Ich schließe mich GreyWolf an. Reg. Energiequellen als Ergänzung zur Atomkraft. Allerdings auch zur Ergänzung fossiler Energiequellen. Nicht, weil ich ein Kind der Technik bin, sondern eher aufgrund der Tatsache, dass Kosten entstehen, dass reg. Energiequellen alleine uns nicht versorgen könnten. Hierzu wurde ja bereits eine Menge aufgeführt.

Nun mal zu Tschernobyl, Streicher, denn es scheint, dass du nicht ganz darüber informiert bist, wie dieser Super-GAU zustande gekommen ist. Das war imo eindeutig menschliches Versagen. Ist ja nicht so, dass der Reaktor aus einer Laune heraus entschlossen hat, in die Luft zu fliegen. Das kann man der Atomenergie einfach nicht anhängen.

Kleine Aufklärungsrunde:
Ein Kernkraftwerk erzeugt nicht nur Strom, es verbraucht ihn auch. Ein Stromausfall kann daher sehr böse Folgen für ein Kraftwerk und alles drum herum haben. Daher wurde im Jahre 1986 in Tschernobyl ein kleiner Test vollzogen: Steht im Falle eines totalen Stromausfalls genug elektrische Energie zur Verfügung, um den Reaktor sicher abzuschalten? Kann die Leistung der bei der Abschaltung langsam auslaufenden Turbine die Zeit bis zum Anlaufen von Dieselgeneratoren überbrücken? Dies sollte nun einem anstehenden Experiment geklärt werden, welches bei einem vorherigen Versuch im Block 3 bereits fehlgeschlagen ist.
Zuerst sollte die Leistung des Reaktors von ihrem Nennwert bei 3.200 Megawatt thermisch auf 1.000 MWth reduziert werden. Wie es bei einer Regelabschaltung üblich ist. Die Leistung wurde bei 1.600 MWth stabilisiert. Anschließend wurde sie weiter abgesenkt, bei 500 MWth wurde die automatische Reaktorleistungsregelung umgestellt. Aufgrund eines Bedienfehlers oder technischen Defekts sank die Leistung weiter ab bis auf nur etwa 30 MWth. Es erhöhte sich vorübergehend das Isotop Xenon 135 im Reaktorkern. Das Xenon 135 Isotop absorbiert die für eine Kettenreaktion nötigen "schnellen" Neutronen sehr stark, aufgrund der Konzentrationszunahme nahm die Leistung des Reaktors weiter ab. Durch weiteres Ausfahren von Regelstäben sollte die Leistung wieder angehoben werden, was aufgrund der mittlerweile aufgebauten Xe-Vergiftung (zu schließen auf das Isotop Xenon 135) nur bis zu etwa 200 MWth oder 7% der Nennleistung brachte. Der Betrieb auf diesem Leistungsniveau war unzulässig und es befanden sich zu wenige Regelstäbe im Kern, als dass man den Betrieb des Reaktors noch als "sicher" hätte bezeichnen können. Was wurde gemacht? Genau - der Reaktor wurde nicht abgeschaltet, sondern das kleine Experiment gestartet. Das sehe ich als "menschliches Versagen" Nr. 1 an, denn der Reaktor hätte ausgeschaltet werden müssen, unter 20% der Nennleistung durfte er nämlich nicht betrieben werden. Wurde er aber. Um die zusätzliche Last des bei Turbinenlastventilschließung anfahrenden Kernnotkühlsystems zu simulieren, wurden nacheinander zwei zusätzliche Hauptkühlmittelpumpen in Betrieb genommen. Was - natürlich - einen erhöhten Kühlmitteldurchsatz zur Folge hatte, wodurch der Dampfblasengehalt im Reaktorkern weiterhin abnahm. Die Reaktivitätsabnahme führte zu weiterem Ausfahren von Regelstäben, um die Leistung zu stabilisieren. Das war der letzte Zeitpunkt, um den Reaktor durch eine Notabschaltung retten zu können!

Nun wurde versucht, den fallenden Wasserstand in den Dampfseperatoren durch erhöhte Speisewasserzufuhr zu erhöhen. Was zu einer weiteren Unterkühlung und Abnahme des Dampfblasengehalts führte. Was wiederum durch Stabausfahren kompensiert wurde. Durch Regulierung der Speisewasser- und Turbinendampfzufuhr sollte Druck und Wasserstand stabilisiert werden. Beide Parameter hätten zu einer Reaktorschnellabschaltung geführt; entsprechende Warnanzeigen wurden jedoch blockiert. Der Reaktor befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem äußerst instabilen Zustand, in dem jede kleinste Veränderung eines Parameters scherwiegende Folgen haben konnte. Man begann mit dem eigentlichen Test. Das Haupteinlassventil der Turbine wurde geschlossen und somit dem Generator, dessen Auslaufenergie man messen wollte, die Kraftzufuhr genommen. Dadurch wurde die Wärmeabfuhr aus dem Reaktor unterbrochen, die Temperatur stieg an und Kühlmittel verdampfte. Im Gegensatz zu Leichtwasserreaktoren westlicher Bauart, in denen das Kühlmittel gleichzeitig Moderator ist, haben Reaktoren des RBMK-Typs im unteren Leistungsbereich einen positiven so genannten "Dampfblasenkoeffizienten". Das bedeutet, dass mit zunehmendem Verdampfen des Kühlmittels die Reaktivität des Reaktors steigt. Und das geschah auch in Tschernobyl. Der dadurch wachsende Neutronenfluss bewirkte einen verstärkten Abbau der im Kern angesammelten Neutronengifte (insbesondere Xe 135). Dadurch stiegen Reaktivität und Reaktorleistung immer schneller an, wodurch wieder größere Mengen Kühlmittel verdampften.

Schließlich löste der Schichtleiter manuell die Notabschaltung des Reaktors aus. Bumm.

Sollen wir jetzt Menschen gegen Roboter austauschen?