was ja auch eine rassistische Bezeichnung ist)
Danke, du hast soeben meine letzte Illusion zerstört![]()
Ich habe das Buch gelesen und auch verstanden.
Aber selbst wenn du den Teufel auf Krampf an die Wand malen willst, geht die These einfach über das Ziel und den Rahmen des Realistischen hinaus.
Zumal: hier geht es nicht darum, den Sprachgebrauch von gewissen Worten zu befreien, sondern lediglich, gewisse Gruppen nicht zu diskriminieren, indem man eben halt "schwul" oder "behindert" als Schimpfwort benutzt (ich meine, vom Prinzip her wäre es das Selbe, als wenn man zu jemanden als Beschimpfung "Du Jude" sagt. Nur so als krasses, verdeutlichendes Beispiel).
Und irgendwie bist du (zumindes mir) noch die Quelle für deine Theorie schuldig, dass man jetzt anstatt "Behinderter" "Anders Begabter" sagen muss oo
Exakt
Na ja, nicht ganz; so eine Diskussion wäre schon möglich, auch mit dem im Buch beschriebenen Stadium der Sprachbearbeitung, weil sie noch immer Ausdrücke wie "Minusgut" haben, um etwas Negatives auszudrücken. Und da geht's nämlich los, weil an diesem Punkt die Gedankenpolizei ins Spiel kommt, DIE ist es nämlich, die so eine Diskussion unmöglich macht, denn ansonsten hätten der Protagonis und Julia ja nie im "Geheimen" ihre Unterhaltungen führen können, oder?
Wenn Behinderte nicht mehr behindert, sonder "anders begabt" sind, ist es dann immernoch politisch inkorrekt, "Behinderter" als Schimpfwort zu benutzen, oder ist das Wort dann sozusagen zur allgemeinen Verfügung freigegeben?
Ansonsten zwingt einen ja niemand dazu, die neuen, frisch erdachten Begriffe auch anzuwenden. Wenn die Mehrheit der Menschen die Begriffe nicht akzeptiert, d.h. anwendet, dann werden sie sich auch nicht durchsetzen.
Also zu der Sache mit "behindert" und "anders begabt". Der größte Schwachsinn ist ja, dass so etwas dann auch noch universell für "behinderung" benutzt wird.
Ich kenne viele Rollifahrer und ich hab auch einige Freunde die im Rollstuhl sitzen.
"Anders begabt" ist irgendwie das dümmste Wort was ich jemals in dem Zusammenhang gehört hab.
Und einige hingegen sind auch genauso Struwweldämlichlich wie Leute die nicht "anders begabt" sein sollen.![]()
Es ist einfach herrlich anzusehn, wie unsere tolle Sprache versucht, bloß niemandem auf die Füsse zu treten
und so immer wieder für schallendes Gelächter sorgt (oder für laute "d'ohs")
Und würd ich mir noch die Haare schneiden lassen, würde ich zu ner Friseuse gehn! Friseurinen halte ich für unseriös! So. xD
Naja, aber ich glaub auch bei den Amis ist dieser Sprachquatsch auch noch nen Tick extremer.
Kennt da eigentlich jemand paar Beispiele? Mir fällt grad keins ein
Und wieso gibts eigentlich noch Zigeunerschnitzel?![]()
Heisst das nicht Maximalpigmentierter?
So unter uns, ich bin auch der Meinung, dass Neger nie dem Wort Nigger entsprochen hat und man hier eine Verbindung hinzudichtet, die es höchstens bei den Maximaltonsurierten (SO, DA) gegeben hat. Zumindest ich habe immer gern für die armen Negerlein in Afrika gespendet.
Mohrenköpfe werden inzwischen als Schokoköpfe verkauft... Weiss der Teufel...
Mir fehlt hier noch das Wort "Faschomäßig" ._.
"Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)
behindert. wertschätzendere äusserung wäre "menschen mit besonderen bedürfnissen oder menschen mit beeinträchtigung", wie es auch gehört.
mich trifft es schon immer irgendwo wenn man das als schimpfwort benützt, weil wenn man jeden tag mit den menschen arbeitet, hat man auch eine ganz
andere einstellung zu dem ganzen
leon der "behinderten"pädagoge. (zumindest in nem halben jahr, fürchtet mich muahaha)
btw, sollten die karitas zb mal die patientenakten nochmal übergehen, bei mir im bekanntenkreis arbeitet da jemand und die haben teilweise noch "schwachsinnige" oder "idiotie" stehen. zwar gaaanz selten, aber trotzdem >_>
aber hatte neulichst ein lustiges gespräch mit meiner cousine. sie sieht einen schwarzen auf der straße. "hey guck, da ist ein neger".
ich: kann man auch anders sagen ^^ sie: bimbo? (naja sie ist erst 5 *g*)
Geändert von Leon der Pofi (01.12.2006 um 22:20 Uhr)
zu dem zeitpunkt, an dem das buch spielt ist die newspeak aber auch noch nicht komplett eingeführt. wird doch am ende alles erklärt. wenn "der plan" komplett umgesetzt ist, ist es nicht mehr möglich, sich negativ über die partei (oder überhaupt etwas) zu äussern, afair. und selbst wenn so wird man keine gründe vorbringen können, niemanden überzeugen können. also besteht keine gefahr. man kann ja selber nicht mal sagen, warum etwas schlecht ist, wenn man nur einen minimalen wortschatz hat, der negative begriffe ausklammert.
