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  1. #1

    political overcorrectness: exorbitant anders begabt

    egal wo, ich finds immer wieder geil wie minderheiten in neue begriffe gedrückt werden
    statt behindert (im sinne von bekloppt, nich alle tassen im schrank, geistig stark blöde etc.) sagt man ab sofort "anders begabt". oder statt zigeuner (der begriff hat sich bei mir eingebürgert) sagt man roma und sinti, oder nur roma, oder nur sinti. statt juden sollte man am besten "anhänger/-innen der jüdischen glaubensrichtung" sagen. ach so und für frauen immer n separates kürzel (dagegen hab ich ja nix, es is nur herrlich blöd, wenn einer dieser sozial-heinis ans pult geht und ein "liebe genossen und genossinnenenenenen" vom stapel lässt ), negerküsse werden aus dem sortiment genommen wegen dem n-wort (was gar nich das n-wort is).

    ich find es echt anders begabt dass unsere deutsche sprache so dermaßen beschnitten wird. ich weiß nich, behindert is für mich behindert. leute im rollstuhl sind behindert, die sind nicht anders begabt. is einfach so, also warum sollte ich was anderes dazu sagen? (jetz etwas extremes beispiel, aber ich denke, ihr wisst worauf ich hinauswill)

    naja, langer rede kurzer sinn: findet ihr das auch anders begabt dass wir, user und userinnenenenenenen, uns komplett einstellen müssen auf jedes ach so kleine geschiss?
    Geändert von T.U.F.K.A.S. (30.11.2006 um 08:08 Uhr)

  2. #2
    Hää? Also Zigeuner war bei uns seit je her ein Schimpfwort. Roma und Sinti sind da wohl eher neutralere Begriffe. Und OH FUCKING JEZUZZZ man darf nicht mehr Behindert als Schimpfwort für Dumm, Blöd und was_weiß_ich verwenden!!111 Als ob es keine anderen Schmähungen für selbige Bevölkerungsklientel gäbe, nein man muss eine Bezeichnung für die Schwächsten der Schwachen in unserer Gesellschaft hernehmen - ganz große Leistung!!

    Aber pass auf, als nächstes beschwert man sich noch, dass man nicht zu allem (blöden, dummen, hässlichen) Schwul sagen darf!!!!!!1111111111

    Ich glaube wir steuern wirklich auf den Abgrund zu... und nicht etwa weil man nicht mehr "behindert", "zigeuner", oder "••••••••••" sagen darf
    "Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)

  3. #3
    Ich glaube ihr redet aneinander vorbei.

    Es geht ja nicht darum, dass man 'schwul' oder 'behindert' nicht als Ausdrücke benutzen sollte (was ich übrigens sehr! unterstütze, da geb ich Whitey also sehr recht!), sondern, dass man den Ausdruck 'behindert' allgemein nicht mehr benutzen soll.
    (Allerdings, Zigeuner war tatsächlich schon immer ein Schimpfwort!)

    Ja, meiner Meinung nach gibt es auch ein wenig sehr viel political overcorrectness. Vor allen Dingen stimmt da das Maß nicht. Ich kann zwar frei sagen, ich sei Deutsche bzw. Französin, aber nicht, xy ist Türke. Xy ist nämlich türkischer Mitbürger oder türkischer Abstammung, aber nicht 'Türke'

    Und selbst als Frau geht mir manchmal die Emanzipierung der Sprache ein wenig auf den Keks. Besonders, wenn man selbst ständig verbessert wird. Wenn ich zum Beispiel gesagt habe: "Als ich noch Schüler war..." kam sofort mindestens ein lautes Stimmchen à la "Du warst doch kein Kerl. Das heißt Schülerin! [... blah blah...]". Für mich war 'Schüler' z.B. ein neutraler Begriff, außerdem kann ich mir ja selbst aussuchen, wie ich mich bezeichne
    Ging mir so sehr auf den Sack, dass ich heute nur noch sagen würde: "Als ich noch zur Schule gegangen bin."

