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Ritter
The Dark - Das Dunkel (3. Teil)
Die Fahrt dauerte nicht lange. John fuhr langsam, wegen des heftigen Regens konnte man kaum sehen. Jack sass stumm auf dem Beifahrersitz und versuchte, seinen Vater nicht anzusehen. Wohin würde er ihn bringen?
John fuhr aus der Stadt hinaus (die nicht sehr gross war), bog dann von der Hauptstrasse auf einen kleinen ungeteerten Weg ab, der zum Strand hinunterführte. John starrte durch die Windschutzscheibe in den Regen hinaus, nur gelegentlich warf er einen kalten Blick zu Jack, so als müsste er sich vergewissern, das er immer noch da war.
Schliesslich stoppte John den Wagen, drehte den Zündschlüssel und der Motor erstarb mit einem Hüsteln. "Wir sind da, Jackyboy", sagte er und schob den Schlüssel in eine Tasche seines Overalls. "Aussteigen."
Das letzte Wort lautete wie ein Befehl, dem er sich nicht zu widersetzen hatte.
Jack tat wie ihm geheissen. Als er die Tür öffnete und in den Regen trat, war er schon klitschnass. Graue und schwarze Wolken jagten am Himmel dahin, hie und da zuckte ein Blitz. John packte ihn wieder am Arm und zog ihn hinter sich her zum Strand hinunter.
John wiegte das Amulett in seinen Händen. Er betrachtete es wie ein kleines Kind, dem man gerade eine Freude bereitet hatte. Er würde es Cindy schenken und wenn sie es genug lange getragen hatte, dann würde er Cindy umbringen (er will ein Opfer, John, oh ja, das will er) und endlich sein Ziel erreichen.
So hatte er ihr das Amulett zu ihrem 35igsten Geburtstag geschenkt und sie hatte solch grosse Freude daran gehabt, dass John nicht nur lächeln musste, weil sein Plan ein kleines Stück näher an seine Vollendung gerückt war, sondern auch weil er ihr wirklich eine Freude bereitet hatte.
Sie hatte es immerzu getragen, sogar in der Nacht oder beim Sex, und John war es Recht so. Umso mehr sie es trug, desto schneller war es fertig.
John nannte das Amulett einfach das "schwarze Amulett" oder "das Dunkel", wie es richtig hiess.
In der Nacht, als er sich in Cindys Zimmer geschlichen hatte (sie schlief zu dieser Zeit in einem anderen Zimmer, da sie die Grippe hatte und John oder Jack nicht anstecken wollte), um sie von ihrem Leben zu "erlösen", war etwas schiefgelaufen.
Sie hatte nicht so tief geschlafen, wie er es gedacht hatte, und als er seine vor Aufregung ganz schweissigen Hände um ihren Hals gelegt hatte, war sie plötzlich aus dem Schlaf hochgefahren. Sie besass mehr Kraft, als er ihr zugetraut hätte und wehrte sich wie ein verängstigtes Tier.
Sie hatte um sich geschlagen wie eine Furie und sein ganzes Gesicht zerkratzt und einige Narben auf Johns makellosem Gesicht zurückgelassen. John war zu überrascht gewesen, um irgendwie zu handeln und hatte den Rückzug angetreten. Er würde sich das Amulett später holen. Und vor der Polizei brauchte er sich nicht zu fürchten, Cindy würde nie im Leben zu der Polizei gehen.
Als sie sich kennengelernt hatten, stand John, ein muskulöser, gutaussehender Mann am Highway 64 und trampte. Es war schon spät und John hatte hinübergeschaut zu der Raststätte, die völlig verlassen war, bis auf einen jungen Mann, der gerade erst den Führerschein gemacht haben musste. Dieser junge Mann hatte die Strasse überqueren wollen und genau in diesem Moment war es passiert. Ein Auto war mit quietschenden Reifen auf ihn zugeschlittert und hatte ihn voll erwischt. Das Blut spritzte nur so und John konnte trotz der Entfernung hören, wie dem Jungen alle Knochen brachen. Das Auto war zum Stillstand gekommen, doch niemand war ausgestiegen. John war auf den Wagen zugerannt und hatte eine verängstigte Frau hinter dem Steuer erblickt.
Sie schien nicht fähig, irgendetwas zu unternehmen. Er hatte die Tür des Wagens geöffnet und der Geruch, der ihm entgegenschlug, sagte ihm schon alles. Das war die Frau, das war die Frau die er für seinen Zweck brauchte. Er hatte sich vorgestellt und gefragt, ob er weiterfahren solle. Sie hatte so unter Schock gestanden (und wirkte ziemlich betrunken), das sie nur Nicken konnte. So hatte John sie nach Hause gefahren und sie hatte ihm angeboten, bei ihr zu übernachten. Das Angebot hatte er mit einem Lächeln angenommen und drei Tage später hatte er zum ersten Mal mit ihr geschlafen.
