Dante hatte Mühe, seine Augen offen zu halten, seine Wunde schmerzte und der ständige Blutverlust machte ihm zu schaffen, aber er wusste, dass er sich jetzt keine Schwäche leisten durfte. Immer wieder sah er hinter sich, ob das Stadttor bald in Sicht wäre, und schließlich war es auch soweit, sie hatten die Stadtmauern erreicht, und seine Befürchtung wurde zur Gewissheit: Von der königlichen Wache war keine Spur zu sehen, stattdessen standen dort ungefähr acht bis zehn Rebellen um jeden zu kontrollieren, der in die Stadt oder aus ihr heraus wollte.
Jetzt hieß es „handeln“, er griff das Mädchen, welches geistesabwesend vor sich hinstarrte, am Arm und zog es zu sich. Sein Griff war fest und unnachgiebig, doch mit der anderen Hand streichelte er ihr zärtlich übers Haar und sah ihr dabei tief in die Augen

Es war seltsam, ohne dass er auch nur einen Ton zu ihr sagte, wusste sie, was er sagen wollte und eine tiefe Leidenschaft entbrannte in ihr. Was sie vor sich sah, war nicht der grausame Henker, der ihren Vater auf dem Gewissen hatte, sondern der Mann, in den sie sich über Nacht verliebt hatte. Sie schlang ihre Arme um seine Schultern und bedeckte ihn mit heißen Küssen...
Dante rutsche mit ihr zwischen die Säcke, sodaß von außen kaum noch etwas von ihnen zu sehen war.

„Hast du was zu verzollen, Bauer?“

Hörte Dante jemanden fragen

„was ist denn hier los? Wo sind die Soldaten hin?“ antwortete der Kutscher sichtlich überrascht

„die wurden von uns abgelöst, wir waren der Meinung, sie hätten mal eine Pause nötig“
gab einer keck zurück, woraufhin sich der Kutscher nachdenklich am Kopf kratzte

„Naja, ich bringe nur meine Ware zum Markt....achja, und ein junges Paar wollte zum Heiraten in die Stadt mitgenommen werden“

du hast doch sicher nichts dagegen, wenn wir uns das mal ansehen?“

„nein, nur zu“


Das ließen sich die Wachen nicht zweimal sagen, sie näherten sich der Ladefläche und sahen hinein

Na die haben es aber eilig“
Lachte der Eine

„sieht so aus...als könnten sie es kaum erwarten....“
schmunzelte der Nächste

„du solltest dich mit der Fahrt zur Kirche beeilen, bevor die zwei sich noch versündigen“
lachte der Dritte

„die kriegen ja gar nichts mehr mit!“


meinte der Vierte, zwirbelte argwöhnisch seinen Schnurrbart und betrachtete sich das wüste Treiben zwischen dem Saatgut skeptisch. Aber er täuschte sich, Dante bekam alles mit und der Angstschweiß perlte ihm von der Stirne, doch das war Sundra egal, sie merkte von alldem nichts, sie hörte nicht einmal die Stimmen der Wachen, alles um sie herum war weit weg, einzig und allein die Gefühle, die sie gerade übermannten, waren gegenwärtig und wollten ausgelebt werden....

na ja, du weißt ja, wo die Liebe hinfällt...“

„nöö, weiß ich nicht, mir gefällt das nicht!“


erwiderte der Vierte argwöhnisch und hing seinen Oberkörper über die Seitenwand der Kutsche, um besser hineinsehen zu können.

„Hey....Lady.....wie heißt der Mann, der unter ihnen liegt?“

sprach er Sundra an, doch musste er seine Frage mit Nachdruck wiederholen, bevor das Mädchen reagierte. Wie aus einem Traum wurde sie durch die Stimme des Mannes herausgerissen, blickte etwas verwirrt in das bleiche Gesicht unter sich und spürte gleichzeitig wie sich ein harter spitzer Gegenstand zwischen ihren Rippen drückte. Dantes Blick durchbohrte sie förmlich und sie hatte das Gefühl, als ob sie die Kontrolle über ihre Gedanken verloren hätte.
Wieder hörte sie die Stimme hinter sich, die jetzt ziemlich ärgerlich und ungeduldig klang, und langsam drehte sie sich zu dem Mann um, ein unwirkliches Lächeln umspielte ihre Lippen

entschuldige die Störung....aber Ihr müsst wissen, dass wir jemanden suchen, es handelt sich um einen sehr gefährlichen Mann....daher müssen wir jeden Passanten kontrollieren. Also frage ich noch mal, wer ist der Mann dort?“

