Weihnachten stand vor der Tür. Karin und Rebecca dekorierten Teresas Zimmer. Überall hingen Weihnachtskugeln und Girlanden und in der Ecke stand sogar ein kleiner Weihnachtsbaum. Alles wirkte herrlich kitschig. Teresa saß meistens am Fenster und hörte Musik. „Jingle Bells“ und „Fröhliche Weihnacht überall“ waren ihre Lieblingslieder. Manchmal stand sie sogar auf und tanzte dazu.
Auch für die beiden Betreuerinnen waren es schöne Feiertage, obwohl sie arbeiten mussten.
Denn das Mädchen zeigte erstaunliche Fortschritte. Sie begann einzelne Wörter zu sprechen.
„Hallo“ und „Wiedersehen“. Aber auch einzelne Namen und ihre Spielkarten, konnte sie bereits aussprechen und richtig zuordnen.
Heiligabend. Teresa kniete unter dem Weihnachtsbaum und holte ein Packet hervor.
Fragend blickte sie zu ihren Freundinnen. „Meins?“. Ihr Gesicht strahlte vor Freude.
Die Beiden nickten. Sie öffnete vorsichtig das Geschenk. Ein nagelneuer CD-Player mit Kopfhörer und 5 Cd´s.
Teresa eilte zu ihrem Schreibtisch und holte 2 Zeichnungen hervor. „Weihnachten“, stotterte die Kleine. Karin und Rebecca freuten sich wahnsinnig darüber. Auf dem Bild waren 2 große und ein kleines Strichmännchen abgebildet. Links oben eine lachende Sonne, rechts oben der Mond. Die drei Figuren wurden von einem Dach überdeckt, auf dem verschiedene Weihnachtsdekorationen angebracht waren.
Das war die Zeit, die allen am liebsten in Erinnerung blieb.
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Eine Absage. Die Bücher haben ihnen nicht gefallen. Meine Träume liegen in Scherben.
Ein gelungenes Weihnachtsfest, eines erbärmlichen Lebens. Mein gespartes Geld wird auch immer weniger, bald werde ich verhungern.
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Fortbildung. Es sollte doch nur ein Seminar werden. Karin und Rebecca bekamen ein Angebot von Dr. Emmer, welches sie berechtigte, an einem Fortbildungsabend teilzunehmen.
Nach kurzem zögern, nahmen beide dankend an. An dem Tag der Abwesenheit, sollte sich Dr. Emmer um Teresa kümmern.
Sie waren bereits zwei Stunden weg und lauschten einem Vortrag über den richtigen Umgang von Menschen, mit geistiger Beeinträchtigung. Es war sehr interessant.
Dr. Emmer saß in seinem Büro, als ihm plötzlich übel wurde. Er schaffte es gerade noch auf die Toilette, wo er sich übergab. Die Grippewelle hatte sie bereits vor ein paar Tagen erreicht, jedoch fühlte er sich bis jetzt noch nie unwohl. Er konnte so unmöglich arbeiten. „Doch ich habe es ihnen versprochen“ murmelte er. Doch die Übelkeit war zu stark um es länger ertragen zu können. Er hatte unglaubliche Kopfschmerzen und konnte kaum noch etwas sehen.
Er musste nach Hause. Diesen Abend hatte Erick Notdienst. Doch ihm blieb keine andere Wahl. Was sollte schon großartiges passieren? Ausgerechnet zur Weihnachtszeit?
Am späteren Abend, gewann die Einsamkeit Oberhand. Teresa drehte sich vom Fenster weg und verließ ihr Zimmer. Irgendwo musste doch jemand sein. Sie lugte um die Tür. „Karin?“
Der Gang war unangenehm weiß und schmerzte in den Augen. Sie huschte schnell zum anderen Ende und ihre schwarzen Haare wehten durch die Luft. Sie kam zu einer großen Tür. Der Ausgang. Sie rüttelte so kräftig an der Tür, dass ihr ein Fingernagel abbrach. Sie schrie auf und fiel zu Boden. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Sie fing an zu weinen und schlug mit der Faust auf den Boden.