  4. #4
    benutz die wörter doch trotzdem, was sollen die schon machen?

  5. #5
    Na ja, es spricht schon ein wenig für sich, wenn man nicht zu allem, was man dumm, blöde, whatever findet "behindert" oder "schwul sagt"; es hat zwar - im eigenen Verständnis und im Verständnis des Großteils der Bevölkerung - nix mit den Menschen zu tun, die wirklich behindert (im Sinne von körperlich benachteiligt, wo wir auch schon wieder bei dem Punkt sind, dass man zu Rollstuhlfahrern "körperlich benachteiligte" sagen soll, anstatt "behindert") oder halt schwul (im Sinne von Homosexuell) sind, aber eben da kommt halt diese Überkorrektheit zum Tragen, bzw. der überwachsame Anstandswauwau, der einen gleich ein paar auf die Finger gibt und mit dem "Du du du"-Finger erklärt, dass es so und so zu heißen hat.

    Gut, es ist für die entsprechenden Gruppen natürlich sicherlich nicht negativ, wenn man anstatt "behindert" einfach mal "dumm" sagt oder anstatt" schwul" einfach nur "bescheuert", jedoch hat sich das - leider? - so im allgemeinen Wortschatz eingebürgert, einfach die Worte "behindert" oder "schwul" als Beschreibung zu benutzen; die "ethnischen" Gruppen sind da nicht mal ansatzweise im Hinterkopf gewesen, dass man damit jemanden möglicherweise diskriminieren könnte.

    Und was die Emanzipierung der Sprache betrifft: das geht in einigen Dingen schon extrem zu weit; ich meine, bei so Aussprüchen wie "Man muss ja auf sich achten" oder sowas, wird einem gleich entgegengeschossen: "Ach und Frau muss nicht auf sich achten oder wie?" Zum Teil stehe ich schon echt davor, einfach mal stumpf die Schriftsprache in die Wortsprache zu übernehmen und dann einfach zu sagen: "Man - mit nur einem "n" - muss ja auf sich achten.". Dann kapieren vielleicht einige Hardcore-Emanzipierungsanhänger, dass es auch ein Wort mit nur einem "n" gibt, dass man "Mann" ausspricht

    Na ja, aber wirklich eine Beschneidung im klassischen Sinne - also man darf gewisse Sachen einfach gar nicht mehr sagen - sehe ich da eigentlich nicht; wenn man sich geschickt anstellt, kann man sich so frei in der deutschen Sprache bewegen, wie man will und genau das sagen, was man möchte. Ob man nun die eine oder andere Sache eben anders beschreibt oder ein paar Worte mehr benutzt, ist ja im Endeffekt egal (auch wenn es sich schon stark dämlich anhört, wenn man sagt: "Also der Film war ja man echt total anders begabt" xD).

  6. #6
    Wird dann jetzt aus dem Schwerbehinderten Ausweis ein Schwer-anders-Begabter-Ausweis?
    Tut mir leid, das konnte ich mir nicht verkneifen.

    Zum Thema:
    Man kann es auch wirklich übertreiben. Gerade das Beispiel das Trigaram brachte finde ich prägnant. Keine wirklich emanzipierte Frau besteht auf die weibliche Nennung ihres Berufes. Man (Frau) ist dann eben Maler, Schreiner, Kaufmann. Ich kenne so viele Friseurinnen die sich selbst als Friseuse bezeichnen .
    Ausserdem wird auch nicht in die andere Richtung geschaut. Es gibt keine Krankenbrüder sondern Krankenpfleger, eine männliche Hebamme wird nicht zum Hebammer.

