Uhm, bevor ich meine Meinung aufschreibe, erstmal Statistiken geraderücken:

- täglich 250+ Tote durch Rauchen und Passivrauchen (genaue Zahl war irgendwas um 270) stehen < 15 (12 oder 13) Verkehrsopfer gegenüber, inklusive Opfer von Alkis, Quatschtanten (Handy), Übermüdeten und kurz abgelenkten Rauchern. Entsprechend fallen auch die Kosten aus (siehe Strich #3)
- in Ländern, die ein komplettes (!) Rauchverbot in der Gastronomie eingeführt haben, stieg der Umsatz je nach Land zwischen 20% und 50%.
- 1. Gleicht die Tabaksteuer nicht die Kosten aus, die Rauchen verursacht (um das zu tun, müßte die Tabaksteuer gut 8x höher sein. Oder war es 18x? Bin mir nicht mehr so ganz sicher). 2. Fließt die Tabaksteuer nur zu einem sehr kleinen Prozentsatz tatsächlich in das Gesundheitssystem. Wie klein ist der Prozentsatz? Nachdem die Steuerfinanzierung der Krankenkassen dieses Jahr gekippt worden ist, um die Verschuldungskriterien einzuhalten, verdammt klein.
- Ziele der aktuellen Antirauchenaktionen ist es einmal, daß weniger Leute mit dem Rauchen anfangen, und andererseits das Einstiegsalter drastisch zu erhöhen. Heute liegt das Einstiegsalter bei 11,3 Jahren. Das ist ein statistischer Durchschnittswert, etwa normalverteilt. Heißt: Es gibt etwa so viele Raucher, die erst später angefangen haben wie jene, die früher anfingen. Und je früher die Leute mit den Glimmstengeln anfangen, desto verheerender die Folgen für die Gesundheit. Und der Durchschnittswert bei Rauchanfängern heute ist bereits 11. Daß da über ein Verbot von Zigarettenautomaten und von der EU vorgegebenes Verbot von Tabakwerbung überhaupt noch diskutiert wird, ist ein Skandal. Äh, ich schweife ab.
- die letzte Erhöhung der Tabaksteuer hat die Einnahmen aus der Tabaksteuer sinken lassen, weil weniger geraucht wurde -> es hat etwas gebracht.
- Kollateralschäden durch Alkohol vs Tabak: Kollateralschäden durch Alkohol entsteht nahezu ausnahmslos nur dadurch, daß Gesetze übertreten werden. Sollte man vielleicht mal in die Beurteilung mit einfließen lassen. Außerdem, während Kollateralschäden durch Alkohol offenkundig ist, ist jener durch Tabak schleichender Natur und weitaus subtiler. Es gibt eine Menge wissenschaftlich fundierte Studien (Hinweis: Die Studie, nach der Passivrauchen gefährlicher sei als Rauchen, gehört da nicht zu), die jene Effekte nachweisen, bloß sind es Hunderttausende kleinerer Probleme gegen hunderte großer Fälle beim Alkohol. Im negativen Sinne punktet da Alkohol durch Qualität, Tabak durch Quantität. Bevor diesbezüglich Anmerkungen kommen: Ich verdamme Alkohol genauso wie Tabak.

So, jetzt, wie ich es die Sache sehe:
Ich rauche nur passiv, was sich leider nie vermeiden läßt. Selbst in Nichtraucherzonen auf dem Bahnhof oder in der Uni (... ...). Einzig meine kleine Wohnhöhle ist rauchfrei.
Solange in meiner Gegenwart nur wenige Personen rauchen, mir der Rauch nicht direkt ins Gesicht weht (das kann ich absolut nicht ab) und dabei noch ein Fenster auf ist, bin ich da durchaus tolerant. Zwangsweise, läßt sich ja nicht vermeiden.

Toleranz kommt übrigens vom lateinischen Verb "tolerare". Es gibt Gründe, weswegen sich Migrantenorganisationen gegen die Verwendung des Wortes Toleranz stellen, und stattdessen Akzeptanz proklamieren. Die habens nämlich erfaßt, was Toleranz bedeutet: Aushalten, erdulden, ertragen. Schlagts im Stowasser nach, wenn ihrs nicht glaubt.

Und wie gesagt, als zwangsweise Passivraucher, weil ich nichts dagegen unternehmen kann, muß ich tolerant sein.

Leider gibt es viel zu tolerieren. Es fängt doch schon als kleines Kind an, wenn man in eine Familie hereingeboren wird, wo praktisch alle Raucher sind. Irgendwelche Verwandtenbesuche, Geburtstage und co? Es wird gepafft, was das Zeug hält. Ob kleine Kinder dabei sind, völlig egal. Auf daß man die Luft schneiden kann!
Dann, daß es als Jugendlicher so ziemlich keinen Ort (Ausnahme: Bibliotheken und Geschäfte) gibt, an dem nicht geraucht wird. Gibt Gründe, weswegen ich zum Stubenhocker geworden bin.
Auch schön, Klassenfahrten in der Schule. Einmal entschieden sich die Lehrer für die deutsche Bahn, und reservierten einen Waggon, da der Zug immer recht klein war. Natürlich, weil Schulklasse 6, Nichtraucher. In den reservierten (!) Nichtraucher(!)waggon setzten sich binnen weniger Haltestellen dutzende Raucher und qualmten alles voll, weil ihnen der Raucherwaggon zu voll war. Trotz 30 Kinder. Proteste von den Lehrern? Ignoriert. Kinder, denen so schlecht wurde, daß sie sich übergeben mußten oder keine Luft mehr bekamen? Ignoriert. Freies Land und so. Über vier Stunden Zugfahrt. Und da die Klasse zusammenbleiben mußte, durften wir nicht mal in die anderen Nichtraucherwaggons. Ja, ich habe auch keine sehr hohe Meinung über meine ehemaligen Lehrer. Danke der Nachfrage.
Während der Schulzeit gabs dann auch so lustige Projektwochen, unter anderem eine Aktion, wo wir Wochen in einem Betrieb verbringen mußten. Allesamt Raucher. Kaum belüftete, enge Räume. Am Ende hatte ich Asthma (bin glücklicherweise symptomfrei, da mein Hausarzt nen Spezialist für alle Arten von Lungenkrankheiten ist, und ein entsprechend geübtes Händchen bewies. Andere aus meiner Klasse kamen nicht so glimpflich davon weg. Ich weiß von vier anderen, die ebenfalls in exakt dieser Zeit an Asthma erkrankten, und heute nicht symptomfrei sind. Zufall?)
Heute, als Student und Pendler, kann ich über Nichtraucherzonen nur traurig den Kopf schütteln. Solange die Verbote nicht kontrolliert werden, bringen sie exakt gar nichts. Setze ich den Fuß vor die Tür, weiß ich, ich werde vollgequalmt. Wißt ihr, wie es ist, wenn man an der Uni über eine Treppe im Nichtraucherbereich muß, auf der circa 20-30 Raucher sitzen? Oder sich am Bahnhof an den Gleisabschnitt stellt, der am weitesten vom Raucherbereich weg ist, und trotzdem von allen Seiten zugequalmt wird? Rauchfreie Bahnhöfe, daß ich nicht lache! Ja, ich bin tolerant, denn es gibt eine Menge zu tolerieren .