Johns Liebe gegenüber Cindy war nie echt gewesen, doch er musste zugeben, dass er es genossen hatte, mit ihr zu vögeln. schliesslich sah sie gut aus und hatte einen perfekten Körper, was wiederum gut für seinen Zweck war. John betrachtete das Amulett noch einen Moment mit grossen Augen, dann steckte er es wieder in seine Tasche.
Er lag in einem fremden Bett, in einem fremden Haus, bei einer Frau, die er heute zum ersten Mal gesehen hatte, und er verspürte eine Freude in seinem Herzen, wie er sie noch selten gespürt hatte. Der Unfall mit dem Jungen hatte Cindy ziemlich mitgenommen, sie hatte ihm seinen Schlafplatz gezeigt und war dann weinend und mit weissem Gesicht (wie eine Leiche, hatte John gedacht) auf ihr Zimmer verschwunden.
Der Unfall, überlegte John. Niemand hatte es gesehen, ausser mir. Ihr darf nichts passieren, die Bullen dürfen nichts mitbekommen, wenn sie ins Gefängnis muss, kann ich meinen Plan vergessen.
Plötzlich stockte er und richtete sich kerzengerade im Bett auf. Es hatte noch jemand gesehen, da war er sich sicher. Als er zu der Raststätte hinübergeblickt hatte, lehnte dort ein Schwarzer mit einem Sonnenhut an der Zapfsäule der Tankstelle. Er hatte John nicht gesehen, aber vielleicht den Unfall. Doch John hatte sich nachdem es passiert war, noch einmal nach ihm umgeblickt und er war verschwunden gewesen.
John wusste nicht, das dieser Schwarze Morgan Goldwick gewesen war.
Jack stolperte und wäre der Länge nach in den nassen Sand (Matsch) geklatscht, wenn sein Vater ihn nicht mit einem groben Ruck wieder auf die Füsse gezogen hätte.
Jack hatte wieder angefangen zu weinen, er konnte nicht glauben, was sein Vater mit ihm machte. Wieso hatte er ihn hierhergebracht? Was war hier los?
"Komm, du verdammter Bengel", knirschte John und seinem Gesichtsausdruck nach zu schliessen, hätte er die helle Freude daran gehabt, wenn er Jack einfach mitten ins Gesicht geschlagen hätte. Doch freundlicherweise unterliess er das.
Sie gingen rasch über den verwilderten Strand und steuerten auf ein heruntergekommenes, kleines Holzhäuschen zu, das vor ihnen am Rande des Strandes stand.
Der Strand war übersäht von Abfall, den irgendwelche Leute liegengelassen hatten und plötzlich erblickte Jack einen Fetzen einer Zeitung, der vom wind herumgewirbelt wurde. Auf diesem Fetzen stand nur ein einziges Wort, das einmal zu einer Überschrift gehört haben musste, und dieses Wort lautete: TOT.
Jack starrte den Papierfetzen mit der schrecklichen Botschaft an und dann trieb der Wind den Fetzen davon. Tränen kullerten Jacks Wangen hinab und vermischten sich mit dem Regenwasser. Hatte John seiner Mutter etwas zuleide getan oder hatte er sie gar umgebracht?
Jack wollte es eigentlich gar nicht wissen. Doch er wusste, das er die Antwort in der kleinen Hütte am Strand finden würde.
Sie waren an ihrem Ziel. John zückte ein kleines Schlüsselchen hervor und steckte es in das Schloss, das die Tür der Hütte verriegelte. Er drehte den Schlüssel und stiess die Tür auf. Als Jack das Innere der Hütte erblickte, schrie er einen Schrei des Entsetzens hinaus.
The Dark - Das Dunkel Teil 4
Als Jack seine Mutter erblickte, wurden seine Knie weich und er drohte zusammenzuklappen. Doch John griff ihm unter die Arme und hielt ihn aufrecht.
"Wirst du nun mit mir reden, Jackyboy", flüsterte ihm sein Vater von hinten ins ohr. "Packst du nun aus?"
Jack konnte Johns Gesichtsausdruck nicht sehen, doch er wusste, das er wieder dieses eiskalte Grinsen im Gesicht hatte.
Jack konnte nichts erwiedern. Er war eifach geschockt.