    Bei den Sinti und Roma kann es zu ziemlichen Ärger kommen, wenn man sie mit der falschen Bezeichnung anredet (also einen Sinti als Roma und anders herum). Aber ich stimme auch zu, das Zigeuner ein Schimpfwort ist.
    Die Frage bleibt aber trotzdem offen, wie man dann bestimmte Gruppen nennen soll. Ich weiß schon lange nicht mehr, wie man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen soll (nicht das es für mich wichtig ist). Neger auf keinen Fall, aber Farbiger oder Schwarzer finde ich genau so Abwertend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das Behinderte lieber anders Begabte sein wollen. Das ist eigentlich genau so als wenn man mit dem Finger auf sie zeigt.

    Es kommt immer auf den Ton und den Kontext an, wie man die Begriffe benutzt. Mit der richtigen Herablassung kann " du anders Begabter" auch eine nette Beleidigung sein.

  7. #7
    Hmmm.... ich finde, ihr regt euch zu sehr auf. Im normalen Sprachgebrauch, wenn man Freunden oder so redet, interessiert es eh niemanden, ob man einen homosexuellen Kumpel "schwul" nennt oder nicht. Im Gegenteil. Im Freundeskreis kommt es meist etwas komisch, so formelle Sprache zu verwenden. Allerdings denke ich, dass es einen nicht überfordert, sich in geschriebener Sprache korrekt auszudrücken. Ist das so ein Problem? Kommt halt net so gut, wenn man in einer Diskussion, wo es um den Zusammenhang zwischen Nicht-Deutschen und fehlenden Arbeitsplätzen geht, imm von den "Ausländern" spricht. Es klingt einfach viel netter, wenn man statt "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg." "Unsere ausländischen Mitbürger brauchen auch Arbeit." sagt. Oder etwa nicht?
    ~ ~
    Ja, Ich bin verrückt.

  8. #8
    Zitat Zitat von Zerwas Beitrag anzeigen
    Im normalen Sprachgebrauch, wenn man Freunden oder so redet, interessiert es eh niemanden, ob man einen homosexuellen Kumpel "schwul" nennt oder nicht. Im Gegenteil. Im Freundeskreis kommt es meist etwas komisch, so formelle Sprache zu verwenden.
    Da hast du was falsch verstanden: es geht nicht darum, Homosexuelle als "schwul" zu bezeichnen, sondern darum, dass es grundsätzlich so ist, dass man das Wort "schwul" offensichtlich als Synonym für alles andere (meist Negative) genommen wird, außer halt für das, für das es "eigentlich" steht.

    Zitat Zitat von Zerwas Beitrag anzeigen
    Kommt halt net so gut, wenn man in einer Diskussion, wo es um den Zusammenhang zwischen Nicht-Deutschen und fehlenden Arbeitsplätzen geht, imm von den "Ausländern" spricht. Es klingt einfach viel netter, wenn man statt "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg." "Unsere ausländischen Mitbürger brauchen auch Arbeit." sagt. Oder etwa nicht?
    Hä? Was hat das mit dem Thema zu tun? Vielleicht im Ansatz damit, dass man anstatt "Ausländer" eben "ausländischer Mitbürger" sagt; Juhu, welch ein Unterschied

  9. #9
    Zitat Zitat von Dimtrij Beitrag anzeigen
    statt behindert (im sinne von bekloppt, nich alle tassen im schrank, geistig stark blöde etc.) sagt man ab sofort "anders begabt".
    Eigentlich klingt das für mich gerade nach einer Verhöhnung, weil die unstreitbaren Einschränkungen einer Behinderung in den Hintergrund gespielt werden. Sicher möchte kein Rollstuhlfahrer als "behindert" angesprochen werden, in dem Sinne dass er darauf reduziert wird. Das gleiche, wie wenn jemand mit "Hey, Türke" angesprochen wird. In dem Fall ist es zwar keine Beleidigung (die kommt nur im Kontext zustande), aber eine respektlos vereinfachede Einstufung.

