Nachdem ich nun schon einige Zeit in das Spiel investiert und es schließlich beendet habe, möchte ich meine finalen Worte zu dem Spiel loswerden.
Vorweg muss ich sagen, dass ich bisher nur Suikoden 4 und nun 5 gespielt habe. Den vierten Teil fand ich, gemessen an anderen Vertretern des Genres schon unterdurchschnittlich, aber nicht schlecht. Das Meeressetting, das Piratenfeeling, die Atmosphäre, als kleiner Rebell gegen ein mächtig bewaffnetes Bündnis anzutreten, war schon sehr dicht. Hinzu kommen witzige Charaktere wie Lino en Kuldes oder clevere Charaktere wie die klasse in Szene gesetzte Taktikerin, die die Handlung, nach ihrem Auftreten, in die Höhe schnellen lässt. Nur das Gameplay war schon sehr nervenaufreibend, mit den ganzen Zufallskämpfen und gerade, als das Spiel in Fahrt kommt, ist es auch schon wieder vorbei.
Nun, Suikoden 5 ist Suikoden 4 logischerweise ziemlich ähnlich, allerdings in allem eine ganze Klasse schlechter.
Am auffälligsten wäre da die Grafik. Wie konnte man die, für Playstation 2 Verhältnisse, recht gute 3rd Person Grafik, die sogar eine klasse 1st Person Sicht bot, nur gegen diese biedere 3d Iso-Grafik auswechseln? Vor allem mit diesen drei bescheuerten Perspektiven. Entweder zu nah dran oder zu weit weg. Stufenloses Zoomen ist nicht drin. Nicht mal schwenkbar ist sie. Oft kommt es vor, dass der Held von bescheuert platzierten Objekten verdeckt wird. Noch schwerer wiegt aber, dass das „Mittendrin-Gefühl“ des vierten Teils durch die abgehobene Perspektive einfach fehlt. Auch wirkt die Grafik wesentlich detailloser, mit NPC Modellen mit Nintendo 64 Charme. Wenigstens bei der Weltkarte hätte man sich etwas Mühe geben können. Freies Drehen und Zoomen sind ein Mindeststandard, den ich hier in einem 3d Playstation 2 RPG erwarte. Andere Fortbewegungsmittel außer den eigenen Füßen oder automatisch ablaufenden Bootsfahrten gibt’s nicht. Später nutzt man zwar eh nur noch das Teleportsystem, aber das verkommt ab einer bestimmten Stelle im Spiel zur Glückssache. *schmoll*
Da fand ich die Bootsfahrten des vierten Teils wesentlich ansprechender, atmosphärischer und schön beruhigend.
Die Musik hat mich von Anfang an gequält. Besonders witzig ist ja das Intro Lied mit Credits. „Wind Of Phantom - Composed by Schießmichtot“. Toll, in anderen RPGs ginge eine solche Melodie gerade noch so als Stadt-Theme durch. Was man also an Ingame Musik präsentiert bekommt, kann man sich nun denken. Außer dem zweiten Theme der eigenen Basis gab es kein einziges Stück, welches mir zugesagt hätte. Und selbst das war weit von einem Ohrwurmcharakter entfernt. Auch hier hatte Suikoden 4 die wesentlich rhythmischeren Klänge, wenn auch dort keine Meisterwerke vorhanden waren.
Als nächster Kritikpunkt folgt das Kampfsystem. Es ist ja schön und gut, das jetzt sechs Charaktere gleichzeitig mithauen dürfen und Reservemitglieder passive Fähigkeiten ergänzen. Auch ist es toll, durch unterschiedliche Formationen unterschiedliche Statusattribute zu erhalten und diverse Spezialattacken ausführen zu können. Aber was nützt das alles, wenn ich 99% aller Kämpfe über die „Autokampf“ Option gewinnen kann? Oder die Bosskämpfe nach zwei Runden schon vorbei sind?
Ich meine, ich bin ja nicht gerade ein Fan von Kampfsystemen mit zu vielen künstlichen Schikanen (Wink an tri-Ace), aber ein gewisses Grundmaß an Niveau sollte schon vorhanden sein.
Außerdem ist die Rate der Zufallskämpfe viel zu hoch (Stichwort: Doraat). OK, das war sie im vierten Teil auch, aber hier kommt es mir so vor, als wäre sie noch mal verdoppelt worden. In Suikoden 4 gab es zumindest noch die Möglichkeit zu sprinten, die hier, natürlich, ebenfalls weggefallen ist.
Die Strategiekämpfe sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Ihre Darstellungsweise ist schon sehr trist geraten, um nicht eher zu sagen „es sieht aus wie hingerotzt“. Durch den Echtzeitfaktor macht sich besonders bei den ersten paar Kämpfen eine gewisse wirre Hektik breit, da das System ungewohnt ist und man, sobald ein Scharmützel beginnt, vom einen Teil des Bildschirms an den anderen buchsiert wird und umgekehrt. Ohne exzessives Pausieren des Kampfgeschehens geht hier gar nichts. Hinzu kommt, dass eine angegriffene Einheit nach dem Kampf ziellos umherirrt. Da kann es schon passieren, dass sie mitten in eine gegnerische Einheit rennt, gegen die sie auch noch schwach ist und *plopp*, schon ist sie verloren. Hit and Run mit einzelnen Einheiten ist hier die beste Taktik, so dass es gar nicht erst zu einem Massenkampf mit mehreren Einheiten kommt. Später im Spiel, wenn man genügend Charaktere gesammelt hat, kann man den Gegner mit Spezialattacken zuspammen, so dass er gar nicht mehr zum Zug kommt. Das ganze System wirkt sehr unausgereift und schnell ins Spiel reingefriemelt.
Im Menü hätte es ein etwas weniger protektorisches Handling auch getan. „Wollen sie das wirklich tun? Ganz sicher? Sicher dass sie sicher sind?“ Und nächstes mal bitte entweder keine Itemgrenze einbauen oder gleich ein Lager zur Verfügung stellen, aber den Spieler nicht stundenlang durch die Story jagen und sein Inventar soweit aufblähen, dass er nimmer weis, wo er das Zeug hinstecken soll. Das war ja fast genauso schlimm wie bei .hack.
So, nächster Punkt auf der Liste… „Ladezeiten“… ähm ja, sind vorhanden. Mehr als genug, dürften eigentlich nicht ausgehen. Der Nächste…
Aber auch bei der Story/Atmosphäre bekleckert es sich nicht mit gerade Ruhm.
Im Enddungeon wird das Spiel dann noch mal richtig nervig.
Also alles in allem empfand ich wie gesagt weder Suikoden 4 noch Suikoden 5 als besonders herausragend, den vierten Teil mochte ich aber wegen dem Setting, der Atmosphäre, der Charaktere und der grafischen Präsentation mehr als den Fünften, bei dem mir wie gesagt jeder Aspekt minderwertiger vorkam als beim Vorgänger.
Bevor ich mit Suikoden 5 anfing, wollte ich danach eigentlich die ersten beiden Titel spielen. Da ich jetzt aber schon öfter von Fans gelesen habe, dass sie Suikoden 5 besser finden oder zumindest so gut wie Teil 2, werde ich davon lieber absehen.