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Krieger
Nun, das Problem ist einfach, dass neue Spiele sofort einem Vorurteil ausgesetzt sind. Ein richtiges Urteil kann erst dann gefällt werden, wenn man einen halbwegs kompletten Eindruck der Sache hat; in dem Fall, wenn man das Spiel zumindest mal gespielt hat. Darum ist, bevor man ein Spiel auch spielt, meist nur ein Vorurteil möglich.
Und auf welcher Basis fällt der "Kunde" dieses Vorurteil nun? Richtig: anhand der Präsentation des Spiels. Und diese Präsentation definiert sich in den meisten Fällen eben am ehesten über Screenshots. Weil Screenshots (im Gegensatz zu Charakter- oder Storybeschreibungen) etwas sind, die tatsächlich etwas über das Spiel ansich aussagen. Denn seien wir ehrlich: man kann die tollsten Storybeschreibungen machen und vorstellen. Das ist noch lange keine Garantie dafür, dass ein Spiel dazu aber auch gut wird! Ein Spiel mit ansich guter Story kann sehr schnell an schlechter Umsetzung kränkeln. Und ganz egal, wie sehr man sich für eine Story interessiert: bei einem Spiel will man in erster Linie spielen, und Spaß am Spielen haben. Wenn man nur an einer Geschichte interessiert ist, greift man wohl lieber zu der jungen Kathegorie der RPG Maker-"Filme".
Dass man aber Spaß am Spiel hat, kann man vorher ja schlecht abschätzen. Darum muss es etwas geben, was für den Interessenten diesen Eindruck erweckt; womit wir wieder bei den Screenshots wären.
Das heißt, auch wenn die Screenshots (ob gut oder schlecht) nicht repräsentativ für den Rest des Spiels, also Spielmechanik und Atmosphäre, sind, ist es jedoch genau das, was der Leser davon annimmt. Bevor man sich eine Demo oder ein fertiges Spiel runterlädt, muss bei den meisten also erst mal etwas vorhanden sein, was einen überhaupt zu dem Entschluss bewegt, sich das Spiel anzuschaffen.
Hilfreich ist es dabei natürlich, wenn unter Autor ein bekannter und bewunderter Name steht, Marlex etwa. Denn wenn man als VD-Fan ein neues Spiel von Marlex sieht und einen die Beschreibung und die Screens vielleicht doch nicht ganz überzeugen, wird man möglicherweise trotzdem zugreifen, weil man auf Marlex Fähigkeiten als Spieleautor vertraut.
Ein Vorteil, den Newcomer-Spiele aber eindeutig nicht haben. Um den Kunden zu überzeugen, müssen sie sich also entsprechend hervortun, etwas anbieten, was Interesse weckt. Das können zum einen Screenshots sein, die den Leser ansprechen, oder eine wirklich packende Story, die einen sofort in den Bann zieht. Allerdings glaube ich persönlich, dass beeindruckende Screenshots eher die Chancen erhöhen, Interesse für ein Spiel zu wecken.
Klar, Grafik-Verliebtheit kann zu einem Problem werden. Denn ich wüsste auch nicht, ob ich mich entgegen des Cel Shading-Looks unter normalen Umständen entschieden hätte, mir Zelda: The Wind Waker zuzulegen, wenn es nicht den altbekannten Zelda-Bonus gehabt hätte. Hätte es den nicht gehabt und hätte mich die Grafik vor einem Kauf abgeschreckt, dann wäre mir auf jeden Fall eine unterhaltsame Spielerfahrung entgangen, die ich auf keinen Fall missen möchte.
So oder so ähnlich kann man es wohl auf die Makercommunity auch anwenden. Vielleicht weilt das beste RPG Maker-Spiel, das man sich denken kann, schon längst unter uns und ist nur unbekannt und wird nicht runtergeladen. Weil man damals einem Haufen RTP-Screens einfach keine Beachtung schenkte? 
Auf jeden Fall kann man, denke ich, sagen, dass ein Spiel, um die Leser zu überzeugen, sich in der Präsentation schon vorab auszeichnen muss. Ob das durch eine packende Story oder durch bombastische Screenshots mit viel Lichteffekten
geschieht, lässt sich nicht eindeutig festlegen; nicht zuletzt, weil das ja jeder individuell auffasst. Geschmäcker sind verschieden, und die tollsten Screenshots der Welt für den einen, könnten für den anderen eine Ladung Pixelmüll sein.
Allerdings glaube ich nicht, dass sich daraus noch ernsthafte Probleme erwachsen. Denn so hoch die Anforderungen auch sein mögen (man bedenke: heute liegt die Messlatte für "ordentliche" RPGs bei weitem höher als vor einigen Jahren), gibt es ja immer wieder Spiele, die denen entsprechen und wieder großen Anklang bei den Leuten finden (Bsp.: Velsarbor). Und gerade grafisch finde ich die Community eigentlich eh ziemlich ausdauernd. Die Leute meckern zwar über vielgebrauchte Sets wie M&B, aber ein guter M&B-Screen wiegt schlechte Screens im eigenen Stil, soweit ich sehe, durchaus auf. Und ich wüsste nicht, ob es in einem anderen Genre möglich wäre (gerade bei kommerziellen Spielen), die Spielerschaft für immer neue Spiele zu begeistern, die sich alle mehr oder weniger ähnlich sehen.
Gerade mit dem RPG Maker XP wird allerdings, denke ich, die grafische Individualität der Spiele steigen. Vielleicht sogar so sehr, dass die Grafik überall nur noch so gut ist, dass Screenshots überhaupt keine Aussagekraft über ein Spiel mehr haben?
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