der folgende beitrag könnte ein paar spoiler zu FF6 enthalten ...
das leitmotiv von FF6 ist schuld. shadow symbolisiert wie kein anderer das gesamte spiel und die thematik der story.Zitat
mir geht es einfach um die ganze atmosphäre seiner geschichte. es hat so etwas von irgendwelchen, längst in vergessenheit geratenen sommernachtsgeschehnissen, die langsam aber sicher wieder ans tageslicht kommen und shadow quälen. mich hat es einfach fasziniert, wie jemand ein so tiefes schuldempfinden gegenüber seinem freund hat, wie sich sein eigenes leben durch eine entscheidung, die aus freundschaft getroffen wurde, so drastisch in eine hölle auf erden verwandelt. dabei ist es ein dilemma, denn es ist nicht schwer sich vorzustellen, was passiert wäre, hätte er seinen freund wirklich umgebracht.
shadow ist der am weitesten entwickelte charakter des spiels meiner meinung nach, weit mehr als terra, celes oder sonst wer, und es ist schon eine kunst so etwas hinzubekommen, bei den wenigen worten, die er verliert. das merkt man auch daran, dass fast alles, was er sagt, irgendetwas besonderes ist, irgendetwas tiefgründiges zum nachdenken, jedenfalls wenn man es auf die gegebenen situationen im spiel bezieht.
shadow ist komplexer als es auf den ersten blick scheint. er vereint mehrere einzelgeschichten in sich, die alle miteinander zusammenhängen. wem ist denn schon z.b. beim ersten durchspielen aufgefallen, dass er der vater von relm ist ? das ist so intelligent gemacht. wie interceptor, das "the dog eats strangers"-tier plötzlich mit dem kleinen mädchen spielt und man erst viel später darauf kommt, was das eigentlich zu bedeuten hat. vor relm hält er sich zurück, denn er weiß, dass er kein guter vater wäre und da sie davon nichts mitbekommen hat, wird die wahrheit erst gar nicht gesagt.
ferner hat es mich beeindruckt, wie shadow mit seinem problem umgeht. er lässt alles hinter sich, versucht eine neue identität aufzubauen, doch der gute alte clyde, ein verschrobener wenn auch ehrenwerter bankräuber holt ihn aus seinem früheren leben ein.
das merkt man auch schön daran, wie er terra den ratschlag gibt:
"there are many like me out there who have killed there emotions. remember that."
er möchte seinem ruf gerecht werden, den seelenlosen killer spielen, doch letztenendes ist er auch nur ein mensch, und zwar einer mit einer verdammt nochmal traurigen vergangenheit. in der szene auf dem schiff zeigt er sich gegenüber terra geradezu nett, gerade wegen diesem ratschlag und dem vorangegangenen dialog, auch wenn er das überhaupt nicht beabsichtigt hat.
das alles, sein ganzes leben, gipfelt sozusagen im abspann, als er sich das leben nimmt. er sagt, er wolle nicht mehr davonlaufen und findet im tod seinen frieden mit sich und vor allem seinem freund. endlich kann er mit der sache im wald abschließen. das ist es, was mich so bewegt hat: eigentlich ist es eine so traurige sache, denn diese figur stirbt, doch sie sieht den tod nicht als etwas negatives, sondern als eine art erlösung von all dem leid. zusammen mit seinem musikalischen thema (welches übrigens direkt nach relms gespielt wird -_^) welches sich plötzlich nichtmehr so trostlos, sondern ehren- oder auch heldenhaft und mutig anhört, war das schon ein extrem emotionaler moment.
interessant fand ich auch, wie er ja nie wirklich zur gruppe gehört hat. dieses gefühl verfolgt mich bis heute, diese atmosphäre, die ihn umgibt: in FF6 gibt es eine storyline, in der die welt bedroht wird, ja sogar untergeht und danach das, was davon übrig blieb terrorisiert wird ... aber kümmert es shadow ? die größte aller katastrophen scheint ihn nicht im geringsten zu stören, denn er hat angeblich keine emotionen mehr. die wirklichkeit kommt nur im seltenen bezug zu anderen charakteren zum vorschein. shadow hat sozusagen immer sein eigenes ding gemacht, und das ist auch im abspann nicht anders. während die anderen, eigentlich mit ihm, erfolgreich waren und kefka vernichtet haben, flüchten alle voller hoffnung zum rettenden falcon, überwinden den einstürzenden turm. und in diesem gemix aus emotionen, den man schon normalerweise in einem guten RPG am ende hat, bleibt shadow einfach stehen. er geht nicht mit den anderen, denn obwohl noch so viel gutes in ihm steckt, wird clyde nie mehr vollends zurückkommen können. was sollte er auch mit dem rest der party anstellen ? clyde vielleicht, aber shadow schien nie wirklich in die welt von FF6 zu passen. deshalb halte ich ihn ja auch für einen sehr genialen charakter.
er ist einer der tiefgründigsten figuren die ich überhaupt kenne, und das will was heißen. dieses gefühl konnte mir bisher kein zweiter geben, was wohl auch mit dem vergleichsweise düsteren setting von FF6 zusammenhängt. ich könnte stundenlang nur über shadow schreiben, aber das hier sollte erst einmal reichen. ich hoffe, du kannst meine ansichten diesbezüglich nun etwas besser nachvollziehen.
btw., weiß jemand noch, wie der freund von clyde hieß ? ich bin mir relativ sicher, dass es irgendetwas mit "B" war ...