Ich sehe es eigentlich eher umgekehrt, nämlich dass in der Makercommunity meist eher östliche Rollenspiele entwickelt werden. Das liegt weitestgehend natürlich am Maker selbst, sowie an den Ressourcen, die meist einen an Animes erinnernden Stil haben. Aber selbst wenn wir die Optik außen vor lassen, zeigt sich bei Makerspielen oft der östliche Stil.Zitat von Kelven
1. Bei vielen Spielen ist der Spielweg recht linear verlaufend. Die eigentlich zu West-RPGs gehörende Freiheit (der Versuch die Freiheiten von Pen-'n-Paper-Rollenspielen nachzuahmen) fehlt völlig. Kein Wunder, ist so eine Freiheit oftmals mit viel Aufwand verbunden.
2. Makerspiele haben wie die meisten OST-RPGs im Gegensatz zu vielen West-RPGs unrealistische Charaktersteigerungswerte (und Monstersteigerungswerte: z.B. ist der Zwerg im letzten Dungeon meist 100 mal stärker als der Drache im ersten Dungeon). Das liegt natürlich daran, dass den damaligen japischen Erfindern solcher Charakterentwicklungssysteme es nicht so wichtig war, dass der Charakter sich realistisch entwickelt, sondern, dass er sich ständig an Gegnern spürbar verbessern kann und dennoch ständig von späteren Gegnern herausgefordert wird. Außerdem haben die Entwickler Wert drauf gelegt, dass man jeden Gegner zu jeder Zeit herausfordern kann, wenn es die Story erfordert, und nicht erst dann wenn man realistisch betrachtet eine Chance haben müsste. Die meisten Makerer arbeiten genauso mit der Methode... und wenn ein Drache der erste Bossgegner im Spiel ist, den man mit Level 5 besiegen muss, dann sei es halt drum.
3. Makerspiele sind wie Ost-RPGs in der Regel reduziert. Das Inventar aller Personen wird vereint, auf Gewicht kein Augenmerk gelegt. Man kann in der Regel nur das betrachten was wirklich wichtig ist und nicht jeden Gegenstand überall sichtbar ablegen, so dass man sie auch später wiederfinden kann, wie es bei vielen West-RPGs der Fall ist. Desweiteren kann man in den meisten Makerspielen, wie auch meist in OST-RPGs üblich, von jedem Gegner Geld besorgen.
Naja, aber bevor Verwirrung entsteht. Hier erstmal meine Einteilung zwischen Ost- und West-RPGs.
West-RPGs: Rollenspiele, die in der Regel der westlichen Kultur und der westlichen Entstehungsgeschichte entspringen. Meist versuchen West-RPGs so viel wie möglich aus denm Pen-'n-Paper-Rollenspielen zu übernehmen. Das resultiert in der Regel in viel Interaktionsmöglichkeiten (vieles kann durchsucht werden, man kann meist überall Dinge ablegen usw.), viel Handlungsspielraum, nicht sehr stark ausgearbeiteten Charakteren die man sich sogar teilweise selbst zusammenbasteln kann und somit erst selbst mit Leben füllen muss - und vielem mehr. Dem westlichen Mythologieraum entsprechend und Pen-'n-Paper-Rollenspielen entnehmen, sind die viele West-RPGs in einer mittelalterlichen Fantasywelt oder einer Cyberpunk-Welt angeordnet. Der grafische Stil ist meist entsprechend und eher natürlich wirkend (je nach technischer Entwicklung der Computer). Außerdem wird oft versucht in West-RPGs den Charakter relativ natürlich zu entwickeln, so dass er am Ende nie verkappter als Halbgott durch die Gegend rumgurken kann. Die Gegner, die er vorgesetzt bekommt, sind entsprechend. Ein Drache in einem West-RPG ist fast immer gleich tötlich. Ganz gleich wann man ihm begegnet. Außerdem führen die Charaktere der meisten West-RPGs getrenntes Inventar, das auch realistisch beschränkt ist. Aber dazu gibt's ja auch die Möglichkeit Dinge abzulegen und an sicheren Stellen zu horten. Ach ja... die ersten West-RPGs wurden für Computersystme entwickelt, welche die Bedingungen, die an ein West-RPG gestellt wurden dementsprechend erfüllen konnten.
Ost-RPGs: Diese Rollenspiele entspringen aus dem japanischen Raum, und die allerersten Ost-RPGs wurden (wie soll es auch anders sein) nicht für Computer, sondern für Videospielsysteme entwickelt (sie waren hier nicht der Versuch PnP-RPGs für Computer umzusetzen, sondern Computer-RPGs für Videospielkonsolen umzusetzen). Hieraus resultieren völlig andere Probleme. Insbesonders bei den ersten Videospielsystemen war der Speicher extrem knapp. Einem Spiel z.B. jederzeit merken zu lassen wo man etwas abgelegt hat war ein Ding der Unmöglichkeit. Daher wurde viel reduziert. Gemeinsames Inventar, man kann nur noch das untersuchen und mitnehmen was wichtig ist usw. Dementsprechend auch ein Inventar ohne nennenswerte Mengenbeschränkungen. Der langen Tradition der Mangas und Animes entsprechend wurde hier viel mehr Wert auf die Story gelegt. Die Charaktere sind mehr oder weniger starr vorgegeben und detailiert ausgearbeitet. Die Handlung bestimmt in der Regel die psychische Entwicklung eines Charakters, nicht der Spieler. Auch war es den Machern von Anfang an wichtig den Spieler durch ständige Herausforderungen mit neuen Gegnern und Belohnung durch Statusaufwertungen bei Laune zu halten, wenn es schon nicht besonders viele anderen Dinge gab, die man tun konnte. Besonders wegen der Zufallskämpfe, denn für mehr war auch hier wieder kein Speicherplatz. Realismus war da passee... und wenn der Held am Ende ganze Kontinente plattmachen konnte, was soll's? Farblich entsprechend Ost-RPG oftmals dem recht bunten Animestil und Ost-RPGs enthalten viel öfter zeichentrickartige Charaktere als West-RPGs. Die Mythologie ist meist ein bunter Mix aus japanischer Mythologie und der japanischen Sichtweise über unsere westliche Mythologie.
Tjoa... das sind erstmal alle Dinge, die mir zu den beiden Spieltypen einfallen. Natürlich sind das keine Totschlagkriterien. Aber in der Regel enthalten viele Spiele entweder mehrheitlich das eine oder das andere. Natürlich gibt's inzwischen auch Spiele, die beides so sehr vermischen, dass man das kaum noch trennen kann. Aber ich denke diese Spiele sind in der Minderheit (Beispiel: Vagrant Story). Eigentlich fast überraschend, denn der Speicherplatzmangel, der bei Ost-RPGs zu Dingen wie gemeinsames Inventar usw. führt, ist inzwischen nicht mehr gegeben. Dennoch wird auch bei den meisten neuen aus Japan stammenden Rollenspielen es immer noch genauso gemacht. Und ich wette auch Final Fanatasy 14 wird noch ein gemeinsames Inventar enthalten in dem man eine ganze Kleinstadt verstauen kann. ^^
Übrigens: Es schimpft sich ja inzwischen viel "Rollenspiel". Sorry, aber viele dieser Massenmetzengames sind einfach keine richtigen Rollenspiele, sondern mehr Action-Adventures bis hin zu reinen Action-Spielen mit ein wenig Story, auch wenn sie sich Rollenspiele nennen.