Leider immer noch nicht die gesamte Story. Da Neo aber am warten ist, hier noch ein weiterer Teil. Die gesamte Story kommt aber wirklich bald... Danke für die Geduld
Die Sonne glüht am Firmament.
Sandkörner knirschen unter meinen abgewetzten Stiefeln.
Meine Kehle ist staubtrocken, wie ein rauer Lappen aus Leder.
Die Schreie der Geier sind über mir, sie verfolgen mich seit Stunden.
Meine Haut ist rot und verbrannt. Doch ich spüre nichts mehr.
Schweiss tropft mir in die Augen, ich blinzle ihn weg. Dann sehe ich es.
Es ist eine Fata Morgana, sagt sich mein Verstand.
Doch ich weiss es besser.
Rutschend und stolpernd gehe ich den sandigen Abhang hinunter.
Unterwegs verliere ich meinen Hut, es ist mir egal. Mögen ihn die Geier kriegen.
Zitternd und mit weichen Knie stehe ich vor dem Städtchen. Ich bin am Ende.
Neben dem Weg liegt eine uralte Karosserie eines Cadillac Eldorado.
Eldorado? schiesst es mir durch den Kopf. Passt zu diesem Ort.
Ich kenne diesen Ort irgendwoher, doch sein Name kommt mir nicht mehr in den Sinn.
Ich mache zwei Schritte nach vorne, dann knicken meine Knie unter mir weg. Ich falle in den Staub.
Meine Lippen schmecken heissen Sand und die Hitze treibt mir die Tränen in die Augen.
Mein Hirn wird von der Sonne gebraten, langsam wird mir schwarz vor Augen.
Die Schreie der Geier kommen näher.
Dann ist nur noch Dunkelheit um mich.
Der Mann steht an einer weissen Hausmauer.
Seine Augen sind verbunden, sein Gesicht zerfurcht und irgendwie traurig.
Seine Hände gefesselt, so fest, das es blutet.
Versteckt hinter einem Busch werde ich Zeuge seines schrecklichen Schicksals.
Ich bin wieder ein kleiner unschuldiger Junge.
Er steht an der Wand und ich blicke ihm in die Augen, in diese blauen kristallklaren Augen, die mich immer an ihn erinnern werden.
Dann knallt der erste Schuss durch die Stille.
Sein Hemd beginnt sich oberhalb des Brustkorbes rot zu färben.
Aber er steht immer noch da wie vorher, doch ich sehe Tränen in seinen Augen blitzen.
Ich stelle mir vor wie glasklar seine Tränen sein müssen, das Tränenwasser so klar wie ein Bergsee.
Der nächste Schuss knallt so laut, das ich erschrocken zusammenfahre.
Sein Kopf wird zurückgeschleudert und Blut spritzt an die weisse Wand hinter ihm.
Dann sackt er langsam zusammen. Ich habe das Gefühl, er würde mir zuzwinkern.
Die nächsten Schüsse peitschen.
Ich drehe mich um, ich will nicht noch mehr sehen.
Mit Tränen in den Augen renne ich fort von diesem Ort, der zum Grab meines Vaters geworden ist.
Immer weiter renne ich in den sengenden Wüstensand hinaus, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche.
Dort bleibe ich liegen, bis Schwärze mich umhüllt.
Ich höre die Geier, sie stürzen auf mich herunter.
Das letzte, was ich spüre, ist, wie sie meine Hände fressen. Wie sie das Fleisch von meinen Fingern zerren.
Mit einem Schrei wache ich auf.
Nur ein Traum.
Aber einer der viel Wahrheit enthält.
Ich wache auf, in einem dunklen Raum.
In der Luft liegt der Geruch von Obst, Gemüse und brennendem Holz.
Neben mir auf dem Bett sitzt eine Frau. Eine Frau so schön, wie ein Mann sie sich nicht einmal in seinen aufregendsten Träumen vorstellen könnte.
Ich bin im Paradies. Endlich bin ich erlöst worden.
Aber man fühlt keinen Schmerz und keinen Durst im Paradies.
Meine Kehle ist immer noch staubtrocken, brennt wie Feuer.
Die Frau blickt mich an und aus ihren grossen grünen Augen spricht Mitleid.
„Wasser“, krächze ich und erschrecke ob meiner eigenen Stimme.
Sie nickt und erhebt sich.
Kurze Zeit später kommt sie zurück, ein dreckiges Glas gefüllt mit Wasser in ihrer Hand.
Sie beugt sich über mich und hält das Glas an meine Lippen.
Ich trinke und das Wasser ist kalt, fühlt sich göttlich an.
„Mehr.“
Meine Stimme ist immer noch dünn und kratzend, aber schon besser.
Sie entfernt sich, um noch ein Glas zu füllen.
Ich stütze mich auf die Ellenbogen und geleite mich in eine halbwegs sitzende Position.
Sie kommt zurück und lächelt, streckt mir das Glas hin.
Mit fahrigen Fingern nehme ich es entgegen.
Herrlich. Das Wasser muss aus einer Quelle stammen, es ist rein und klar.
Es erinnert mich wieder an die Augen meines Vaters.
Ich leere das Glas und dann ist Zeit um zu reden.
„Wer bist du?“
Ihre Frage hallt in meinem Kopf wider.
Wer bin ich?
Ich muss überlegen, mein Hirn kann noch nicht klar denken.
„Mein Name ist David Farlane. Ich bin Farmer.“
Sie nickt.
„Und wie heisst du?“
„Rebecca. Rebecca McCorny.”
Rebecca. Ein schöner Name für einen Engel.
„Schöner Name. Und wie lautet der Name dieses Ortes?“
Sie lächelt und errötet leicht.
