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Ritter
Der Geigenkoffer (Teil 1)
So auch mal eine Geschichte im Episodenformat von mir. Teil 2 wird folgen ^^
Ein Schuss, ein Schrei, das war nicht Karl May.
Getroffen von der Wucht der Kugel klatschte Bernd an die Wand hinter ihm. Langsam sackte sein toter Körper in sich zusammen, und zog Blutstreifen hinter sich her. Von irgendwoher vernahmen die schlafenden Gäste einen markerschütternden Schrei, der sie sofort aus dem Schlaf schreckte.
***
Die Digitalanzeige des Weckers tauschte gerade die 6 mit der 7, als das Telefon Kommissar Lauert aus dem Schlaf riss. Erst nach dem fünften Klingeln wusste er überhaupt wer und wo er war, denn er hatte letzte Nacht mal wieder zuviel gezecht, und erst nach dem zehnten nahm er ab.
"Ja?" Er klang mehr verwirrt als verärgert. Durch das Rascheln vernahm er, dass der Anrufer noch einmal tief Atem holte bevor er loslegte.
"Gute Nacht, oder eigentlich schon wieder guten Morgen, Herr Kommissar. Hier ist Marcel Fritsche, es gibt da ein kleines Problem."
"Na das will ich doch hoffen" Lauert schaute auf die Uhr, "sonst hätten sie mich wohl kaum um 4 Uhr 40 aus dem Bett geholt."
Der jüngere von beiden, nämlich Fritsche, kicherte, wurde dann aber sofort wieder ernst.
"Es hat heute nacht einen kleinen Zwischenfall in einem Hotel gegeben..."
Lauert fiel dem jungen Polizisten harsch ins Wort;"So klein kann der Zwischenfall ja nicht sein, sonst hätten sie mich ja nicht kontaktiert. Kommen Sie einfach mal zum Punkt!"
"Okay... also es gab einen Mord, der Tote wurde durch eine Pistolenkugel getötet, mitten durch den Kopf. Er war sofort Tod, so weit wir das beurteilen können, und auch ersten Zeugenaussagen zufolge."
"Einen Mord, hm, das ist hier in der Tat schon lange nicht mehr vorgekommen," Lauert kratzte sich am Kopf "wie auch immer, sagen Sie mir wohin ich kommen soll!"
***
Ein kalter Wind stiess Lauerts Haare nach hinten, als er aus dem warmen Auto stieg. Ein kalter Schauer überkam und durchlief ihn, als er die Tür heftig zustiess. Er schaute auf seine lederne Armbanduhr; 5:30 Uhr. Beinahe eine Stunde war vergangen, seit er so unsanft aus seinem Bett geholt wurde. Aber die warme Dusche musste sein, er fühlte sich so auch viel frischer, und auch der Kater war nicht mehr so stark. Er hatte zwar immer noch leichte Kopfschmerzen, aber jene hielten sich in Grenzen. Als er die Tür des Hotels zum Berg öffnete, begann es gerade wieder zu schneien.
"Ah, da sind sie ja endlich, Kommissar."
Endlich? Verdammt was fällt dem ein, Lauert wollte Ftitsche gerade einen Vorwurf zum "endlich" machen, als er realisierte, dass es der junge Polizist nicht böse, sondern gutmütig, und mit einem leichten ironischen Unterton in der Stimme, gemeint hatte.
"Eine kalte Dusche musste halt vorher noch sein," Lauert Schmunzelte und Fritsche begann zu grinsen.
***
Gerade als er aufwachte und sich aufrichten wollte, schlug er mit dem Kopf hart gegen irgendein Regal. Sein Kopf brummte so wie das Regal, ab dem Schlag, scheberte. Aber nicht nur wegen dem etwas unglückseligen Aufwachen hatte er Kopfschmerzen, er merkte auch sofort das noch der Duft von Alkohol in der Luft lag, und war sich dessen bewusst, dass er wieder mal einen über den Durst getrunken hatte. Der Griff in die rechte Jackentasche seines Mantels, gab ihm die ganze Gewissheit, als sich seine Hand um die Metallverpackung eines Whyskeybehälters schloss. Er stand langsam auf und schaute sich um. Zum Glück hatte er eine Taschenlampe dabei, die er jetzt aus der linken Manteltasche zog, und mit der er seine unmittelbare Umgebung beleuchtete. Überall um hin herum schaute er auf Zahlen, Nummern von Schliessfächern. Er leuchtete den ganzen Raum ab, und kam schliesslich zum Schluss, dass es 1008 Schliessfächer gab. Und das er sich in einem Gebäude der Post befand.
Er wollte sich gerade eine Kippe anzünden, dabei langte er wieder in die linke Manteltasche, und fand statt der Kippe einen kleinen Metalernen Schlüssel. Da wurde ihm wieder bewusst, warum er eigentlich hier war und was er zu tun gedachte. Mit einem sardonischen Lachen, das einen Goldzahn in der Mitte seines Mundes entblösste, schloss sich seine Faust um den kleinen Schlüssel und zog ihn raus. Er schaltete die Taschenlampe wieder an und liess den Strahl auf den Schlüssel kleinen Schlüssel fallen. Eine kleine Ziffer war darauf geschrieben.
***
"So Fritsche, genug gelacht. Sie sind ja wohl nicht alleine hier, zeigen sie mir bitte den Tatort."
Fritsche begutachtete den erfahrenen Kommissar mit einem kurzen Blick und sagte dann: "Okay, dann lassen Sie uns mal an die Arbeit gehen. Aber lassen seien Sie gewapnet, das wird kein schöner Anblick werden." Fritsche führte Lauert an dem Empfang vorbei und zu den Fahrstühlen. Sie stiegen im sechsten Stock des Kurhotels wieder aus. Sie waren beinahe am Ende des Ganges angekommen; "So noch einmal rechts abbiegen, dann sind wir da..."
"Oh mein Gott..." Lauert keuchte, und spürte wie ihm sein Abendessen hochkommen wollte. Der alte Dorfkommissar war kein Dilettant, kein Anfänger, er war ein gestandener Mann, aber so etwas hatte er bis jetzt noch nie gesehen, abgesehen von billigen Hollywood Filmen. Die ganze Wand war Blutverschmiert, doch das ging ja noch. Das Problem welches Lauert hatte, war die neue tapezierung mit den Gehirnteilchen.
"Ah da bist Du ja!"
"Ah... Hallo Herbert, hat man dich auch schon informiert, und schon etwas festgestellt."
Der Gerichtsmediziner zuckte mit den Schultern.
"Was gibts da schon gross festzustellen, ausser dass es eine riesen Sauerei ist... Naja das wird dich ja nun eine Weile auf Trab halten."
"In der Tat" pflichtete Lauert seinem alten Freund mit einem gewissen ironischen Unterton bei.
***
Die Tür des Schliessfachs 1007 ging mit einem leisen Knarren auf. Der Betrachter erblickte darin einen Geigenkoffer. Er schmunzelte, wusste er doch, dass er den Koffer darin selbst deponiert hatte. Wie aus einem schlechten Krimi, dachte er, als er den Geigekoffer langsam öffnete und die Pistole daraus nahm. Er legte das Mordinstrument wieder zurück in den Koffer und nahm in dann raus. Leise schloss er auch wieder die Tür des Schliessfachs und steckte den Schlüssel wieder in seine Manteltasche, diesmal in die Rechte. Der Schnee begann gerade wieder zu rieseln als er aus dem eilig aus dem Gebäude schritt.
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