Zur Anekdote:Niedlich...
Zum Rest: Ich versteh eh nicht, warum "behindert" ein Schimpfwort sein soll oder wo der grosse Unterschied zu "beeinträchtigt" wäre. Behindert sagt ja vom Wort her eigentlich nur aus, dass jemand durch irgendetwas in seinen Fähigkeiten eingeschränkt wird. Wenn ich an einen Baum gebunden werde, so behindert/beeinträchtigt mich das beim Gehen... Jene Leute, die daraus ein Schimpfwort gemacht haben, müssen ziemlich fantasievoll gewesen sein. Oder aber eine ziemlich umständliche Assoziation begangen haben (also von einem behinderten Menschen auf den Rest (-> du bist so behindert) zurück auf die eigentlichen Behinderten).
Gibt es eigentlich das Wort behindertenfreundlich (für Einrichtungen, nicht für Personen) nicht mehr?
Das ist doch Blödsinn und ich werde da niemals mitmachen. Wenn die jeden Begriff, der ein wenig "unfreundlich" klingt, durch irgendeinen anderen, dämlichen Begriff ersetzen wollen, wird die Deutsche Sprache wie wir sie kennen eines Tages nicht mehr existieren... Mir ist es egal, ob ich als unfreundlich bezeichnet werde, aber diese ganzen Ersatzwörter sind einfach nur lächerlich.
@Ianus: Bitte halte dich etwas mit solchen Äusserungen zurück. Ich werde auch von vielen als "behindert" eingestuft und finde solche Scherze ziemlich daneben. Gegen das Wort "Behinderte" hab ich nichts, damit kann ich leben, aber Sachen wie "...was können sie dann plötzlich?" sind nicht sehr angebracht.
@ Rübe
"Behindet" ist kein direktes Schmipfwort, wird aber heutzutage häufig, gerade von jungen Leuten dazu gemacht. Sätze wie "Bist du behindert?" für "Bist du dumm / doof / blöd?" oder "Das ist ja voll behindert...!" für "Das ist ja voll scheiße / doof / schlecht" zeigen deutlich, in welch negativem Kontext das Wort benützt wird. DESHALB ist es zum Schmipfwort geworden, nicht weil das Wort ursprünglich negativ besetzt war.
"Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)
Aber sollte man daraus die Konsequenz ziehen, dass man Wort jedes Mal, wenn es verschlissen ist, durch ein neues, das denselben Sachverhalt beschreibt, ersetzen muss?Zitat von Whitey
Jeder Begriff, der einen körperlich oder geistig Behinderten beschreibt, wird früher oder später als Schimpfwort verwendet werden, das liegt in der Natur der Sache. "Anders Begabter" ist ein idealer Kandidat für diese Entwicklung.
Vielleicht sollte man stattdessen anderssprachige Fachbegriffe verwenden, die werden ungern als Schimpfwörter benutzt.
Und warum brauchen wir überhaupt einen neuen Begriff, wir haben doch immernoch den Begriff des "Invaliden", der meiner Meinung nach nicht negativ belegt ist ...
Nein natürlich nicht. In diesem Falle ist es aber geschehen, und ich versuche die Gründe weshalb aufzuzeigen, da einige ja anscheinend nicht wissen, in welchem Kontext das Wort noch verwendet wird. Theoretisch sollte "Behindert" sowieso nicht in einem solchen Zusammenhang verwendet werden, in der Praxis wird es das aber.
"Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)
Ich habe mich auf die rein semiologische Ebene des Satzes bezogen, in dem "anders Begabt" bedeuten würde: "Fähigkeiten haben, über welche der Sprechende nicht verfügt". Alle anderen Bedeutungen sind Sprachspiele, darauf wollte ich hinweisen.
Zusätzlich verniedlicht diese blöde Umschreibung die Anstrengungen, die ich Behinderte schon unternehmen sah, um sich ihr Leben nicht gänzlich von ihrem Körper diktieren zu lassen. Das kam aber nie einfach davon, dass sie plötzlich an einen Rollstuhl gefesselt waren oder von Geburt an kein Augenlicht hatten wie es suggestiert wird, wenn man "Behindert" einfach durch "anders begabt" ersetzt.
Ich mag den Ausdruck nicht, da er die Leistungen dieser Leute schmälert und zu einem automatischen Ergebnis erklärt.
Naja, Worte wie Homo, Idiot, Spast, Mongo oder Depri zeigen eher, dass auch Fachbegriffe gerne abwertend verwendet werden. Sonst seh ich das genauso; neue Wörter übernehmen immer auch die abwertende Verwendung der alten - war ja schon immer so. Wollte man das verhindern, müsste man schon die Gesellschaft und die Menschen an sich ändern; Worte sind nur Schall.
Dafür hat "anders begabt" das Potential die Bedeutung einer Behinderung um einiges mehr in die Tiefe zu ziehen, denn derzeit wird "behindert" nur im Sinne von "bescheuert" verwendet - das wird mit "anders begabt" kaum so bleiben.