„El Cielo. Dieser Ort heisst El Cielo. Aber es ist kein guter Ort.”
El Cielo. Der Himmel.
Woher kenne ich diesen Namen?
„Ich möchte dir danken Rebecca. Du hast mich vor den Geiern und dem Tod gerettet. Obwohl dies beides fast das gleiche bedeutet.“
Sie nickt nur und lächelt mich an.
"Wo bin ich hier?", frage ich und krame in meiner Hemdtasche nach Zigaretten.
"In meinem bescheidenen Haus.", sagt sie und nimmt ein brennendes Stück Holz aus dem Feuer, um mir die Zigarette anzuzünden.
Ich nehme gierig einen Zug und inhaliere tief.
"Dieses Haus ist..." -
Weiter komme ich nicht.
Es klopft heftig an die Tür, deren Angeln quietschen und beinahe brechen.
Rebecca wirft mir einen raschen Blick zu. Dieser Blick verrät mir, das niemand vor der Tür steht, der Rebecca Gutes will.
Meine Hand berührt automatisch den schweren Revolver an meiner Hüfte und spannt den Hahn.
Langsam und geräuschlos gleite ich vom Bett. Als sie die Tür öffnet, verschwinde ich gerade unter ihm.
Die Tür schwingt auf. Ich sehe zwei schwere schwarze Stiefel mit goldenen Sporen die sich langsam auf das Bett zubewegen.
Rebecca schliesst die Tür hinter ihnen.
"Wo ist der Fremde?", fragt eine tiefe Männerstimme, die Stimme der schwarzen Stiefel.
"Der Fremde?", Rebecca klingt erstaunt und überrascht zugleich. "Ich weiss nicht, von wem du sprichst."
"Du weisst es, du weisst es sogar verdammt gut. Ich weiss, das er hier ist."
"Vater, von wem sprichst du?"
"Von dem Mann, dem Fremden. Demjenigen der in unser Städtchen gekommen ist. Demjenigen, den du draussen auf der Strasse aufgelesen hast."
"Ich habe niemanden aufgelesen, ich..." -
"Halt die Fresse!", brüllt die Männerstimme und dann höre ich den lauten Knall, als eine flache Handfläche auf eine Wange klatscht.
Die Hand des Vaters auf die Wange seiner Tochter.
"Mortimer hat dich gesehen. Du hast ihn aufgelesen, er lag halbtot auf der Strasse, Futter für die Geier."
Ich höre Rebecca weinen. In einem entfernten Sinn errinnert es mich an Engelsgesang.
"Vater..." -
"Sag mir wo er ist!", brüllt der Vater.
"Er ist weitergezogen. Vor ein paar Minuten nur.", sagt Rebecca unter Schluchzern.
"Du lügst mich an. Ich merke immer, wenn du lügst. Und für deine Lügen musst du bestraft werden, das weisst du.", die Stimme des Vaters eiskalt, sie jagt mir beinahe einen Schauer über den Rücken. Aber nur beinahe, ich habe schon viele kalte Stimmen gehört. Die in meinem Kopf sind die Schlimmsten.
"Ich würde es nie wagen dich anzulügen..." -
Klatsch! Die Handfläche schlägt wieder zu. Das Weinen verstummt.
Klatsch! Klatsch! Noch zweimal. Dann herrscht einen Moment seltsame und bedrückende Stille.
"Wie soll Daddy dich bestrafen, Kleines? Hast du eine Idee?", die Stimme des Mannes klingt belustigt.
Ich sehe es nicht, doch ich weiss das Rebecca den Kopf schüttelt.
"Daddy hat eine Idee", immer noch ein belustigter Unterton in der sonst eiskalten Stimme. "Daddy hat eine sehr gute Idee. Du kannst Daddy einen Lutschen! Deine Mutter kann das schliesslich nicht mehr, seit Callahan ihr das Gesicht weggeschossen hat."
Ich höre wie die Schnalle eines Gurtes geöffnet wird. Die Hosen werden nach unten gestülpt. Ich sehe zwei grosse, braungebrannt Hände und dicke Finger.
Der Mann setzt sich auf das Bett.
"Los fang schon an!", brüllt er sie an.
Nach kurzer Zeit höre ich schmatzende Geräusche. Dann ziehe ich vorsichtig meinen Revolver und halte den Lauf unter die Wölbung über mir. Ich werde ihm mitten durch seinen dreckigen Arsch schiessen.
Ich drücke ab ohne zu zögern.
Der Schuss knallt im engen Raum unter dem Bett so laut, das mir die Trommelfelle dröhnen.
Blut spritzt aus dem Loch über mir. Ich rolle mich unter dem Bett hervor und stehe auf.
Schöne Sauerei. Meine Kugel fuhr dem Vater durch den Arsch und ihr mitten in die Stirn und durch den Kopf.
Sein Schwanz ist nur noch ein roter schleimiger Brei.
Ich blicke mich um, im Raum gibt es nichts interessantes zu entdecken. Über dem Feuer brodelt eine ranzig riechende Flüssigkeit. Ich habe Hunger, aber dieses Gebräu rühre ich nicht an. Aber seine Stiefel, die sind schön, die nehme ich mit.
Ich hoffe nur, das niemand den Schuss gehört hat.
Mit einer frischen Zigarette im Mund schwinge ich die Tür auf und trete ins blendende Sonnenlicht hinaus.
Info: Ich habe die Geschichte nun (endlich) fertig geschrieben, muss nun aber noch abgeschrieben werden (da ich sie von Hand geschrieben habe). Und das dauert noch ein kleines Weilchen, da ich nicht immer Zeit habe und es ca. 20 Seiten sind.