    Zitat Zitat
    oder statt zigeuner (der begriff hat sich bei mir eingebürgert) sagt man roma und sinti, oder nur roma, oder nur sinti.
    Was auch Bullshit ist, weil weit mehr Leute zu den "Zigeunern" zählen, als nur die Völkergruppen der Roma und Sinti. In eine ähnliche Bredouillie kommt man auch mit Eskimos, die eben nicht nur Inuit, sondern auch Aleuten einschließen. Man läuft also in jedem Fall Gefahr, unkorrekt zu sein.

    Zitat Zitat
    ich find es echt anders begabt dass unsere deutsche sprache so dermaßen beschnitten wird.
    Yeah, ich liebe es, wenn jemand solchen Müll entsprechend pervertiert

    Zitat Zitat von Trigaram Beitrag anzeigen
    Gut, es ist für die entsprechenden Gruppen natürlich sicherlich nicht negativ, wenn man anstatt "behindert" einfach mal "dumm" sagt oder anstatt" schwul" einfach nur "bescheuert", jedoch hat sich das - leider? - so im allgemeinen Wortschatz eingebürgert, einfach die Worte "behindert" oder "schwul" als Beschreibung zu benutzen; die "ethnischen" Gruppen sind da nicht mal ansatzweise im Hinterkopf gewesen, dass man damit jemanden möglicherweise diskriminieren könnte.
    WTF? Schwul war ein schon immer negativer Ausdruck (das verwandte schwül besteht noch weiter in einer Teilbedeutung), der erst durch sein Ausgreifen durch homosexuelle Bewegungen (und die oben gutgehießene Pervertierung des Begriffes) seinen jetzigen Sinn erlangt hat.

  10. #10
    Schwul, Behindert, Spast etc. sind alle erstmal durch eine einschlägig bekannte, populäre Subkultur dergestalt in Umlauf gebracht worden. Vor 10 Jahren konntest du auf kaum einem Schulhof diese Wörter derart exzessiv hören. Mittlerweile gehört sogar das Wort ••••••••• schon zum "gewöhnlichen" Schmähwortschatz und ist bei vielen Jugendlichen mit "Arschloch" gleichzusetzen.

    Sollte man deshalb trotzdem gutheißen das man diese Wörter benützt und deren Verwendung weiter verharmlosen? Mir geht erhlich gesagt am Arsch vorbei, ob irgendein gehirnamputierter Trottel im Hinterkopf hatte, ob er homosexuelle Menschen damit trifft, wenn er plötzlich Schwul als Synonym für scheiße, oder blöd nimmt.

    Ich empfinde ehrlich gesagt keine ÜBER-Korrektheit im deutschen Sprachgebrauch. Ich finde eher das diese geforderte oder teils praktizierte Genauigkeit verdammt wichtig ist, denn sie sensibilisiert die Leute im Umgang mit Sprache. Hätten die Frauenverbände etc. nicht die letzten 30 Jahre für die Gleichstellung der Frau gekämpft, wäre es heute noch jedem scheiß egal ob man Praktikant/in schreibt oder nicht. Mag sein, dass es für manche keinen Unterschied macht, ich finde aber das es dies tut. Würde man bei diesen "Kleinigkeiten" anfangen, würde man auch bald bei ganz anderen Dingen beginnen diese in Frage zu stellen und dadurch viele Erungenschaften in Sachen Gleichberechtigung, Toleranz und Schutz von Minderheiten, die in den letzten Jahren mühevoll erkämpft wurden, langsam aufweichen.

    Man sollte diese sprachliche Genauigkeit nicht als "Strafe" sondern als Zeichen einer modernen, toleranten, sensiblen und kultivierten Gesellschaft auffassen, denn nur eine solche ist in der Lage diese Strömungen und Bedürfnisse überhaupt zu erkennen und darauf einzugehen. Auch wenn es auf den ersten Blick für den ein oder anderen vielleicht anstrengend oder unsinnig erscheint.
    "Du findest eSport gay, weil die Asiaten da nicht gemalt sind" (Medivh VS Don Cuan)

  11. #11
    Zitat Zitat von Achadrion Beitrag anzeigen
    Wird dann jetzt aus dem Schwerbehinderten Ausweis ein Schwer-anders-Begabter-Ausweis?
    Tut mir leid, das konnte ich mir nicht verkneifen.

