Zitat Zitat von Dark Paladin
Wenn die Meinungen zweier Menschen aufeinandertreffen, dann sind die Meinungen zumeist nicht gleichwertig. Das heißt, dass Meinungen, bzw. Werturteile stets dem Wissenshorizont der jeweiligen Person unterliegen und es damit bei komplexen Themen (und gerade diese führen meist zu Streitigkeiten) zu Bewertungen zu unterschiedlichen Dingen kommt, obwohl man es gleich nennt, aber andere Dinge jeweils dazu verknüpft (anderes Wissen). Über Tatsachen lässt sich nicht streiten, über Geschmack auch nicht, doch wenn beides in ein undefiniertes Wirrwarr mündet, was man Diskussion nennt, dann zählt nur noch, wer die Zuhörer besser überzeugen kann und es lässt sich gut streiten. Öfters auch mit der Frage im Unterton, wer denn nun intelligenter sei.
Ob man die Ausgangspunkte bei solchen (bereits genannten) komplexen Themen als Urteil oder erweitertes Vorurteil bezeichnen will, das bleibt jedem selbst überlassen, schließlich sind es nur schwammige, aber gleichzeitig oftgenutzte Worte (will sagen: Meinung und Vorurteil hängen doch stark zusammen). Tatsache bleibt aber, dass man zur Urteilsbildung zunächst einmal von einem Vorurteil ausgeht, und sogar ausgehen muss. Unser Gehirn funktioniert eben so; Es versucht, nach Möglichkeit nach Regeln zu handeln und da wir in unserem Alltagsleben so vielen Einflüssen begegnen - die wir gar nicht alle verarbeiten und interpretieren können, mit denen wir aber umgehen müssen -, müssen wir Regeln folgen, um überhaupt Handeln zu können.
Wie können Vorurteile dabei dann noch etwas prinzipiell schlechtes sein?
Wie ich bereits erklärte, halte ich es durchaus für unmöglich, vollkommen vorurteilsfrei zu sein, eben, weil man zu jedem Thema eine Meinung haben muss, aber nicht jede Meinung gründlich genug fundieren und hinterfragen kann. Dennoch denke ich, dass das Urteil dem Vorurteil in jedem Falle vorzuziehen ist, da ersteres einfach viel häufiger der Wahrheit entspricht. Auch lässt sich mit einem Urteil die von dir bereits erwähnte Diskussion viel leichter führen, da ein Urteil mehr Hintergrundwissen vorraussetzt, was Stoff für eine solidere Argumentationsbasis bietet.
In diesem Sinne möchte ich deine Bemerkung aufgreifen, dass Vorurteile stark mit Meinungen zusammenhängen, sie aber noch erweitern um den Punkt, dass Urteile durch die Erweiterung des Wissens definiert werden.
Vorurteile sind etwas prinzipiell schlechtes, weil der Mensch mit einem Vorurteil sehr selbstkritisch umgehen muss, um ein Urteil zu erhalten. Das Vorurteil steht also der Wahrheitsfindung im Weg, da man meist vorrangig Beweise zum Belegen des Vorurteils sucht und so niemals über ebensolches hinauskommt, außer mit Hilfe einer anderen Person und der bereits genannten Diskussion.