Blut....Schreie....durchtrennte Gliedmassen....sterbende Menschen....immer wieder tauchten die Bilder vor Sundras Augen auf, sie wollte sie nicht sehen, wollte das Schreckliche verdrängen, das sie soeben miterleben musste.
Teilnahmslos starrte sie vor sich hin, ihre Hand hielt sich krampfhaft an der Planke der Seitenwand fest, denn die schnelle Fahrt der Kutsche schleuderte sie hin und her.
Dann allmählich wurde die Fahrt langsamer und wie durch einen dicken Teppich hörte sie eine Stimme
„verflucht, die sind ja überall....es hat keinen Zweck, so kommen wir nicht weiter...“
dann wurde die Stimme lauter, schien ganz in ihrer Nähe zu sein
„los, steig aus, wir müssen zu Fuß weiter...
....hey...Kleine....lebst du noch?“
Sundra hörte die Stimme zwar, verstand aber nicht den Sinn der Worte. Am ganzen Körper zitternd kauerte sie zwischen den Säcken und hatte ihren freien Arm um die angezogen Beine geschlungen.
Jetzt berührte sie etwas, sie zuckte zusammen und ihr Blick löste sich langsam aus der Starre.....wanderte über den Boden der Kutsche, und blieb dann kurz an den Beinen des Mannes hängen, der vor ihr kniete....wanderte dann weiter nach oben, hielt einen Moment an einer blutverschmierten Hand hängen, an deren kleinem Finger ein goldener Siegelring zu sehen war, ging dann weiter den Arm hoch, um dessen Gelenk der Armschutz ihres Vaters geschnürt war und über den hochgekrempelten Ärmel eines Kutschermantels weiter nach oben....
„Sundra! Wach auf! Wir müssen weiter!!!“
befahl die Stimme direkt vor ihr und Sundra blickte plötzlich direkt in das Gesicht, aus dem die Stimme kam. Es war über und über voller Blut, die stahlblauen Augen in seiner Mitte stachen bedrohlich daraus hervor und rissen das Mädchen gnadenlos in die Gegenwart zurück. Ein gellender Schrei drang aus ihrer Kehle, wurde aber sogleich durch die Hand des Henkers abgedämpft. Sie spürte, wie er sie griff, festhielt, und ihr den Mund zudrückte. Sie wollte atmen, aber die Hand ließ nicht locker. Mit aller Kraft zappelte und strampelte sie um ihr Leben....
„hör auf damit, verdammt noch mal, hör auf zu schreien! Du lockst uns noch die Rebellenbrut auf den Hals“
hörte sie den Henker noch sagen, dann wurde ihr schwarz vor den Augen...
Dante knirschte mit den Zähnen, er war wütend, überall um das Schloss herum patrouillierten Rebellen, beseitigten Trümmer oder wuschen das Blut vom Pflaster des großen Platzes zu Füßen des Schlosses, sämtliche Zugänge waren blockiert er musste den langen Umweg über den Geheimgang nehmen....und zu allem Überfluss musste er jetzt auch noch das bewusstlose Mädchen mit sich rumschleppen, und das obwohl er kaum genug Kraft besaß, sich selber auf den Beinen zu halten.
„na wenigstens weht noch das königliche Banner über dem Schloss“
murmelte er düster, während er sich das Mädchen auf den Arm lud und mit ihr in einer kleinen Seitengasse verschwand....
Als Sundra zu sich kam, lag sie in einem weichen großzügigen Bett, welches sich in einem luxuriös ausgestatteten Raum befand. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie realisierte, dass es keiner ihrer kindlichen Wunschträume war, in denen sie als Prinzessin in einem prunkvollen Schloss lebte...nein, das hier war wirklich, man konnte es anfassen und riechen, es duftete hier nach kostbarem Parfüm und die Frauen, die das Zimmer scheinbar für sie her gerichtet hatten, waren nun darum bemüht, ihr Essen und zu trinken zu reichen und man legte ihr seidene Kleider zurecht.
„w....wie komme ich... hierher?“
stotterte sie verwirrt
„mit dem Don“ antwortete eine der Frauen lächelnd „du hast ihn vor den Rebellen gerettet, hat er gesagt“
der Don? Sundra erinnerte sich an nichts, weder an einen Don, noch an sonst etwas, was ihre Anwesenheit an diesem Ort erklären könnte. Die Frau merkte ihr die Verwirrung an und fuhr fort
„keine Sorge, du bist hier in Sicherheit“
„wer ist dieser Don.....und wo bin ich hier?“
„Don di Aboli, erinnerst du dich nicht mehr? Er hat dich den ganzen Weg hierher getragen, bevor er selber zusammen gebrochen ist. Zur Zeit ist der Doktor bei ihm.“
Sundra war sprachlos....warum zum Geier sollte sie ihren ärgsten Feind vor den Rebellen gerettet haben, das widersprach sich auf ganzer Länge...aber die Neugier drängte sie, es herausfinden zu wollen.
„wenn du willst, führe ich dich gleich zu ihm“
Sundra nickte nachdenklich und versuchte sich an die letzten Stunden zu erinnern, aber etwas in ihrem Hirn schien diese Erinnerungen zu blockieren....und wer weiß, vielleicht war das sogar besser so.
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edit:
hui, mein erster Sonderrang, seit der Höllenwache ^^

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