    Zum Thema:
    Man kann es auch wirklich übertreiben. Gerade das Beispiel das Trigaram brachte finde ich prägnant. Keine wirklich emanzipierte Frau besteht auf die weibliche Nennung ihres Berufes. Man (Frau) ist dann eben Maler, Schreiner, Kaufmann. Ich kenne so viele Friseurinnen die sich selbst als Friseuse bezeichnen .
    Ausserdem wird auch nicht in die andere Richtung geschaut. Es gibt keine Krankenbrüder sondern Krankenpfleger, eine männliche Hebamme wird nicht zum Hebammer.

    Bei den Sinti und Roma kann es zu ziemlichen Ärger kommen, wenn man sie mit der falschen Bezeichnung anredet (also einen Sinti als Roma und anders herum). Aber ich stimme auch zu, das Zigeuner ein Schimpfwort ist.
    Die Frage bleibt aber trotzdem offen, wie man dann bestimmte Gruppen nennen soll. Ich weiß schon lange nicht mehr, wie man einen Menschen mit dunkler Hautfarbe nennen soll (nicht das es für mich wichtig ist). Neger auf keinen Fall, aber Farbiger oder Schwarzer finde ich genau so Abwertend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, das Behinderte lieber anders Begabte sein wollen. Das ist eigentlich genau so als wenn man mit dem Finger auf sie zeigt.

    Es kommt immer auf den Ton und den Kontext an, wie man die Begriffe benutzt. Mit der richtigen Herablassung kann " du anders Begabter" auch eine nette Beleidigung sein.
    Ich stimm da voll und ganz zu..

    ..und damit diese kleine Diskussion um das Wort "Zigeuner" mal n ende findet:

    Zitat Zitat
    Volksetymologisch (also falsch) ist die Umdeutung des Wortes Zigeuner als „Zieh-Gäuner", also „Ziehende Gauner".
    Quelle: Wikipedia.de

  12. #12
    Zitat Zitat von Whitey Beitrag anzeigen
    Schwul, Behindert, Spast etc. sind alle erstmal durch eine einschlägig bekannte, populäre Subkultur dergestalt in Umlauf gebracht worden. Vor 10 Jahren konntest du auf kaum einem Schulhof diese Wörter derart exzessiv hören. Mittlerweile gehört sogar das Wort ••••••••• schon zum "gewöhnlichen" Schmähwortschatz und ist bei vielen Jugendlichen mit "Arschloch" gleichzusetzen.

    Sollte man deshalb trotzdem gutheißen das man diese Wörter benützt und deren Verwendung weiter verharmlosen? Mir geht erhlich gesagt am Arsch vorbei, ob irgendein gehirnamputierter Trottel im Hinterkopf hatte, ob er homosexuelle Menschen damit trifft, wenn er plötzlich Schwul als Synonym für scheiße, oder blöd nimmt.
    jo bemerk in meinem umfeld ja auch. obwohl ich z.b. ausdrücke wie "behindert" für blöd, scheisse, kacke etc. selbst benutze (mittlerweile sag ich dauernd "anders begabt" - mal sehen wie das kommt): so dinger wie "du bsit schwul" als beleidigung müssen nich sein, hab selbst nen schwulen kumpel, von daher...