Die Hütte, die sie gerade betreten hatten, war klein, es befand sich nichts darin, ausser vier Holzpflöcken, die in den sandigen Boden gerammt waren. Cindy lag, mit allen Vieren von sich gestreckt, am Boden zwischen diesen Pflöcken und beide Arme und Beine waren an einen dieser Pflöcke gebunden. Sie war vollkommen nackt und ihre weisse Haut schien in der Dunkelheit zu schimmern.
Alle Wände der Hütte waren über und über mit seltsamen schwarzen Symbolen bedeckt, die aussahen, als hätte sie jemand mit einem Feuer in das Holz gebrannt.
"Rede, Jacky, rede", die Stimme seines Vaters, wie durch Nebel, von weit her. "Wo ist das Amulett, Jacky, wo ist es? Ich weiss, dass du es weisst."
Jack schüttelte den Kopf, zu mehr war er nicht fähig. John stiess einen Wutschrei aus und versetzte ihm einen derben Schlag in den Rücken. Schmerz schoss durch Jacks ganzen Körper und er konnte hören wie sein Rückgrat ächzte.
John liess ihn los und Jack taumelte nach vorne, fiel der Länge nach in den Sand und sein Gesicht lag neben dem seiner Mutter.
"Oh Jacky, oh Jacky", flüsterte sie und Tränen kullerten ihre Wange hinunter. "Erzähl ihm nichts, erzähl ihm nichts. Wir gehen heim Jacky, wir gehen heim."
Cindy hatte einen völlig verrückten Gesichtsausdruck und ihre Augen rollten in den Höhlen. Sie muss unter dem Einfluss irgendeiner Droge stehen, konnte Jack gerade noch denken und dann riss ihn sein Vater an den Haaren auf die Füsse. Jack schrie. Sein Vater hatte ihm ein ganzes Haarbüschel ausgerissen und er spürte warmes Blut an der Seite seines Kopfes hinunterlaufen.
"Sag es mir", brüllte John und schlug Jack auf die Wange. "Sag es mir, du verdammter Bastard!"
Jack schüttelte den Kopf. Wieder schlug ihn sein Vater, diesmal noch härter. Doch Jack packte immer noch nicht aus.
Einige Schläge und Stösse später, konnte Jack nicht mehr. Sein Körper litt höllische Schmerzen und er hatte das Gefühl, als würde er gleich sterben.
"Ich sage es", es war nur ein Flüstern, das Jack herausbrachte. Blut lief in einem feinen Rinnsal aus seinem Mund.
"Endlich wirst du vernünftig", sagte John. "Also wo ist es?"
"Sie hat es geschluckt", schluchzte Jack, seine Worte waren kaum zu verstehen. "Sie hat es hinuntergeschluckt. Es ist in ihrem Magen."
"Fein", meinte John und sein Gesicht erhellte sich vor Freude, als würde man einem kleinen Kind einen Lolli schenken. Wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre, hätte Jack gelacht. "Dann werden wir es dort herausholen."
"Komm, ich will dir etwas zeigen", sagte Brad und der kleine John schaute von seinem Buch auf.
"Was denn, Papa?", fragte John und in seinen Augen blitzte Freude auf. Brad ging in die Küche und John folgte seinem Vater.
In der Küche hatte sein Vater ein Geheimfach in der Wand eingerichtet, verschlossen mit einer schweren Eichenholzklappe. Niemand, nicht einmal Johns Mutter, hatte je einen Blick hineinwerfen dürfen.
Nun öffnete Brad die Klappe mit einem kleinen goldenen Schlüssel. Er hob die Klappe (die ein lautes Knarren von sich gab) nach oben und entnahm seinem Geheimfach, das dahinter zum Vorschein kam, ein kleines Holzkistchen. Es war verziert mit aussergewöhnlichen symbolen, die aussahen, als wären sie mit Feuer in das Holz gebrannt.
"Das ist für dich", sagte Brad mit einem Lächeln und gab John das Kistchen. "Du darfst es behalten. Es ist ein Geschenk von mir, das ich dir schon lange geben wollte."
"Was ist darin?", wollte John neugierig wissen.
"Geh auf dein Zimmer und finde es selbst heraus", sagte sein Vater und ging zur Tür, weil es gerade geklingelt hatte.
John drehte sich um und ging nach oben auf sein Zimmer. Er setzte sich aufs Bett und wiegte die Kiste in seinen Händen. Sie war nicht sonderlich schwer und als er sie schüttelte, war nichts zu hören.
Langsam öffnete er sie und als er ihren Inhalt erblickte, fingen seine Augen an zu leuchten.
