spiel ich halt den Alleinunterhalter, mir macht das nix aus ^^"

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Sundra wandelte wie durch einen Traum, alles um sie herum wirkte so...irreal. Der Prunk, die schönen seidenen Kleider, ein heißes Bad mit viel Seife und duftenden Ölen....Zofen, die ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen schienen, ein Frühstück, dessen Ausmaß ihre ganze Familie ein Woche lang ernährt hätte....
Es war einfach zuviel für ein einfaches Mädchen wie sie, um es mit klarem Geist erfassen zu können. So schreckte sie fast zusammen, als sie die Kirchenglocke der Schlosskapelle den Mittag verkünden hörte. Wo war die Zeit geblieben? Sie wollte doch den Henker aufsuchen, den Mann, der ihren Vater zu Tode gefoltert hatte, der sie als Geisel genommen und sie gegen ihren Willen hierher brachte, der ihr beim Gedanken an ihn eine Gänsehaut über den Rücken jagte und gleichzeitig ihr Herz höher schlagen ließ. Sundra zog sich einen Umhang über und gab der Wache vor ihrem Zimmer Bescheid, dass sie nun zu Dante di Aboli gebracht werden wollte
„Der Don ist zur Zeit in einer Besprechung, Lady Sundra. Aber wenn ihr möchtet, werde ich euch dorthin bringen“
Lady Sundra.....das Mädchen errötete leicht, die Anrede war doch zu ungewohnt und sie nickte nur etwas verwirrt und folgte dem Soldaten wortlos. Der Weg führte durch endlose Gänge, weitläufige Galerien, Treppentürme.....als wolle er kein Ende nehmen. Dann ging es quer durch den Park des Schlosses zu einem der Nebengebäude. Das Nebengebäude bestand in der Hauptsache in einem Komplex aus Gängen mit endlosen Schlafunterkünften für die Soldaten, in deren Mitte sich eine große Halle befand, die Platz für fast tausend Menschen bot. Sundra war überwältigt von der Menge der Soldaten, die sich in dem großen Saal zusammen gefunden hatten. Die Wache brachte sie an einen sicheren Platz in einer Seitenloge, von wo aus sie einen recht guten Überblick über das Geschehen hatte und von dort aus konnte sie auch sehen, auf was oder besser auf wen sich die Blicke aller konzentrierten. Sie hatte jedoch Mühe, den Mann, den sie dort sah, dessen beeindruckender, furchteinflößender, aber auch majestätischer Anblick nicht einen Augenblick daran zweifeln ließ, dass er es war, der hier kontrollierte und die Gesetze schrieb, mit dem Mann überein zu bringen, der verletzt und wie ein Häufchen Elend vor ihr gelegen hatte und um sein Leben gekämpft hatte. Sie hörte seine Stimme, dunkel, warm und kraftvoll....angenehm, so dass man ihr einfach lauschen musste, aber sie verstand den Sinn der Worte nicht.
Im Saale war es mucksmäuschen still, man hätte eine Nadel fallen hören können, obwohl die Soldaten mitsamt ihren Waffen dicht gedrängt nebeneinander standen, doch alle waren wie erstarrt und lauschten den Worten des Henkers.
Er sprach keinen Moment von der erlittenen Niederlage, sondern lobte alle für ihren heldenhaften Einsatz im Kampf für die gerechte Sache, ernannte die Gefallenen zu Helden, die auch im Tode an der Seite der Lebenden kämpften und ließ keinen Augenblick lang Zweifel daran aufkommen, dass sie als Sieger aus der Schlacht hervorgehen würden. Es war eine eindrucksvolle Rede und auch wenn Sundra nur dem beruhigenden Klang seiner Stimme lauschte, so merkte sie doch, wie die niedergeschlagene demoralisierte Armee nach und nach an Kraft gewann, wie das Selbstbewusstsein wieder kehrt und der Kampfgeists neu aufloderte
„Aber....ihr Getreuen, auch wenn ich euch ansehe, dass ihr es kaum erwarten könnt, den Feind in seine Schranken zu weisen, nieder zuschlagen und zu vernichten, auch wenn ich euch ansehe, dass ihr die Freunde, die an eure Seite kämpften und die euch auf solch schmähliche Weise verraten haben, vom Kopf bis zur Sohle aufschlitzen wollt, so bedenkt doch eines: Es sind eure Freunde, es sind eure Familien gegen die ihr in den Krieg zieht. Dieser Umstand macht diesen Bruderkrieg zu einer Sache, die euren Geist auf das Extremste belasten wird. Es ist wichtig, dass ihr euch darüber im Klaren seid, dass ihr....das wir alle auf der richtigen Seite stehen. Die Rebellen sind die wahren Verbrecher, sie haben Missgunst und Neid in die Herzen eurer Familien gesät und sie so auf das Schlachtfeld und in ihren Tod getrieben. Sie haben sogar Magie eingesetzt, um unsere Leute, eure Kameraden, eure Freunde auf ihre Seite zu ziehen, das ist das schändliche Werk eines Feiglings, der das Land in Chaos stürzen wird. Ein Land braucht einen König, eine Führung, sonst ist es dem Untergang geweiht, aber soweit denkt dieses Rebellenpack nicht, sie können nur zerstören und verwüsten und eure Familien werden die Leidtragenden sein, falls sie diesen Krieg überleben sollten, ernten sie nichts als Chaos und Verwüstung.
Eure Aufgabe wird es nun sein, eure Kameraden und Familien wieder auf den rechten Pfad zu bringen. Diese Aufgabe muss im Verborgenen stattfinden, ihr werdet euch als Zivilisten unter die Bevölkerung mischen und euch unauffällig verhalten, die Rebellen dürfen davon nichts ahnen. Solange wir unsere Leute nicht wieder haben, wäre ein erneuter Angriff zu gefährlich.
Ebenso wird sich unser Hauptaugenmerk auf die innere Sicherheit richten, wir hatten hier in den letzten Tagen einige ungebetene Besucher, wie es scheint, sowas darf nicht mehr vorkommen. Die Bewachung der Schlossmauern und Eingänge wird verstärkt werden müssen, es darf niemand hinein oder hinaus, ohne vorher überprüft zu werden. Die Eingänge, auch die Geheimgänge werden zusätzlich mit wechselnden Passwörtern gesichert werden. Die Mauern des Schlossparks sind noch immer ein Schwachpunkt, es ist zur Zeit ein Leichtes, dort ins Schloss einzudringen. Hier brauchen wir Patroullien und Bogenschützen.
Die Rebellen haben den König und die Prinzessin entführt, wir wissen nicht, ob diese noch leben. Ebenso ist der Richter verschwunden, es gibt zwar das Gerücht, er wäre gestern hier im Schloss gewesen, aber das ist nicht bestätigt worden, wir wissen also noch immer nichts Genaues.
Aber seid unbesorgt, ich werde mich um all das kümmern und ich habe viele einflussreiche und mächtige Freunde, die mir noch einen Gefallen schulden, diese werden in den nächsten Tagen eine Nachricht erhalten, so dass wir in den nächsten Tagen und Wochen mit Verstärkung rechnen können. Die Rebellen haben keine Chance, dieser Sieg wird unser sein. Aber bis dahin muss ich mich auf jeden einzelnen von euch verlassen können, seid ihr dazu bereit?.....“