„mein Verlobter natürlich“

“der Name?“

„öh....Donatien Black“

„ein Engländer?...soso.....Mister Black, würdet Ihr Euch bitte einmal zeigen?“


Dante schob Sundra sanft beiseite, zog mit einer Hand unauffällig seinen Mantel über die blutige Seite und setzte sich auf. Die andere Hand umklammerte den Dolch mit festem Griff

„Was soll der Aufstand, wir haben einen Termin beim Pfarrer, würdet ihr uns jetzt bitte weiterfahren lassen?“

Dante versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken, aber seine Nervosität entging dem Rebellen nicht

„einen Moment noch, würdet Ihr bitte einmal Eure Kapuze absetzen?“

„warum sollte ich, ich sehe da keine Veranlassung zu“

„um Euer Gesicht und die Haare besser sehen zu können“

„jetzt reicht es mir aber“ ergriff Sundra energisch das Wort „ich lasse mir diese Verdächtigungen gegen meinen Verlobten nicht gefallen, entweder ihr lasst uns jetzt passieren, oder ich fange an, gaaanz laut zu schreien!“

sagte sie bestimmt und sah die Männer giftig an, bemerkte jedoch nicht, wie einer der Männer hinter ihnen auf die Ladefläche geklettert war und jetzt gezielt nach Dantes Kapuze griff und sie runterzog. In dem Moment, als sich der Henker umdrehte und er ihn seine wütenden Augen blickte, wusste er, welchen Fehler er begangen hatte

„eer...er....er...ist es“
stotterte er, und wich zurück, doch weit kam er nicht, denn Dante hatte ihn schon am Kragen und zog ihn zu sich. Ein kurzer Aufschrei, der von einem blutigen Gurgeln erstickt wurde, und der Körper des Mannes fiel leblos von der Kutschwand runter.

„in Deckung!“
rief er Sundra zu und drückte sie gleichzeitig zwischen die Säcke. Der Bauer war starr vor Entsetzen, mit weit geöffnetem Mund musste er mit ansehen, wie sein Passagier ein Schwert zog, von der Kutsche sprang und einen nach dem anderen niederstreckte, es ging alles so schnell, dass die Rebellen nicht einmal mehr die Zeit hatten, etwas zu sagen, oder zu schreien. Bevor sie begriffen, was passierte, lagen sie auch schon aufgeschlitzt in ihrem Blut.
Sundra wollte schreien, aber sie bekam keinen Ton raus, der Schock lähmte sie völlig.
Der Henker war am Ende seiner Kraftreserven, die Aktion hatte das letzte aus ihm herausgeholt, aber der Anblick des Blutes seiner Feinde stimmte ihn sehr zufrieden. Mit Genugtuung wischte er mit dem Mantel eines Opfers das Blut von der Klinge und kletterte zum Bauern auf den Kutschbock.

„tut mir leid, mein Freund, aber ich kann leider keine Zeugen gebrauchen“

sagte er dem Mann neben sich kühl lächelnd ins Gesicht. Der Bauer wollte antworten, wollte um sein Leben flehen, aber er sah nur noch eine schnelle Bewegung vor seinen Augen und dann konnte er nicht mehr denken, die Verbindung seines Hirns zum Körper war unterbrochen.... er sah, wie der Boden näher kam, er sah seinen kopflosen Körper auf dem Kutschbock sitzen, konnte das Bild aber nicht mehr verarbeiten, denn er war schon tot.
Dante schob den leblosen Körper des Bauern von der Kutsche, warf dessen Kopf hinterher, nahm die Zügel in die Hand und fuhr im gestreckten Galopp davon.

........................
-------------------
Teil zwei ist schon in Arbeit und folgt in Kürze

@BTT, macht mal hinne da, sonst kanns passieren, daß dir wer deinen Plan durchkreuzt }

uhund...ich hab wieder Netz