Ein Alptraum wird wahr. Microsofts Windows Internet Explorer 7.0 (Englisch) wurde veröffentlicht und steht zum download bereit. Ab 1. November erhalten ihn Windows 2003 und XP Benutzer über das Automatische Updatesystem, sofern die Übersetzung bis dahin volständig ist. In Longhorn Vista ist wird er bereits integriert sein.

Der Browser, der einen Schritt in die richtige Richtung wagt, geht aber noch immer den falschen Weg. Tabbed Browsing gehört zu den neuen Funktionen und – das muss man gestehen – ein paar CSS Eigenschaften versteht er, die der Vorgänger noch nicht kannte.
Doch der alte Wehrmutstropfen besteht noch immer. Die Rendering Engine Trident, basierend auf NCSAs Mosaic, ist noch immer der Kern der Software.
Dieser Programmteil ist völlig verbuggt, dennoch schafften es die Entwickler, bekannte Fehler wie den 3px Jog oder die Guillotine zumindest teilweise zu beheben.
Oberflächliche Fehlerbehebung, denn noch immer treten Fehler auf, die durch bestimmte Verschachtelung manche Elemente und Tags hervorgerufen wird.
Um dem ganzen zumindest teilweise zu entgehen müssen sich Webdesigner noch immer, bewusst oder nicht, mit Microsofts proprietärem hasLayout Prinzip beschäftigen, damit manche Elemente überhaupt angezeigt werden.
Ich denke Microsoft geht in Richtung Netscape 4. Der alte Quelltext der Trident Engine muss für jeden Programmierer eine Qual sein. Die Chance, diesen mehr als 15 Jahre alten Programmteil erfolgreich zu restaurieren geht gegen Null. Für Webdesigner würde das noch über Jahre hinweg Ärger mit der Darstellung von Webseiten im Internet Explorer bedeuten.
Die einzige Lösung des Problems scheint eine komplette neu geschriebene Rendering Engine für den Internet Explorer. Doch laut Microsoft müsste dazu das gesamte Windows Betriebsystem neu geschrieben werden.
Kein Wunder, denn bereits seit Version 4 des Internet Explorers auf Windows 95 wird der Browser mit dem Betriebsystem verbunden. Damals passte der Browser nur die Bedienelemente des Systems an die des Browsers an. Doch bereits seit Windows 98 gibt es Elemente wie den Active Desktop, welche die Rendering Engine des Internet Explorers für sich verwenden.
Microsoft hat einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie haben das Internet unterschätzt. So kam es das Netscape zuerst das Monopol hatte und so kam es, dass Version 5 des Internet Explorers, als der Browserkrieg längst gewonnen war nur eine Weiterentwicklung war, anstatt eines überarbeiteten Programms, wie es das Mozilla Projekt damals beispielhaft, wenn auch gezwungenermaßen, gezeigt hatte.

Was macht dieses Mozilla Projekt heute? Die neu entwickelte Rendering Engine Gecko zählt heute zu den qualitativ hochwertigsten auf dem Markt. Sie besteht aus etwa 1,8 Millionen Zeilen Quelltext, welcher jüngst wegen seiner sauberen Strukturierung gelobt wurde.
Vor wenigen Tagen wurde der Release Candidate 3 des Firefox 2 veröffentlicht. Dieser Kandidat wird vermutlich zur Final gekürt, da er zugunsten der Qualitätssicherung veröffentlicht wurde.
Doch auch Firefox steht in der Kritik.
Firefox 2 war ursprünglich als (inoffizieller) 1.6 Branch geplant, weitere Verbesserungen der Rendering Engine gegenüber Version 1.5.
Diese Planung wurde jedoch aus Zeitgründen und möglicherweise durch die großen Änderungen die für die Geckoversion 1.9 geplant sind, verworfen.
Firefox 2 wird nun dieselbe Geckoversion wie der jüngere Bruder 1.5 verwenden, optimiert diese jedoch im 1.8.1 Zweig von Gecko, wodurch Firefox 2 z.B. wesentlich schneller startet. Für Entwickler ist lediglich die Einführung von Javascript 1.7 interessant.
Freunde des Firefox stehen allerdings den neuen Funktionen wie Rechtschreibprüfung, Phishingschutz und Suchvorschlägen kritisch gegenüber, da sich viele diese Funktionen nur als Plugin wünschen und den Browser als aufgeblasen empfinden.
Unangemessen empfinden ferner einige den Versionssprung auf 2.0, da nicht alle geplanten Funktionen letztendlich im Firefox 2 enthalten werden sein.
Ich denke es ist wichtig zu verstehen, dass Firefox 2 nur einen Schritt in die Zukunft darstellt, der Zufälligerweise auch dem Internet Explorer 7 Konkurrenz bietet.
Im Gegensatz zu Microsoft arbeitet das Mozilla Team aber bereits an Firefox 3 und, was viel wichtiger ist, an Version 1.9 der Gecko Rendering Engine, welche den Kern dafür bildet.
In dieser Version wird es die größten Veränderungen seit Entstehung der Engine geben, die vor allem den Programmierern das Hinzufügen neuer Stylesheeteigenschaften und anderen Funktionen erleichtern sollen.
Dieses, so genannte Reflow Refactoring, bringt nicht nur Marketingtechnische Vorteile, wie beispielsweise das bestehen des Acid 2 Tests, sondern auch Benutzerfreundliche Funktionen, wie das inkrementelle Layout z.B. von SV Graphiken. Das bedeutet SVG Dateien können schon während des Ladens angezeigt und aufgebaut werden (ähnlich HTML) anstatt erst komplett heruntergeladen zu müssen.

Während Firefox 2 wegen der Benutzerorientierten Funktionen bei manchen den Ruf des schlanken Browsers verliert geht Microsoft noch immer den Weg eines Browsers, der in den Herzen der Webentwickler schon längst mit Netscape 4 gleichzog.

Ich persönlich hoffe, dass das ungewohnte Desing des Internet Explorer 7.0 einige Benutzer zu Firefox oder einem anderen alternativen Browser bewegen wird. Die neuen Funktionen und der Geschwindigkeitsboost des Firefox 2 scheinen mir Ideale Startbedingungen eines alternativen Browsers.

Nachdingens:
Die Internet Explorer Entwickler haben nun bekanntgegeben, dass die nächste Version die Nummer 8 tragen wird, da Versionsnummer wie 7.x die Leute verwirren würden.
Auch diese Version wird weiterhin based on NCSA Mosaic betitelt bleiben.

Verzeihung, Frust macht mich produktiv.