    Zitat Zitat von Whitey Beitrag anzeigen
    Ich empfinde ehrlich gesagt keine ÜBER-Korrektheit im deutschen Sprachgebrauch. Ich finde eher das diese geforderte oder teils praktizierte Genauigkeit verdammt wichtig ist, denn sie sensibilisiert die Leute im Umgang mit Sprache. Hätten die Frauenverbände etc. nicht die letzten 30 Jahre für die Gleichstellung der Frau gekämpft, wäre es heute noch jedem scheiß egal ob man Praktikant/in schreibt oder nicht. Mag sein, dass es für manche keinen Unterschied macht, ich finde aber das es dies tut. Würde man bei diesen "Kleinigkeiten" anfangen, würde man auch bald bei ganz anderen Dingen beginnen diese in Frage zu stellen und dadurch viele Erungenschaften in Sachen Gleichberechtigung, Toleranz und Schutz von Minderheiten, die in den letzten Jahren mühevoll erkämpft wurden, langsam aufweichen.
    ja toll, dann ist aber "anders begabt" irgendwann der böse begriff, nachdem wir aus jedem scheiss, wo "behinderten-parkplatz" oder so steht, dann "andersbegabten-parkplatz" - weil dann is nämlich ab dem tag "anders begabt" das schmipfwort anstatt "behidnert". außerdem: ich kenne leute, die körperlich eingeschränkt sind - die HASSEN (!) es, dass sie dauernd von der gesellschaft wie wattebäuschchen behandelt werden. ok, is jetz nur so ne stichprobke (4 leute die gehbehindert sind), aber wenn ich in nem rollstuhl hocken würde: ey ich würde das mies scheisse finden, wenn ich ab sofort "anders begabt" wäre, weil das is nich ein ausdruck, der ein
    Zitat Zitat von Whitey Beitrag anzeigen
    Zeichen einer modernen, toleranten, sensiblen und kultivierten Gesellschaft
    ist, sondern

    a) auf eine ganz perverse art und weise ironisch (anders begabt - unter dem begriff stelle ich mir eher leute vor, die eine sau-komplizierte gleichung innerhalb von 2 sekunden lösen), weil die leute nich begabt, sondern in einigen wesentlichen punkten EINGESCHRÄNKT sind
    b) nur eine verschleierung der tatsache, das sie tatsächlich behidnert sind

    is genauso mit juden, schwarzen/andersfarbigen/afro-artig-pigmentierten mitbürgern, genossen udn genossinnenenenenenen - bürokratie plus schönrederei von schlimmen tatsachen gepaart mit jedem monat ne neue rechtschreibung ergibt die momentane deutsche sprache, die meiner meinung nach ein symbol is für eine spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft is, die sich langsam den normen aus dem buch "1984" näher (ich sage newspeak - weil so ne scheisse ist nichts anderes)

    und bevor jemand fragt: ja ich bin gegen diese political overcorrectness

  13. #13
    Zitat Zitat von Dimtrij Beitrag anzeigen
    is genauso mit juden, schwarzen/andersfarbigen/afro-artig-pigmentierten mitbürgern, genossen udn genossinnenenenenenen - bürokratie plus schönrederei von schlimmen tatsachen gepaart mit jedem monat ne neue rechtschreibung ergibt die momentane deutsche sprache, die meiner meinung nach ein symbol is für eine spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft is, die sich langsam den normen aus dem buch "1984" näher (ich sage newspeak - weil so ne scheisse ist nichts anderes)
    Na ja, man kann es aber auch übertreiben. Mich würde zumindest erstmal interessieren, woher das Gerücht eigentlich stammt, man dürfe "behindert" oder "schwul" nicht mehr sagen, weil das unter das Diskriminierungsgesetzt o.Ä. fällt. Also mir ist davon bisher noch nix zu Ohren gekommen, das ist hier in diesem Kontext das erste Mal, dass ich von sowas höre, so btw.
    Und von wegen, die momentane deutsche Sprache sei ein Symbol für eine "spießige, jedem dämlichen dumpfem gleichschritt-marsch-gestampfe folgende gesellschaft"; dem entgegen steht ja nun die Entwicklung, dass es schon Wörterbücher "Deutsch-Kanakisch, Kanakisch-Deutsch" gibt und immer mehr englische Worte in deutschen (!) Rechtschreibduden gefunden werden können (gedownloaded sag' ich da nur ). Zumal die Rechtschreibreform ja nun überhaupt garnix mit dem Wortgebrauch an sich zu tun hat. Das sind schon zwei verschiedene paar Schuhe.