"Wunderschön", flüsterte er leise und zu sich selber.
Im Inneren, auf einem goldenen Kissen aus Samt, lag die schönste Kette (oder war es ein Amulett?) das John je gesehen hatte.
Er war überältigt von dessen Anblick, es schien zu leuchten, ja, sogar zu pulsieren. Es war einfach wunderschön.
Mit vor Aufregung zitternden Händen nahm er es aus der Kiste heraus. Eine goldene Kette, an der dieser schwarz-rote pulsierende Stein sass.
John hob den Stein auf Augenhöhe und blickte in den Stein hinein.
Das Innere des Steines schien zu wirbeln und zu drehen, Wolken die ineinanderfliessen. Plötzlich verzerrte sich Johns Gesichtsausdruck zu einer Fratze, er stiess einen röchelnden Laut aus und fiel auf das Bett zurück. Es wurde ihm schwarz vor Augen.
Ein paar Sekunden später schreckte er wieder hoch. Was war nur mit ihm passiert?
Er fühlte sich gut, gestärkt, frisch. Seine Augen hatten sich irgendwie verändert, alles hatte sich verändert.
John, ein achtjähriger kleiner Junge, dessen Verstand nun anders tickte als zuvor, versorgte das Amulett (das Dunkel) in der Kiste und ging hinunter in die Küche. Mis. Drewmoore sass am Tisch mit seinem Vater, sie redeten gerade über Gartenarbeiten, als John herunterkam.
"Hi Johnny", sagte Miss Drewmoore mit einem warmen Lachen im Gesicht. John sah dieses Lachen nicht, er sah nur noch eines.
Das Pulsieren ihres Herzes und er roch ihren Duft, den Duft ihrer Vagina, den Duft ihrer Liebe. Doch John wusste, das sie nicht die richtige für seinen Zweck war. Doch er würde die richtige finden, auch wenn er ewig suchen müsste.
Brad arbeitete als Archäologe. Er hatte das Kistchen in Ägypten gefunden, als er Ausgrabungen machen musste. Was hatten sie damals gesucht?
Brad wusste es selbst nicht mehr genau, er hatte zu viel um die Ohren, als das er sich an diese Woche in Ägypten hätte erinnern können. Doch an eines erinnerte er sich genau. An die Worte, die dieser schwarze Mann (Morgan) zu ihm gesagt hatte, als er das Kistchen aus einer kleinen Grube hob und den Staub von der Oberfläche blies: "Legen Sie es zurück, bitte. Verscharren Sie es wieder, tief in der Erde. Öffnen Sie es niemals!"
Der Mann hatte es wie eine Warnung ausgesprochen, in vollem Ernst. Brad fand es lächerlich. Aber geöffnet hatte er es trotzdem nie.
Cindy schrie wie ein abgestochenes Schwein als John den ersten Schnitt tat, und Jack schrie mit ihr. Rotes, dickes Blut quoll aus ihrem Bauch heraus und versickerte im Sand.
John war kein Chirurg, er hatte keine grosse Ahnung von der Anatomie eines menschlichen Körpers. Er schnitt einfach drauflos.
Ein Organ nach dem anderen riss er aus dem nun erschlafften Körper seiner Frau heraus (Niere, Leber, Darm und Milz) und ein schreckliches Durcheinander von blutigen und noch warmen Innereien bereitete sich um ihn herum aus.
Dann fand er was er so lange gesucht hatte, das Amulett, das Dunkel.
Er nahm es in seine Hand und stand auf, hielt es hoch mit blutigen Händen und sein Gesicht war irrer als das des irresten Menschen, den Jack je gesehen hatte.
"Wir haben es wieder, Jackyboy. Wir haben es!", schrie John und lachte laut in das Gewitter hinaus.
Dann senkte sich sein Blick und fiel auf Jack, der in einer Ecke der Hütte zusammengesunken war und zitterte. Er hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen, doch John sah trotzdem das er kreideweiss war und sich offensichtlich mehrmals übergeben hatte.
"Wir haben noch etwas zu erledigen, Jack. Komm, wir müssen gehen.", sagte John und stieg über das Gewirr von Gedärmen und Innereien hinweg. Er packte Jack am Arm und zog ihn auf die Füsse.
Jack konnte kaum laufen, nicht mehr denken, sein Verstand hatte sich verabschiedet. Ohne Widerstand liess er sich von seinem Vater durch den Regen zum Auto zurückschleppen.
Teil 5 folgt... Wird es der letzte sein?
Geändert von deserted-monkey (02.10.2006 um 09:25 Uhr)
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