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Kämpfer
Hi Bauzi,
also erstmal ein paar Fehlerchen:
"Zuerst fand er seinen Aktenkoffer nicht,
den er jedoch glücklicher Weise nach einigen Minuten des Suchens unter seinem Schreibtisch fand. Dann fand er seine Kravatte nicht. (...)zu seinem Pech fand er dann auch noch seinen Schirm nicht"
- Hier wird zu viel gefunden, oder? 
"(...) eine Gesellschaft der Egoisten ist, die nur auf sich selbst schaut. Platz für Sozialisten bleibt da einfach nicht"
- Also verwechselst du hier irgendetwas? Hört sich an, als verwendest du Sozialist als Antonym für Egoist, was seltsam bis falsch wäre..
"Das ganze muss auf einmal plötzlich geändert werden“
- Hört sich etwas holprig an, zumal auf einmal und plötzlich ziehmlich dasselbe meinen.
Zur Geschichte:
Während des gesamten Anfangs wird ja immer irgendeine politische These thematisiert, wegen der der Protagonist bei der Partei wohl nicht mehr so beliebt ist. Konkretisiert wird sie nie, bis zum oben genannten Abschnitt mit den Egoisten/Sozialisten...
Also wenn *das* jene These ist, dann würde ich das langweilig, uninspiriert und auch unlogisch finden. Die Kritik an unserer anonymen Ellbogen-Gesellschaft wurde doch schon soo oft geübt, dass sie weder neu noch irgendwie schockierend wirkt. Sollte das einzige, worum es politisch gesehen geht, genau das sein, fände ich das ziehmlich lahm.
Die Beziehung zwischen den beiden Figuren in der U-Bahn finde ich gerade zu lachhaft. Sie treffen sich gerade mal ein, zwei Minuten, reden ein paar Sätze, dann kommen Sachen wie:
"So ein niveauvolles Gespräch am Morgen hatte er bis jetzt noch nie."
Das wird gesagt, nachdem die beiden gerade mal ihre Standpunkte bezüglich des Egoismus' klargemacht haben - innerhalb zweier Sätze. Wie du siehst vollkommen unrealistisch.
Die Andeutung hiernach, vor Jahren sei etwas passiert, ist wie Michaels angeblich doch so brisante Idee auch nur angedeutet und nicht mal ansatzweise genauer beschrieben. Warum erzählst du nicht einmal etwas Konkretes, über Michael, seine Idee, den Staat, die Partei, den Vorfall, irgendwas? Wenn man den ganzen schwammigen und überflüssigen Kram weglässt, hat die Geschichte leider nicht viel Inhalt, sondern nur Andeutungen weiterer Andeutungen..
"denn sie gab ihm einfach so ihre Handynummer"
Warum gibt die Frau ihm seine Handynummer, wenn sie ihn eh töten will und das auch tut? Nur damit er sie anrufen und sie ihm sagen kann, dass er jetzt stirbt? Hat für mich irgendwie keinen Sinn.
"Wird alles so wie ich es mir vorgestellt habe?"
Natürlich, er muss sein Leben beenden und nocheinmal dem Leser klarmachen, dass er nie sagen wird, was denn diese Idee war, warum Michael eigentlich eine Rolle gespielt hat, wo er doch fast nichts wichtiges getan oder gesagt hat.
Und dann der Höhepunkt:
„Ciao und sag meiner Frau, dass ich sie liebe."
"Und eines noch Xei: Ich verzeihe dir.“
Also zum ersten hast du nicht an üblichen Klischees solcher Szenen gespart. Warum lässt du ihn das sagen, was schon hunderte von Autoren vor dir in Büchern oder Filmen verbrochen haben? Melodramatische Abschiedsszenen sind selten gut, vor allem nicht solche stereotypischen.
"sehr sympathischen Menschen"
"Seine letzten Worte taten ihr in der Seele weh"
"eine ganz besondere Person starb"
Zum zweiten wird hier eine tiefe zwischenmenschliche Beziehung suggeriert, die ich irgendwie im Text nicht finden konnte. Ja, ich hab nochmal nachgelesen und gesucht und so, aber die beiden werden durch die paar inhaltslose Satzfragmente nicht zu Superfreunden - sie bleiben de-facto Fremde. Und als solche und vor allem nach der kurzen Zeit würde keine Frau aka Terroristin sowas sagen.
Zum Stil:
Der ist glücklicherweise ganz gut, liest sich recht flüssig, aber ohne irgendwo irgendwelche literarischen Leckerbissen zu bieten. Ausbaufähig, aber für diese Geschichte wahrscheinlich ausreichend.
Insgesamt ist der ganze Batzen Text einfach viel zu oberflächlig, und die ganzen Andeutungen nerven, weil absolut gar nichts konkretisiert wird. Dass der Protagonist stirbt macht diesen ersten Teil für mich eh fast überflüssig, da bis auf die Frau nichts wichtiges eingeführt wurde. Die Info "Querdenker werden umgebracht", die mir das alles als einziges vermittelt hat, hättest du in einem Satz unterbringen können.
Glaubhafte Charaktere sind auch dein Problem. Diese hier sind viel zu profillos und flach. Es kommt mir fast vor, als hättest du beim schreiben nicht gewusst, wohin sich die Figuren entwickeln sollen.
Alles in allem sehe ich durchaus Potential, denn ich liebe Dystopische Geschichten, und spüre irgendwie wohin die Geschichte gehen soll. Dieses erste Kapitel aber ist alles andere als das, was ich lesen will, sorry.
Du kannst aber gerne ein zweites schreiben, vielleicht wirds besser, würde es mir bestimmt durchlesen.
Und außerdem kann man nie genug schreiben, um sich zu verbessern 
Bye
Neo
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