Nachdem wir schon intensiv über das Für (?) und Wider von Studiengebühren diskutiert haben, möchte ich mal die zweite Konsequenz der Verbesserungsbestreben unseres Hochschulsystems ansprechen, die mich jetzt auch selbst betrifft: Die meisten werden es bemerkt haben, unsere Studiengänge sollen weitgehend auf das Modell von Bachelor/Master umgestellt werden, und viele Unis beginnen damit in diesem Wintersemester.
Eine glorreiche Konsequenz ist, das fast ausnahmslos alle Bewerber in ein Numerus-clausus-Verfahren geschickt werden, gleich ob sie BWL (mancherorts jetzt Business Studies genannt) oder Wissenschaft vom Christlichen Orient studieren möchten. Der zusätzliche Verwaltungsaufwand ist abzusehen, ebenso dass einige Unis diesen unterschätzen dürften. Und da sich zahlreiche Studenten an mehreren Orten bewerben dürften, zieht sich dem auch noch ein entsprechendes Nachrückverfahren nach...

Ich habe mich für dieses Semester innerhalb deren Fristen an drei Unis beworben (Erlangen hatte ich als vierte zur Notlösung in Betracht gezogen): Halle (Japanologie/Medienwissenschaft) zum Ende Mai, Leipzig (Jap.) und Trier (Jap.,MW/LDV) zur Mitte Juni. Anfang September bekam ich von allen Unis Ablehnungsbescheide, von Trier für MW (bei ~170 Bewerbern auf 31 Plätze) und von Halle (bei je ~150 Bew. auf 21 bzw. 16 Pl.) und Leipzig (bei ~180 Bew. auf 50 Pl.) für beide bzw. das einzige Fach.
Ich denke, dass zu diesem Zeitpunkt die meisten ihre Bemühungen um einen Wohnplatz in Halle oder Leipzig zurückgeschraubt hätten. So habe ich es zumindest getan, das Fach MW in Trier für Info ausgetauscht und um den zwanzigsten sämtliche Unterlagen nach Trier geschickt. Am 21. erhalte ich von Halle eine Bestätigung für Jap.(90P.), ein zweites Fach hätte ich im Losverfahren bekommen müssen. Wissenschaft vom Christlichen Orient war natürlich dabei, aber Linguistik und Wirtschaftsinformatik (wofür ich aber extra eine Zulassung für Jap.(60P.) noch hätte erlangen müssen) wären noch die sinnvollsten gewesen – hier war es also leicht, den Zettel zu den Akten zu tun.
Die letzten zwei Tage war ich wieder in Trier, um mir nach einigen Eskapaden mit unzuverlässigen Vermietern in spe eine sichere Bleibe zu sichern, einen Maklervertrag haben wir heute schon unterzeichnet. Vorgestern traf dann zuhause unverhofft von meiner bevorzugten Uni Leipzig eine Bestätigung mit der Aufforderung, mich zum 10. zurück zu melden. Das Studentensekretariat sei allerdings erst am Freitag zu erreichen, ich müsste weiteren einen Krankenkassenbescheid anfordern und im Original einschicken sowie am 9. an der ersten verpflichtenden Veranstaltung in Leipzig teilnehmen. Nebenbei weiß ich noch, dass ich zumindest zeitweise gegen das Sächsische Hochschulgesetz verstoße, so lange ich nicht in Trier exmatrikuliert bin, also mit anderen Worten

In Trier wurde mir mehrfach gesagt, dass ich mich auch an meinem Studienort dritter Wahl für einen Wohnheimplatz 3-20 Monate im Voraus hätte melden sollen, aber für die Universitätsverwaltung gelten solche Fristen offensichtlich nicht. In Leipzig wird mir keine Woche Zeit gelassen, aber trotzdem soll ich die Grundlage für mein Studium dort in der Zeit schaffen. Sicherlich dürfte die Problematik nicht neu sein, aber dieses Semester haben wir wohl ein Extrem, bei dem die zusätzliche Belastung für Studenten scheinbar billigend in Kauf genommen wird. Was sollte doch gleich mit dem Hochschulsystemgemacht werden ?

Ich habe den Thread mal in beide Foren gesetzt bzw. verlinkt, weil er themenübergreifend ist.