    Und von wegen "Neusprech": Es ist schon ein Unterschied, ob man nun anstatt "behindert" anders begabt sagt (hier kann man das sowohl in die eine als auch andere Richtung interpretieren) oder ob man anstatt "schlecht" "minusgut" sagen darf (denn das ist nicht interpretierbar). Macht Sinn, oder?

  14. #14
    Zitat Zitat von Trigaram Beitrag anzeigen
    dem entgegen steht ja nun die Entwicklung, dass es schon Wörterbücher "Deutsch-Kanakisch, Kanakisch-Deutsch" gibt
    Das ist keine Entwicklung, sondern ein kläglicher Versuch des Langenscheidt-Verlags, seinem Portfolio etwas Frische zu verleihen. Siehe "Deutsch-Frau" und "Deutsch-Mann".

    Zitat Zitat
    Und von wegen "Neusprech": Es ist schon ein Unterschied, ob man nun anstatt "behindert" anders begabt sagt (hier kann man das sowohl in die eine als auch andere Richtung interpretieren) oder ob man anstatt "schlecht" "minusgut" sagen darf (denn das ist nicht interpretierbar). Macht Sinn, oder?
    Vereinfachung ist ein zentraler Punkt des Newspeak-Konzepts, der andere ist die Verdrängung von Worten (durch Obsoletierung). Und der letzte Ansatz wird auch in diesem Fällen verfolgt, indem man andere, vermeintlich harmlose Wörter einführen möchte. Die Vereinfachung schlägt aber fehl, weswegen wir uns darüber immerhin auslassen können.

  15. #15
    Welchem Punkt ich uneingeschränkt zustimme, ist Whiteys Einwurf zum sensiblen und genauen Gebrauch der eigenen Sprache und dem Punkt der jahrelangen, negativen Besetzung einiger Begriffe.
    Mag sein, dass es im normalen Alltagsgebrauch eher unüblich ist, "nette" Umschreibungen zu nutzen. Ich denke, beim Einsatz von "behindert" oder Umschreibungen wie "anders begabt" bzw. "hat einen begrenzten Horizont" kommt es immer darauf an, wo man sich bewegt. Ich Freundeskreis/Bekanntenkreis werden weiterhin solche Sachen wie kursieren. Die Frage ist dann nur, in welchem Zusammenhang die Begriffe fallen. Sind sie eher neutral besetzt, kann ich damit leben sie zu benutzen. Werden sie von Freunden oder Bekannten (aufgrund von Vorurteilen, negativen Erlebnissen etc.) eher als Schimpfwörter verwendet, versuche ich dann schon im Gespräch Akzente zu setzen, indem ich halt diese Begriffe durch "neutralere" bzw. "korrektere" Begriffe ersetze. Ähnlich handhabe ich es auch, wenn ich mich mit Fremden unterhalte oder bei ... sagen wir "öffentlichen" Auftritten (Präsentatioenen, Teambesprechungen, Seminare etc.): Wenn ich nicht weiß, wie mein Gegenüber tickt, neige ich zu den eher "umständlichen/überkorrekten" Umschreibungen um Mißverständnisse zu vermeiden. Ich denke insgesamt, es ist eine Frage des Fingerspitzengefühls, wann man mit welchen Begriffen arbeitet. Und ich meine, wenn man präzisierend von "geistig" oder "körperlich behindert" spricht, wird einem auch keiner eine Beelidigung unterstellen.

    Cheers
    Silence
    http://www.multimediaxis.de/signaturepics/sigpic224_1.gif
    "Die Nacht ist die Mutter der Gedanken"

  16. #16
    Die Umstellung von negro auf schwarz war ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt!

    Und ich sage trotzdem Neger.

