Re: Heute vor 50 Jahren: Volksaufstand!
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Original geschrieben von Hyperion
Wie seht ihr den Sinn von Aufständen gegen eine Übermacht in der eigenen Regierung? Würdet ihr selbst auch protestieren?
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Hmm... es ist schon ein ziemlicher Unterschied zwischen "Protest" und "Aufstand" - protestieren würden wir wohl alle, Demonstrationen sind ja auch eine Normalität in westlichen Demokratien, aber ein echter Aufstand? In Europa bzw. in anderen westlichen Industriestaaten wohl kaum mehr vorstellbar, denke ich.
Sind Aufstände für einen Europäer überhaupt noch denkbar? Ist es nicht eher so (und meiner Meinung nach ist es so, sonst würd ich's ja nicht schreiben *hüstel*), daß die "herrschende Klasse" - das wären wohl heutzutage Politiker - nicht ohnehin bei allen Entscheidungen eher die eigene Wiederwahl im Auge hat, und deshalb unpopuläre Maßnahmen entweder gar nicht, oder wenn schon, erst dann setzt, wenn es nicht mehr anders geht, und der Großteil des Volks das auch einsieht?
Hier in Österreich hatten wir ja in der letzten Zeit einige "Protestchen" gegen die Pensionsreform, und auch einige Streikchen - wobei immer peinlichst darauf geachtet wird, ja niemand zu sehr wehzutun und nur ja keinen bleibenden Schaden zu verursachen.
IMO sind wir in Europa schon soweit, daß es uns, trotz wirtschaftlicher Krise seit einigen Jahren, immer noch sehr, sehr gut geht, deshalb haben die Leute auch nicht wirklich einen Grund, sich aufzulehnen... vor allem ist auch die Einsicht verbreitet (die auch zutrifft), daß sich durch einen Machtwechsel nichts an der Situation ändert... alle Macht dem Volke? Nuja, wenn das Volk dann auch eine Wirtschaftskrise zu bekämpfen hat... was bringt's? Kann man gleich die Politiker an der Macht lassen, und sie halt bei Gelegenheit abwählen. Eine Junta mit anschliessender Militärdiktatur wird wohl in "zivilisierten" Ländern nicht stattfinden...
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Welchen Sinn macht eine Niederschlagung des Aufstandes?
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Wie man am Beispiel diversester Bananenrepubliken sieht - keinen.
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Ist z.B. ein solcher Aufstand nur ein Ereignis / ein Teil eines Prozesses, so kann man kaum mit einer Niederschlagung den Prozess stoppen. Wird der Prozess jedoch damit gebremst (oder beschleunigt)?
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Eher beschleunigt - wenn die Leute schon vorher bereit waren, für ihr Recht zu kämpfen, schafft man durch die Niederschlagung eher noch Märtyrer, und es kommt zu immer weiteren Aufständen... dauerhafte Destabilisierung des Regierungssystems des betroffenen Landes ist die Folge.
Ein schönes Beispiel, wie man mit "Aufständen" umgehen kann, ist die "sanfte Revolution" in den ehemaligen Ostblockstaaten nach dem Fall des Eisernen Vorhangs... friedliche Demonstrationen, und ein sanfter Übergang von einem kommunistischen Regime hin zu Demokratien (auch wenn diese Prozesse jahrelang dauerten, und teilweise immer noch nicht zu 100% abgeschlossen sind).
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Fragen über Fragen...
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Und wieder ein sehr schöner Thread von dir, wenigstens dafür ist deine Pechsträhne gut 
Und ein würdiger Rahmen für meinen 1200er