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Veteran
Ein ewiges Thema: Vater und Sohn. 'Ne zeitlang war es bei mir ähnlich, nicht ganz so verfahren aber schon ziemlich arg. Gratulationen zu Geburts- und Feiertagen kamen von mir nur, um meiner Mutter einen Gefallen zu tun. Was hat letztendlich den Ausschlag gegeben das heute wieder alles im besten Lot ist? Es musste krachen. Und zwar ordentlich. All die angestauten Gefühle, Agressionen und Frustrationen mussten raus. Als älterer von zwei Brüdern war ich Vorreiter für meinen Bruder, der schnell gelernt hatte wie man eine solche Situation ausnützt. Nicht das er ein "vorbildlicher" Mensch geworden wäre, sondern durch Lügen sich ins rechte Licht rückte und geschickt hinter mir zu verstecken wusste. Mir geht eine solche Schleimerei gegen den Strich, aber ihm ging es nur um den äusseren Schein, das Lieblingskind zu sein. Bis ich ihn eines Tages eiskalt auflaufen ließ - mein Vater hielt mir mal wieder einen Vortrag das ich ja mal meinen Bruder als Vorbild nehmen sollte, der würde ihm den Kummer ja ersparen den ich ihm immer bereiten würde - bla, bla, blubb. Da klärte ich ihn mal darüber auf, wie die Realität im Leben meines Bruders aussehen würde und das ich von nun an keine Lust mehr hätte ihm den Rücken freizuhalten. Ich konnte ihm klipp und klar sagen das ich nur nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen leben würde und mir keiner reinreden wird. Niemals. Ich stehe zu dem was ich mache, und wenn was schiefläuft übernehme ich die Verantwortung dafür. Entweder er nimmt mich so wie ich bin oder er läuft weiterhin einer Illusion nach, in welcher ich ihm Enkel schenken würde und nach seinen Vorstellungen leben sollte. Das hatte gesessen. Nachdem dann mein Bruder zerpflückt wurde konnte ich auch mit ihm einen Neuanfang starten und unterstütze ihn heute wo ich nur kann (siehe Sig). Er lebt jetzt auch viel freier und ist froh sich nicht mehr hinter einem Lügengebilde verstecken zu müssen. Meine Eltern hatten es kapiert: Entweder sie nehmen ihre Jungs so wie sie wirklich sind und werden glücklich, oder sie stellen unrealistische Anforderungen und versauern.
Das ganze hätte auch anders ausgehen können. Wäre mir aber egal gewesen, ich wollte Gewissheit über die Situation haben und hatte es bewusst darauf ankommen lassen. Hätte mein Vater nicht kapiert worum es ging hätte ich den Kontakt abgebrochen und gut is. Dieses Kasperletheater hätte nicht mehr länger gepasst. Nur bin ich trotzdem froh das alles gut ausgegangen ist. Geht nichts über den Zusammenhalt in einer Familie, die keine Geheimnisse mehr voreinander hat und endlich frei über alles sprechen kann. Nur, um Frieden zu bekommen muss man auch mal in den Krieg ziehen.
Warum ich das alles schreibe, lieber Agamemnon? Nun, ich kenn die Situation der Familienidiot zu sein und ein Geschwisterchen als leuchtendes Vorbild vorgehalten zu kommen. Das ist unerträglich und einfach nur destruktiv. Was mir geholfen hat: Immer an mich zu glauben und ich selbst zu sein. Ist nicht immer einfach, aber die Wahrheit zu kennen und zu seinen eigenen (Misse)Taten zu stehen ist immer noch besser als einen Schein zu wahren den es nicht wirklich gibt. Und mal auf den Tisch zu hauen und ihm klipp und klar zu sagen was Sache ist.
Sag ihm das es dich nicht wirklich interessiert was er über dich denkt und er sich solche Mails wie die Geburtstagssache sparen kann. Spar dir Vorwürfe an ihn und gehe nur von dir selber aus. Entweder - oder. Stell ihm ein Ultimatum - nicht nur Zeitlich, sondern auch in seiner Endgültigkeit. Halte ihm vor Augen was er verlieren könnte - aber auch, was er zu gewinnen vermag.
Ich meine zwischen deinen Zeilen herauszulesen das Dir seine Annerkennung - um deiner Selbst Willen - wichtig ist. Erzwingen kannst Du das nicht - aber mit offenen, harten und dennoch freundlich gesprochenen Worten kannst Du die Achtung vor dir selbst bewahren - und vielleicht auch seine Anerkennung gewinnen
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