Sundras Blick glitt über die Menge, die gebannt den Worten des Henkers lauschte, ausnahmslos alle wirkten, als wären sie in einer Art Trance. Wieder sah sie zu Dante, wie sie es die ganze Zeit getan hatte, und dann bemerkte sie etwas, was ihr vorher gar nicht aufgefallen war, da sie nur in seine Augen gesehen hatte, sie hörte seine Worte, klar und deutlich und eindringlich, fast beschwörend, aber sein Mund bewegte sich keinen Millimeter, und dann hatte sie das Gefühl, als würde sich die ganze Umgebung in ein anderes Licht tauchen, unwirklich, dunkel, aber angenehm. Ihr Blick tauchte in seine Augen ein und verlor sich darin und in diesem Moment wusste sie, dass er ihr Schicksal war, dass sie für ihn lebte und dass sie für ihn sterben wollte. Ja, sie hatte sich verliebt und bereute es keine Sekunde mehr. Das Gefühl war schön und egal, welche Gräuel man diesem Mann nachsagte, es war ihr alles egal, wenn sie ihn doch nur lieben durfte....
Der Henker schien langsam mit seiner Rede zum Ende zu kommen, er hielt kurz inne und ließ seinen Blick über die Menschmenge gleiten und hielt sich dabei fast krampfhaft am Griff seines Scharfrichterschwertes fest, dass er vor sich stehen hatte. Die abschließenden Worte hallten lauter als je zuvor durch den Saal, während Blut aus seiner Nase über die geschlossenen Lippen rann, dann sackte er plötzlich wie tot vor aller Augen in sich zusammen.
In die Realität zurück gerissen durch den Vorfall war plötzlich ein allgemeiner Tumult um das Podest herum, auf dem Dante gestanden hatte. Der Arzt wurde herbei gerufen und der Bewusstlose in die hinteren Gemächer transportiert, aber all das nahm Sundra nicht mehr war, in dem Moment, in dem Dante zusammen brach wurde auch ihr schwarz vor den Augen und sie verlor ebenfalls das Bewusstsein.

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als nächstes bist du dran Yran , vielleicht sogar noch heute.