Erick horchte auf. „Ich hasse Nachtdienste. Ausgerechnet jetzt muss der alte Sack krank werden“. Er kratzte sich am Oberarm und gähnte laut. Die Geräusche schienen von draußen zu kommen. Er ging die spindelförmige Treppe nach unten. Er folgte dem Klopfen und nach ein paar Minuten, fand er den Ruhestörer. Er schlich sich an und packte Teresa bei der Schulter. Sie hatte ihn nicht gehört. Geschockt sah sie ihn an. „Was machst du denn schon wieder hier draußen?!“. Teresa öffnete den Mund und wollte erzählen, wen sie suchte. Doch es kamen nur abgehackte Worte. Der Stress war zu groß. Erick hob die Kleine hoch und wollte sie in ihr Zimmer zurückbringen. Er war kein Krankenhaus gewöhnt. Früher arbeitete Erick in einer Nervenheilanstalt. Da ging man nicht besonders zimperlich mit den Patienten um.
Teresa schnellte nach vor und biss ihm in seine Hand. Erick schrie auf und schlug ihr mit der flachen Hand in das Gesicht. Das dürfte niemand erfahren. Körperliche Gewalt gegenüber Patienten war ein Kündigungsgrund. Selbst sein Vertrag war davor nicht geweiht. Zum Glück war Teresa alleine und die anderen Patienten im oberen Stockwerk.
Er zerrte sie in ihr Zimmer und warf sie auf das Bett. Erick wollte gerade die Spritze mit dem Beruhigungsmittel füllen, als er bemerkte, dass die Dosis nur bis zur Hälfte reichte. „Das wird schon genügen, die Kleine hat ja nicht viel auf den Rippen“.
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Heute war der Gerichtsvollzieher bei mir. Sogar die Schreibmaschine hat man mir weggenommen. Das Zimmer ist leer. Bis auf einen Tisch, ein paar Sessel und einem traurigen, alten Mann ist alles weg. Mit der Miete bin ich ebenfalls im Rückstand. Ich versinke im Selbstmitleid.
Die Weihnachtstage waren einfach schrecklich. Meine Gedanken waren nur noch bei meiner Familie. Die Geschichten über Weihnachtsdepressionen schienen zu stimmen. Ich schenkte ihnen nie Beachtung. Wie sollte es nun weitergehen? Oder besser gesagt, möchte ich überhaupt dass es weitergeht? Ich betrank mich mit Bier. Meine Hände waren taub, ich fühlte weder Wärme noch Kälte.
Ich öffnete die Haustür und ging nach oben. Meine Schritte waren schwer und ich hatte große Mühe, die Treppe hochzusteigen. Ich sah aus dem Fenster. Der Schnee rieselte vorbei und ein paar Kinder spielten im Schnee. Teresa. Früher habe ich auch mit dir gespielt. Kannst du dich noch an unseren Schneemann erinnern? Wir hatten keine Karotten mehr und ich steckte ihm eine Colaflasche in den Kopf. Du hast wahnsinnig gelacht.
Ich nahm eine Eisenstange und öffnete den Dachboden. Hier hatte ich ein paar Familienfotos versteckt und manchmal ging ich nach oben, um sie anzusehen. Heute nicht. Ich fühlte mich wie in Trance und öffnete das Fenster zum Dach. Ich setzte mich auf das Fensterbrett und starrte in die Tiefe. Ungefähr fünfzehn Meter…
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Teresa wachte auf. Es war schrecklich kalt. Ihr Kopf schmerzte und sie fühlte sich wie im Delirium. Sie riss die Augen auf und starrte in die dunkle Tiefe. Wie war sie hier hergekommen? Das Spital war von der Dunkelheit umgeben und der Schnee leuchtete. Wo waren Karin und Rebecca? Sie stolperte und fiel nach hinten auf den kalten Boden.
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Ich hörte die Stimmen von Lydia und Teresa. Sie riefen mich. Ich will nicht mehr alleine sein.
Der kalte Wind pfiff um meine Ohren und hörte sich in der Tiefe an, als ob ein Rudel hungriger Wölfe auf mich wartet.
Doch die Stimmen veränderten sich. Ich hörte plötzlich meine eigene. „Du wirst sie wieder sehen, gebe nicht auf“. Ich ging Einen Schritt nach vor. Meine Gedanken machten sich selbstständig und der Autounfall spielte sich vor meinem geistigen Auge noch einmal ab.
Noch bevor ich realisieren konnte, was geschah, schlug ich auf dem Boden auf. Ich hatte keine Schmerzen. Im Gegenteil. Warmes Licht ummantelte mich und ich lächelte. Ich sah meine Familie und schloss die Augen. Diesmal für immer.
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Teresa fiel vom Himmel, wie der Engel der sie immer war. Doch sie hatte noch etwas gefunden. Freunde




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ich schreibe eh bereits an einer neuen geschichte.