  17. #17
    Zitat Zitat von Don Cuan Beitrag anzeigen
    Vereinfachung ist ein zentraler Punkt des Newspeak-Konzepts, der andere ist die Verdrängung von Worten (durch Obsoletierung). Und der letzte Ansatz wird auch in diesem Fällen verfolgt, indem man andere, vermeintlich harmlose Wörter einführen möchte. Die Vereinfachung schlägt aber fehl, weswegen wir uns darüber immerhin auslassen können.
    Na ja, also wirklich eine Vereinfachung kann ich nicht erkennen, wenn man anstatt "behindert" eben "anders begabt" sagt. Ich meine, rein vom "Sprachaufwand" her betrachtet stellt "behindert" die einfachere Variante dar oder irre ich mich da?

    Zitat Zitat von Motorradcop68 Beitrag anzeigen
    Die Umstellung von negro auf schwarz war ein gewaltiger zivilisatorischer Fortschritt!

    Und ich sage trotzdem Neger.
    Und ich behaupte hiermit, dass du ein Depp bist

  18. #18
    Zitat Zitat von Trigaram Beitrag anzeigen
    Na ja, also wirklich eine Vereinfachung kann ich nicht erkennen, wenn man anstatt "behindert" eben "anders begabt" sagt. Ich meine, rein vom "Sprachaufwand" her betrachtet stellt "behindert" die einfachere Variante dar oder irre ich mich da?
    *seufz*
    hast du das buch überhaupt gelesen?
    und wenn ja, hast du überhaupt den sinn kapiert von newspeak?
    scheint nich so:

    es geht bei newspeak nicht um vereinfachung, sondern um das umformulieren von negativen worten zu positiveren worten und der gehirnwäsche (mehr oder weniger) die dadurch entsteht.

    z.b.:
    statt schlecht negativgut
    statt lügen sagt man andere wahrheiten
    statt führer oder reichskanzler parteioberhaupt usw.
    (jetzt nur beispielhaft)

    und was anderes als dieses "negativ->positiv, aber immernoch bus wie bahn" geht meiner meinung nach (übertrieben ausgedrückterweise) vor mit diesem "ach so freundlich"-getue.

    ich meine: afro-schwarz-pigmentiert... WTF?
    anders begabt als anderer ausdruck für "eingeschränkt" - WTF?

    als rational denkender mensch und halber bauer greif ich mir da schon an die stirn...

  19. #19
    Zitat Zitat von Dimtrij Beitrag anzeigen
    als rational denkender mensch und halber bauer greif ich mir da schon an die stirn...
    Dies steht Dir, mir und all den anderen, kopfschüttelnden und fassungslosen Menschen zu, bringt aber diversen (Pseudo-)Wissenschaftlern und andern "Sprachgelehrten" Lohn und Brot. Letztenendes geht es darum, den schönen Schein zu wahren, ohne in der Öffentlichkeit anzuecken. Den Grundgedanken, negativ besetzte Begriffe zu ersetzen, finde ich nicht so schlimm. Die Frage ist nur, wie man es macht. Und da finde ich, einfach einen neuen Begriff zu (er-)finden, bis dieser dann zum "Schimpfwort" wird, den falschen Weg. Übertrieben könnte man auch sagen: Wie kann ich andere Beleidigen, ohne dass es wer mitkriegt? wobei ich zugebe, dass dies sicher nicht die Intention sein soll, es von einigen aber dennoch so gebraucht wird...

    Cheers
    Silence

  20. #20
    Zitat Zitat von Trigaram Beitrag anzeigen
    Und ich behaupte hiermit, dass du ein Depp bist
    Weil ich nicht den genialen Fortschritt von Mohr zu Neger, von Neger zu Schwarzer, von Schwarzer zu Farbiger, von Farbiger zu Afro-Amerikaner, von Afro-Amerikaner zu "dunkelpigmentierte Mitbürger" mitgemacht habe?

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